Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)
Krallen stutzt!« Drought legte seinen hageren Kopf schief und musterte Nell. Seine Augen waren überdacht von buschigen Augenbra uen, die sich zusammenzogen, so dass sie jetzt einen einzigen schwarzen Strich bildeten. Er lächelte messerscharf. »Warum lauschen Sie an der Tür?«
»Ich verstehe Sie nicht ...«
»Ich habe Sie eine ganze Weile vom Treppenabsatz aus beobachtet. Sie stehen hier rum und belauschen den Herrn, anstatt ihre Arbeit zu tun.«
Einen Moment lang war Nell versucht, ihm von den grauenhaften Geräuschen zu erzählen. Sie würde mit irgendwem darüber reden müssen. Drought musste die Wölfe auch gehört haben, falls er sie tatsächlich beobachtet hatte. Warum, sagte er nichts dazu und tat so, als sei nichts geschehen? Es waren – lieber Himmel – unzweifelhaft WÖLFE! , oder zumindest große Hunde gewesen. Das konnte er nicht überhört haben.
»Wie lange sind Sie jetzt in diesem Haus, Miss Nell?«
Drought stank aus dem Hals, und Nell drehte sich der Magen um. Sie ordnete ihre Kleidung und Haare und versuchte, sich ihren Ekel nicht anmerken zu lassen. »Zehn Monate, aber damit sage ich Ihnen nichts Neues. Ich stellte mich im November 1838 vor. Es lag Schnee und war bitterkalt und ...«"
»Papperlapapp!«, unterbrach Drought. »Ob es kalt war oder nicht, interessiert mich nicht. Zehn Monate also. Zehn überflüssige Monate! Über Ihre Vergangenheit ist mir nichts bekannt , und Referenzen haben Sie auch nicht. Seit zehn Monaten frage ich mich, warum Sir Blackhole Sie in seine Dienste nahm. Wie man sieht, sind Sie nicht einmal fähig, ihm seinen Tee zu servieren.«
»Sir Blackhole ist mit meinen Diensten seh r zufrieden.« Nell stockte » und sogar Ihre Intrigen haben nichts daran ändern können.«
»Vergessen Sie n ie, mit wem Sie reden, Kindchen «, schnarrte Drought , und das Grinsen wich einem Zähnefletschen.
Für eine Weile schwiegen sie, zwei Schemen im Dämmerlicht des Hauses.
»Und nun räumen Sie diesen Dreck auf, bevor S ir Blackhole davon Wind bekommt. « Drought machte eine fahrige Bewegung und kreuzte seine Arme vor der Livree.
Nell bewegte sich nicht.
»Haben Sie nicht gehört, was ich Ihnen befohlen habe?«
Die schmale Gestalt des Butlers ragte vor Nell auf, sein Habichtgesicht war ein Schattenriss, und seine starren Augen leuchteten im Schein einer sterbenden Kerze.
»Sie sind ein Mistkerl, Drought. «
Drought zog seine Uhr aus der Westentasche und klappte den Deckel auf. »Es ist fünfzehn Minuten über die Zeit. Sir Blackhole wird Ihnen kündigen , und ich werde seine Entscheidung unterstützen!«
»Sie wissen, dass ich nicht gelauscht habe. Ich mache meine Arbeit gut und bin gegenüber Sir Blackhole absolut loyal. Sie müssen sie auch gehört haben, die Geräusche ...«
»Die einzigen Geräusche, die ich höre, sind Ihre Unverschämtheiten.«
»Und das Heulen? Das müssen es auch gehört haben.«
Klack! , schloss er die Uhr und steckte sie ostentativ in seine Westentasche. »Und nun sputen Sie sich. Oder erwarten Sie etwa von mir, dass ich diesen Dreck aufwische?«
Nell biss sich auf die Zähne, ging in die Hocke und schob die Scherben zusammen. Ihr Kopf schnellte hoch. »Warum, Drought? Warum hassen Sie mich?«
Der Butler verzog den Mund. »Räumen Sie auf und verwinden danach. Heute werde ich Sir Blackhole den Tee servieren. Irgendwer muss ihm die Verspätung schließlich erklären.« Er machte kehrt und stolzierte davon.
Nell schlug die Tür zu und lehnte sich dagegen. In ihren Ohren rauschte es , und sie bebte vor Zorn.
Sie plumpste auf die Bettkante und stützte ihre Ellenbogen auf die Knie. Den Kopf in die Handflächen gelegt dachte sie nach.
Sie hatte diese Geräusche gehört. Daran gab es nichts zu deuten. Ihr Verstand war völlig in Ordnung, mochte dieser Schweinehund Drought auch etwas anderes behaupten.
Seitdem sie in Blackholes Dienste getreten war, schikanierte der Butler sie. Mehr als einmal hatte sie die Segel streichen wollen, dann aber erkannt, dass Trotz sie nicht weiter brachte.
Drought würde dafür sorgen, dass Adrian Blackhole sie feuerte.
Und wenn schon …
Der düstere Butler war ein grauenvoller Mann.
Er würde sie nie in Ruhe lassen und jede Gelegenheit nutzen, sie zu quälen, zu kritisieren und zu missachten. So machte er es, seitdem sie in Blackholes Diensten stand , auch wenn sie anfangs gehofft hatte, das Eis zwischen ihnen würde tauen. Vielmehr war es dicker geworden und undurchdringlich.
Vielleicht war es
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