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Mystic

Mystic

Titel: Mystic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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zu drehen, ihr war, als sähe sie wirre Bilderfetzen einer längst vergangenen Nacht, aber sie schrie nicht.
    »Gefallen dir Persephones Brüste?«, brachte sie noch einmal flüsternd heraus.
    Er grunzte vor Befriedigung, drückte ihre Brustwarze zwischen zwei Fingern zusammen und ließ seine Hand dann über ihren Bauch hinuntergleiten, um die Handfläche zwischen ihre Beine zu pressen. Sie wand sich und schrie auf. »Nein!«
    Die andere Hand des Monsters ließ das Beil fallen, und im selben Augenblick waren seine Finger wie ein geknotetes Seil um ihre Kehle geschlungen. »Weshalb nicht?«, zischte er. »Du hast doch immer gesagt, Vögeln sei die beste Art, der Kraft nahe zu kommen, Angel. Jedes Mal ein Stück weiter auf der anderen Seite, hast du gesagt. Ich war dein Fährmann, hast du gesagt. Ich habe dich gerudert!«
    Andie wehrte sich nicht, sondern nahm wieder den verständnisvollen Blick an.
    »Du warst mein Fährmann, Charun«, flüsterte sie. »Erzähl mir von unserem Seil. Erzähl mir, wie ich auf die andere Seite kam.«
    Durch die Haube hindurch wurden seine Augen ruhiger und glasig. Seine Hände lockerten sich um ihre Luftröhre. »Du wolltest es immer fest um unseren Hals, ganz fest, während wir vögelten, Angel«, sagte er.
    »Hilf mir, mich zu erinnern«, bat Andie inständig. »Du hast mich am anderen Ufer zurückgelassen, aber ich kann mich nicht mehr erinnern. Hilf mir, mich zu erinnern.«
    »Wir rauchten, bis uns der Kopf platzte«, antwortete er. »Du sagtest, die Drogen würden uns schneller dorthin bringen. Dann hast du mich den Strick fester und fester ziehen lassen. Du sagtest, der Orgasmus sei der allererste Augenblick des Lebens. Du sagtest, wenn wir im ersten Augenblick des Lebens an die Grenze des Todes kommen könnten, dann würde sich vielleicht für einen Moment alles in der Schwebe halten, und wir könnten sehen …«
    »In die Ewigkeit?«, fragte Andie.
    »Ja«, keuchte er.
    »Aber ich ging auf die andere Seite und ließ dich zurück, nicht wahr?«
    Seine Hände fielen von ihrer Kehle ab. »Ja«, keuchte er noch einmal.
    »Du hast die Zeremonien der Squaw«, erinnerte sie ihn. »Du kannst jetzt hinübergehen.«
    »Wir werden rauchen und sie vollziehen«, sagte er heiser. »Wir werden rauchen und den Geistertanz tanzen. Der Alte hat gesagt, wir werden die andere Seite sehen! Und Vater hat es auch gesagt. Lawton hat gesagt, es gehörte ihnen. Sie haben uns das Geheimnis weggenommen.«
    Er sprang auf die Füße und schüttelte die Fäuste gegen den Himmel. »Lawton hat mir die Macht zu töten gegeben. Jetzt werde ich mir die Macht über den Tod zurückholen!«

43
    Samstag, 24 . Mai
    Nach Mitternacht flutete noch mehr Hitze aus dem mittleren Atlantik nach Norden, eine schwerfällige, stickige Luftmasse, die auf Vermont lastete. Ein roter Hof umgab den untergehenden Mond. Fern im Westen hörte Gallagher es donnern. Drei Truthähne kollerten an verschiedenen Plätzen unten am Bluekill River. Darauf erfolgte der Schrei einer Eule. Das Wechselspiel zwischen dem Rumoren des Himmels und den Rufen der balzenden Vögel machte ihm hohle, ominöse Stellen in seinem Bauch spürbar, von deren Existenz er nicht einmal gewusst hatte.
    »Omen«, murmelte Gallagher vor sich hin. Nach so vielen Jahren, in denen er sich als eigensinniger Voyeur in der Welt herumgetrieben und die Legenden und Geheimnisse der verschiedensten Kulturen festgehalten hatte, wurde er schließlich gezwungen, seinen eigenen Mythos zu leben. Many Horses war seine Göttin. Die Morde von Lawton Gallaghers epische Reise. Er war der ratlose Perseus, der seine Andromeda suchte, die von den Mächten des Wahnsinns gefangen war.
    Gallagher griff nach der Schrotflinte, die er in einem von Andies Schränken gefunden hatte, und stieg in den Geländewagen, den er am Flughafen in West Lebanon gemietet hatte. Bodennebel waberte zwischen den Birken, die die River Road säumten. Eine Abteilung Polizisten hielt eine Straßensperre in der Nähe der überdachten Brücke besetzt. Einer von ihnen war der vierschrötige Beamte, der ihm geholfen hatte, Potters Leiche aus dem Bluekill River zu ziehen. Dem erzählte er, er könne nicht schlafen. Der Beamte fragte ihn, ob die Flinte, die er bei sich hatte, geladen sei, worauf Gallagher glatt log und mit Nein antwortete.
    Abgesehen von ein paar langsam umherfahrenden Streifenwagen lagen die Straßen von Lawton beinahe verlassen da. Hier und da eilten einsame Gestalten durch die beginnende Morgendämmerung

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