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Mystic

Mystic

Titel: Mystic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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über eine Versöhnung zu phantasieren.
    Hundertmal täglich hatte er sich in den sechs Monaten, die Emily in Mexiko gewesen war, eine Versöhnung ausgemalt. Mindestens zehnmal täglich hatte er daran gedacht, hinzufliegen und sie zu suchen. Doch irgendetwas in ihm hatte ihn immer zurückgehalten. Ein Teil von ihm wusste, dass sie aus freien Stücken zurückkehren musste. Nur dann konnte ihr gemeinsames Leben weitergehen, eine Partnerschaft, die auf dem Papier perfekt aussah und bis auf eine kurze, raue Zeitspanne perfekt funktioniert hatte.
    Emily schickte Jerry zum Mittagessen, dann schloss sie die Tür hinter sich.
    »Mexiko steht dir gut«, sagte Gallagher, nicht nur ein bisschen nervös. »Mensch, du strahlst ja richtig!«
    Er kam hinter dem Schneidetisch hervor, um sie in den Arm zu nehmen. Sie eilte nicht auf ihn zu, um ihn zu umarmen, ließ es jedoch zu, dass er seine Arme um sie legte. Er zog sie an sich, und sein Bauch stieß gegen einen großen, runden Ball.
    Gallagher trat einen Schritt zurück, während ihn Erleichterung und Angst überfluteten und ganz, ganz tief drinnen ein kleines Rinnsal von etwas Warmem, Hoffnungsvollem spürbar wurde, das er nicht verstand. »Du bist schwanger«, sagte er heiser.
    »Fünfter Monat«, erwiderte sie fröhlich. Sie legte die Hände auf den Bauch, und in ihrem Lächeln drückte sich Entzücken aus. »Vor einer Woche hat es angefangen, sich zu bewegen. Es ist unglaublich.«
    »Hier«, sagte Gallagher und zog einen Stuhl heran. »Du solltest dich hinsetzen.«
    Er starrte auf ihren Bauch und spürte, wie das Rinnsal Hoffnung zum Fluss und dann zum Strom anschwoll. Emily erinnerte ihn an die Fruchtbarkeitsgöttinnen, die auf den Tempelwänden in Athen abgebildet sind. Er wollte noch einmal ihren Leib berühren.
    Emily fing seine Hand mitten in der Luft ab. »Es ist nicht dein Kind, Pat.«
    Der Strom verdampfte, und eine große, kahle Kluft tat sich zwischen ihnen auf. »Nein, natürlich nicht.«
    Irgendwie gelangte er auf seinen Stuhl hinter dem Schneidetisch zurück, ohne hinzufallen. Durch das, was wie das Summen eines Bienenschwarms klang, hörte er Emily über das Geschehene berichten. In ihrer ersten Woche in Mexiko lernte sie einen Rechtsanwalt und seine unfruchtbare Frau kennen. Noch bevor sie sie einen Monat kannte, bot sie ihnen an, ein Kind für sie auszutragen. Sie schlief mehrmals mit dem Rechtsanwalt, während seine Frau zusah. Dann verließ sie die Hauptstadt und reiste ins Landesinnere, mit dem Versprechen, sich sofort zu melden, wenn ihre Regel ausblieb.
    »Doch als es dann so weit war, konnte ich es nicht mehr tun«, sagte Emily.
    »Du hast es ihnen nicht gesagt? Du hast ihnen ihr Kind gestohlen?«
    »Es ist mein Kind!«, sagte sie scharf. »Es wächst in mir. Wer der Vater ist, spielt keine Rolle.«
    Eine unsichtbare Hand drohte Gallagher zu zerdrücken. »Es hätte unser Kind sein können«, murmelte er. »Dann hätte es eine Rolle gespielt.«
    Emilys Augen wurden schmal und hart. Sie blätterte in einem braunen, ledernen Tagebuch herum.
    »Nein, hätte es nicht«, sagte sie schließlich, während sie ihm ein Konvolut Scheidungspapiere reichte. »Als ich nach Mexiko ging, da dachte ich zuerst noch, dass wir wieder zusammenkommen könnten. Doch je mehr ich über dich nachdachte, umso klarer wurde mir, dass das unmöglich ist.« »Aber warum?«
    »Weil du nicht an ein Leben nach dem Tode glaubst«, sagte Emily.
    »Was hat das denn mit dem allen zu tun?«, rief er aus.
    »Es ist ein Kreislauf, Pat«, antwortete Emily ruhig. »Um an ein Leben nach dem Tode zu glauben, musst du zuerst an dieses Leben glauben, was den Glauben einschließt, dass die Liebe stärker ist als der Tod. Irgendwie hast du es nicht geschafft, dich bedingungslos auf unsere Liebe einzulassen und an sie zu glauben, und damit hast du ihren wahrhaftigsten Ausdruck zerstört: unser Kind.«
    Sie wartete, bis ihre Worte in sein Bewusstsein sanken. Dann strich sie sich mit den Händen über den Bauch und sagte: »Dies hätte dein Leben nach dem Tode sein können, Pat.«
     
    Das ganze darauffolgende Jahr hatte Gallagher wie betäubt an Flüssen überall im Land gestanden und geangelt wie ein trotteliger Gelehrter, wobei er sich einzureden versuchte, dass Emily sich irrte, dass sie die gemeinsame Ehe gebrochen und in einem monströsen Akt der Selbstbestätigung irgendeinem Fremden das Sperma gestohlen hatte.
    Als er jetzt auf dem Teppich vor Andies Schrankzimmer lag, hörte er Emilys Worte immer

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