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Mythica 06 - Goettin des Sieges

Mythica 06 - Goettin des Sieges

Titel: Mythica 06 - Goettin des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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man sich da nicht eher fragen, warum ein König sich von seinem Champion lossagt?«
    Kat stieß ein sarkastisches Lachen aus. »Wahrscheinlich aus Arroganz, Eitelkeit und Gier. Sind Könige nicht besonders anfällig für diese Dinge?« Im Stillen sang sie den mitreißenden Refrain von »God Bless America«, doch dann musste sie plötzlich an die aktuelle amerikanische Politik denken, und das Lied in ihr endete abrupt.
    Odysseus’ Augen blitzten. »Und dennoch sagt man, Euer Vater hätte keine dieser Eigenschaften. Im Gegenteil – er gilt als weiser, ehrenwerter König, den sein Volk sehr liebt.«
    »Er ist nicht der einzige König, den ich kenne«, erwiderte Kat schnell und hoffte inständig, dass sie damit nicht von einem Fettnäpfchen ins nächste trat. Nicht zum ersten Mal wünschte sie, ihre Collegezeit wäre nicht ganz so lang her und sie hätte in ihrem Weltliteratur-Kurs hin und wieder mal zugehört.
    »Es heißt, Ihr wart mit dem Sohn von König Sardis verlobt«, sagte Odysseus.
    Ach du heilige Scheiße! Sie war verlobt? Und das mit keinem Geringeren als einem König? Wow. Kat schluckte schwer. Warum, zur Hölle, hatte Venus sie nicht besser vorbereitet? »Ähm, ich möchte lieber nicht über mein Leben, äh, davor reden«, stammelte sie.
    Odysseus senkte den Kopf – vermutlich nahm er stumm zur Kenntnis, dass Kat ein ziemlich verdorbenes Leben geführt hatte.
    »Also, was war Briseis für ein Mädchen?«, fragte Kat und wechselte somit das Thema.
    Odysseus zog fragend die Augenbrauen hoch. »Sie war eine Kriegsbraut – schön und gehorsam.«
    Jacky schnaubte laut, was den berühmten Helden zum Lächeln brachte.
    »Wie ist sie mit Achilles klargekommen?«, fragte Kat.
    »So wie alle Frauen mit ihm klarkommen«, antwortete Odysseus vage. Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: »Achilles ist ein großartiger Krieger.«
    »Es gibt Wichtigeres im Leben als Krieg«, meinte Kat.
    »Seit Paris Helena geraubt hat, gibt es nichts Wichtigeres mehr«, widersprach er. »Weder in meiner noch in Eurer Welt.«
    »Vielleicht ist es Zeit, dass sich das ändert.«
    Odysseus bedachte sie mit einem durchdringenden Blick. »Hat Athene Euch geschickt, um uns den Sieg über Troja zu gewähren?«
    Nein, eigentlich bin ich hier, damit Achilles sich aus dem Krieg zurückzieht und die Trojaner den Krieg so bald wie möglich gewinnen, dachte Kat, antwortete aber stattdessen: »Wie Athene gesagt hat, bin ich wegen Achilles hier.«
    »Natürlich seid Ihr das.« Odysseus’ Tonfall war deutlich anzuhören, dass er nichts weniger glaubte als das.
    Inzwischen war die Küstenlinie nicht mehr flach und sandig, sondern grün und hügelig, und Kat war froh, dass sie und Jacky im Gänsemarsch hinter Odysseus hergehen mussten, was eine Unterhaltung unmöglich machte. Dann wichen die sanften Hügel plötzlich einer erstaunlich großen Bucht – wenn auch nicht ganz so groß wie der Hafen, in dem die griechische Flotte vor Anker lag. Sie war von einem Ring gewaltiger, spitzer Korallenfelsen umgeben, und zwischen den Felsen konnte Kat weitere Schiffe ausmachen, allesamt mit schwarzen Segeln. Bei etwa dreißig hörte sie auf zu zählen. Der Strand vor der Bucht war mit Zelten übersät.
    »Achilles’ Zelt ist das dort drüben, das der Bucht am nächsten liegt.« Odysseus verlangsamte seinen Schritt, so dass Jacky und Kat neben ihm die Seeseite des Lagers entlanggehen konnten, auf das riesige Zelt zu, das ein Stück abseits von den anderen stand. Die Planen waren so hellgelb, dass sie fast golden wirkten, und auf beide Seiten war ein majestätischer Adler gemalt.
    Achilles stand vor seinem Zelt in einem kleinen Kreis von Männern, in dessen Mitte jemand auf einer Bank saß.
    »Wie nett von ihm, dass er auf uns gewartet hat«, murmelte Jacky. »Der Typ braucht echt eine Lektion in Höflichkeit.«
    Kat seufzte nur, stimmte Jacky im Stillen aber zu.
    Sie hatten zu Achilles aufgeschlossen, aber er schien sie mal wieder nicht wahrzunehmen. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem, was auch immer sich in dem Kreis abspielte, und Kat überlegte gerade, ob sie ihn fragen sollte, wo sie schlafen würden, oder ob sie einfach in sein Zelt gehen und sich dort umsehen sollten, als ihr plötzlich klarwurde, warum Achilles und die anderen den Mann auf der Bank anstarrten. Er hatte eine klaffende Wunde am linken Oberarm, die ziemlich heftig blutete. Ein alter, kleiner Mann kramte in einem schäbigen Strohkorb herum, und dann, mit einem triumphierenden Grunzen, zog er

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