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Mythica 06 - Goettin des Sieges

Mythica 06 - Goettin des Sieges

Titel: Mythica 06 - Goettin des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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stand näher vor der Göttin, und ihn konnte Kat deutlich ausmachen. Auf den ersten Blick wirkte er recht gewöhnlich – durchschnittliche Größe, braune Haare, schöner Körper, was dank seiner kurzen Ledertunika gut zu sehen war. Äußerlich hatte er nichts Besonderes an sich, doch als er sprach, fühlte Kat sich sofort zu seiner kultivierten, intelligenten Stimme und seinen scharfsinnig glitzernden Augen hingezogen. Er ging auf die Göttin zu, bis er nur noch wenige Schritte von ihr entfernt war, dann sank auch er auf ein Knie, neigte aber nicht ehrerbietig den Kopf wie die anderen Männer, sondern drückte die rechte Faust auf sein Herz und lächelte Athene voller offensichtlicher Zuneigung an. Seine ersten Worte sprach er so leise, dass Kat die Ohren spitzen musste, obwohl sie direkt neben der Göttin stand.
    »Gegrüßet seid Ihr, Athene, meine Göttin. Es ist lang her, dass Ihr mir das letzte Mal erschienen seid, und ich habe Euch schmerzlich vermisst.«
    »Es ist nur recht und billig, dass du mich vermisst, Odysseus. Als Favorit einer Göttin bist du von ihren Launen abhängig, nicht sie von deinen, wie es mit einer sterblichen Frau der Fall wäre.« Athenes Stimme klang hart, aber in ihre Augen trat ein unglaublich zärtlicher Ausdruck, als sie zu Odysseus hinabsah.
    »Ihr närrischen Myrmidonen!«, blaffte der große Mann die anderen Krieger mit tiefer, grimmiger Stimme an. »Wie konntet ihr Athene, die Göttin des Krieges, für Hera halten?« Er kniete sich neben Odysseus und neigte respektvoll den Kopf. »Gegrüßet seid Ihr, Athene! Vergebt meinen Männern. Ihre Gehirne waren zu lang der trojanischen Sonne ausgesetzt. Sie wollten Euch nicht beleidigen.«
    »Ich vergebe ihnen, Achilles. Du und Odysseus dürft euch erheben.«
    Achilles! Der Name jagte Kat einen Schauer der Aufregung über den Rücken. Dann stand er auf, und als sie sein Gesicht sah, stockte ihr der Atem.
    Ihr erster Gedanke war, dass sie durchaus verstehen konnte, warum junge Frauen Angst vor ihm hatten. Ihr zweiter Gedanke war, wie, zur Hölle, er in dieser altertümlichen Welt ohne Bluttransfusionen oder Penicillin so viele Wunden überlebt hatte. Kat gab sich alle Mühe, ihren Gesichtsausdruck neutral zu halten. Sie hörte Jackys leises »huch«, wusste aber, dass die Krankenschwester damit nicht etwa Angst oder Entsetzen ausdrückte, sondern sich die gleiche Frage stellte.
    Kat hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen, dass sie Achilles kränken könnte. Er nahm sie überhaupt nicht wahr – seine ganze Aufmerksamkeit galt der Göttin des Krieges.
    »Deiner Anwesenheit hier entnehme ich, dass Thetis mit dir gesprochen hat«, sagte Athene.
    »Das hat sie, Göttin.«
    »Agamemnon hat dir deine Kriegsbeute genommen.« Obwohl Athene es nicht als Frage formulierte, nickte Achilles und antwortete: »Ja, das hat er.«
    Kat fiel auf, dass die Männer hinter ihm bei seinen Worten allesamt düster dreinblickten.
    »Dann werde ich ersetzen, was du verloren hast. Ich bringe dir Polyxena, Tochter von Priamos, Prinzessin von Troja!«
    Mit großer Geste trat Athene zur Seite. Nun richtete sich Achilles’ Blick auf Kat, und plötzlich fühlte sie sich, als hätten ihre Füße Wurzeln geschlagen und sich tief in den Marmorboden gegraben. Er hatte die umwerfendsten blauen Augen, die sie jemals gesehen hatte!
    Jacky hustete, schlug sich dann schnell eine Hand vor den Mund und schubste Kat sanft vorwärts.
    »Prinzessin Polyxena, begrüße Achilles, den Anführer der Myrmidonen«, forderte Athene sie auf.
    Zum Glück schaffte Kat es irgendwie, ihr Therapeutengesicht aufzusetzen. Sie lächelte höflich und sagte mit völlig gelassener, völlig ruhiger, völlig unechter Stimme: »Hallo, Achilles. Es freut mich sehr, dich kennenzulernen. Ich habe schon viel von dir gehört.« Entschlossenen Schrittes ging sie auf ihn zu und streckte ihm eine Hand entgegen.
    Achilles zögerte, sah von ihrer Hand zu ihrem Gesicht und wieder zurück. Kat lächelte weiter ihr aufgesetztes Lächeln und zog ihre Hand nicht zurück. Endlich nahm er sie, ganz behutsam, und beugte sich darüber, als wollte er sie küssen, hielt aber inne, bevor seine Lippen ihre Haut berührten. Dann ließ er ihre Hand schnell los und trat einen kleinen Schritt zurück.
    »Ich grüße Euch, Prinzessin«, sagte er, aber seine Augen hatten sich schon wieder Athene zugewandt.
    »Ich muss auf den Olymp zurückkehren«, erklärte die Göttin des Krieges. »Achilles und Odysseus, lasst mich

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