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Mythica 06 - Goettin des Sieges

Mythica 06 - Goettin des Sieges

Titel: Mythica 06 - Goettin des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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hattest Glück, dass Ajax dir nicht den Arm oder deinen törichten Kopf abgeschlagen hat. Warum trainierst du auch ausgerechnet mit ihm?«
    Patroklos wollte mit den Schultern zucken, doch unter Jackys strengem Blick überlegte er es sich anders. »Er ist größer als ich, aber nicht so schnell.«
    »Anscheinend war er schnell genug«, erwiderte Jacky. Dann sah sie erneut über die Schulter zu Achilles hinüber. »Holt mir jetzt jemand Verbandszeug, oder wollen wir ihn einfach verbluten lassen?«
    »Holt der Heilerin alles, worum sie gebeten hat«, befahl Achilles, und mehrere seiner Männer eilten davon.
    Es dauerte nur ein paar Minuten, bis sie alles zusammengesucht hatten. Schon bald, viel zu bald für Kats Geschmack, war die Nadel erhitzt, und Patroklos war mit etwas betäubt worden, was roch wie Hustensaft. Er hatte auch ein paar Schlucke von dem »scheußlichen Getränk« getrunken, das Odysseus besorgt hatte, und befand sich dementsprechend in einem glücklichen und leicht benommenen Zustand. Jetzt warf Jacky ihr den Blick zu, vor dem es Kat gegraut hatte, und bedeutete ihr, herzukommen.
    Mit einem tiefen Seufzen ging Kat zu ihr.
    »Ja, du musst mir helfen«, sagte Jacky in strengem Ton.
    »Du weißt doch, dass ich kein Blut sehen kann«, jammerte Kat. »Möchtest du nicht lieber den alten Mann um Hilfe bitten?«
    »Nein, der hat sich davongemacht, als ich die Nadel erhitzt habe. Ich glaube, er ist allergisch gegen Sauberkeit.« Jacky reichte ihr ein Leinentuch. »Tupf damit einfach das Blut weg, während ich die Wunde nähe. Das ist ganz leicht.«
    »Es ist ekelhaft, und ich werde mich wahrscheinlich übergeben.«
    »Du bist Therapeutin. Das ist doch auch so eine Art Arzt. Ich verstehe nicht, warum der Anblick von Blut dir so viel ausmacht.«
    »Ich behandle Menschen mit emotionalen Wunden. Das einzige Blut, mit dem ich mich auseinandersetzen muss, ist metaphorisch.«
    »Ihr beide redet merkwürdig«, lallte Patroklos.
    »Meine Patienten sollten überhaupt nicht reden, Blondie, es sei denn, ich habe sie etwas gefragt«, wies Jacky ihn streng zurecht und versetzte ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf, was ihm aber nur ein trunkenes Glucksen entlockte. Sie wandte sich den Männern zu, die um sie herumstanden und die Szene aufmerksam beobachteten, und rief mit gebieterischer Stimme: »Jemand sollte ihn festhalten. Wenn er herumzappelt, wird er die schicke, aber sehr männliche Narbe ruinieren, die ich für ihn geplant habe.«
    Sofort kam Achilles zu ihnen, setzte sich neben seinen Cousin auf die Bank und ergriff seine Unterarme. »Also los«, sagte er zu Jacky, »er wird sich nicht bewegen.«
    Kats Meinung nach gab es kein ekligeres Geräusch als das einer Nadel, die in menschliches Fleisch eindringt, und wieder einmal fühlte sie sich daran erinnert, warum sie Psychologie studiert hatte und nicht Medizin – womit sie den Traum ihrer Mutter zerstört hatte, endlich eine »richtige Ärztin« als Tochter zu haben. Statt sich auf das strömende Blut zu konzentrieren, das sie für Jacky wegtupfte, und sich die Seele aus dem Leib zu kotzen, sah sie zu Achilles hinüber, der seinem Cousin mit gesenkter Stimme von irgendeinem Rennen erzählte, das er in Griechenland gewonnen hatte. Die Geschichte brachte Patroklos immer wieder zum Lachen, auch wenn Jacky ihn jedes Mal streng ermahnte, still zu sein und sich nicht zu bewegen. Beide Männer ignorierten sie, was Kat die perfekte Gelegenheit bot, Achilles eindringlich zu mustern.
    Er war wirklich groß, bestimmt fast zwei Meter, mit breiten Schultern und einer kräftigen Brust. Seine hellbraunen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, aber ein paar Strähnen hatten sich gelöst und fielen ihm wirr ums Gesicht. Die Haare waren das nächste, auffallende Merkmal nach seinen unglaublich blauen Augen. Oder nein, das stimmte nicht ganz. Wenn Kat ehrlich war, waren es seine unzähligen Narben, die sie mehr als alles andere faszinierten. Die längste in seinem Gesicht zog sich durch seine linke Braue, an seinem Auge vorbei und bis weit über seine Wange. Seine Nase war krumm, offensichtlich hatte er sie sich mehrmals gebrochen, und über seinen stark ausgeprägten rechten Wangenknochen lief eine gezackte, kleinere Narbe, die aussah, als hätte ein rostiges Buttermesser sie hinterlassen. Eine weitere Narbe zog sich um seinen Hals, als hätte ihm jemand die Kehle aufgeschlitzt, und Kat fragte sich erneut, wie er so schreckliche Verletzungen überlebt

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