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Mythica 06 - Goettin des Sieges

Mythica 06 - Goettin des Sieges

Titel: Mythica 06 - Goettin des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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sie zurückschlug.
    Ohne Achilles’ Arm loszulassen, trat Kat in ein Wirrwarr von exotischen Anblicken, Geräuschen und Gerüchen. Als Erstes fiel ihr auf, dass Gold wohl Agamemnons Lieblingsfarbe sein musste. Die Wände des Zeltes waren scharlachrot, aber so gut wie alles andere war Gold, Gold, Gold. Die dicken Teppiche waren goldfarben. Die Stühle, auf denen größtenteils graubärtige Männer mit wallenden Gewändern und Unmengen von Schmuck saßen, waren vergoldet. Die Säulen, die das Zelt stützten, waren vergoldet. Die Kelche, aus denen die Männer ihren Wein schlürften, waren aus Gold. Aber der Gipfel war nicht etwa der riesige vergoldete Thron, der am Kopfende des Tisches auf einem Podium stand, sondern der alte Mann, der darauf saß.
    Agamemnon war groß, das musste Kat ihm lassen, und sein mächtiger Körper steckte in einem pompösen goldfarbenen Tunika-Toga-Teil, das aussah wie eine Kreuzung aus Elizabeth Taylors Kleopatra-Kostüm und einem klassischen Liberace-Cape. Als wäre das nicht schon zu viel des Guten, trug er genug Schmuck, um die anderen Opas um ihn herum aussehen zu lassen wie ärmliche Verwandte, und seine – natürlich goldene – Krone glitzerte im Fackellicht.
    Aber was Kats Blick anzog und nicht wieder losließ, waren weder Gold noch Schmuck. Mehr als alles andere brachten sie Agamemnons Haare aus der Fassung. Sie waren lang – so lang, dass sie ihm bis weit über die Brust fielen – und in einem dunklen, sehr unnatürlich aussehenden Braunton gefärbt. Zu allem Überfluss hatte er sie auch noch zu Shirley-Temple-Löckchen frisiert, die irgendwie in seinen langen, ebenfalls gefärbten, ebenfalls feingelockten Bart übergingen. Seine Augen waren schwarz umrandet, was seinem Drag-Queen-Aussehen noch das i-Tüpfelchen aufsetzte. Tatsächlich konnte Kat sich ein Kichern kaum verkneifen, bis er sprach und Achilles’ Arm sich unter ihren Fingern plötzlich von warmer Haut in kalten Stahl verwandelte.
    »Wie schön, dass du meinem Befehl Folge leistest. Auch wenn du, wie üblich, zu spät kommst.«
    Agamemnons Stimme klang mächtig und so herablassend, als würde er mit einem unartigen Kind reden. Sofort verstummten die Männer um ihn herum, und alle blickten auf Achilles. Als Kat bemerkte, wie viele der alten Männer große Augen machten, als sie sahen, dass sie sich bei Achilles untergehakt hatte, hob sie das Kinn und starrte zurück. Zur Hölle noch mal, sie war wirklich nicht wie andere Frauen – wie diese zarten Mauerblümchen, die sich wegen ein paar Narben und einem mürrischen Gemüt gleich in die Hose machten. Sie wäre auch mürrisch, wenn sie seit Jahren keinen Sex gehabt hätte. Ach verdammt. Wenn sie es sich recht überlegte, dann hatte sie tatsächlich seit Jahren keinen Sex gehabt. Oder jedenfalls keinen guten Sex. Oder jedenfalls mit niemand anderem als mit dem Magischen Kitzler.
    In diesem Moment wurde Kat schlagartig bewusst, dass niemand gesprochen hatte. Achilles stand so reglos neben ihr wie eine Statue. Agamemnons Gesicht verfinsterte sich zusehends, und Kat wappnete sich schon für einen königlichen Sturm, aber dann entspannte er sich plötzlich wieder, und seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.
    »Ah, jetzt verstehe ich, weshalb es dir die Sprache verschlagen hat. Du bist es nicht gewöhnt, schöne Frauen zu eskortieren. Kaum zu glauben, dass die Trojaner neun lange Jahre gegen den mächtigen Achilles in die Schlacht gezogen sind. Zum Glück wussten sie nicht, dass es nur der Berührung einer Frau bedarf, um ihn schachmatt zu setzen.« Agamemnon lachte höhnisch und strich mit einer Hand über den Körper des leichtbekleideten Mädchens, das neben seinem Thron saß. Das Mädchen, das wohl Briseis sein musste, starrte Kat feindselig an, aber Achilles würdigte sie keines Blickes.
    Kat konnte nicht fassen, was für ein Arschloch Agamemnon war. Und er war der König? Penner. Eingebildeter Schnösel. Sie hasste eingebildete Schnösel. Nun ja, wenn ihre Erfahrung sie eins gelehrt hatte, dann, dass man ein Arschloch wie ihn am besten direkt konfrontierte. Kat sah sich um, und als sie den Mann entdeckte, den sie suchte, stellte sie erleichtert fest, dass er zu den wenigen Anwesenden gehörte, die nicht wie gehorsame kleine Speichellecker mit dem König mitlachten.
    »Odysseus«, sagte sie so laut, dass ihre Stimme das Gelächter übertönte, »vorhin wusste ich nicht recht, warum du betonen musstest, was für ein weiser und ehrenwerter Mann mein Vater ist, als

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