Mythica 07 - Goettin der Legenden
deiner Meinung. Und ich denke auch immer noch, dass wir dieses Ziel erreichen können.«
»Aber jetzt glaubst du, dass das Schicksal noch etwas anderes für dich vorgesehen hat?«
»Ja.«
»Und was genau?«
»Das klingt jetzt wahrscheinlich ziemlich eingebildet.«
»Ich bin ganz Ohr.«
»Ich glaube, ich bin hier, um … um dir zu helfen, Camelot vor denjenigen zu beschützen, die dich stürzen wollen.«
»Das klingt überhaupt nicht eingebildet. Ehrlich gesagt berühren deine Worte mich tief. Aber ich habe eine etwas andere Theorie.«
»Okay, lass hören.«
»Ich glaube, du bist hier, um mich zu retten.«
Ach du lieber Himmel, damit hatte er den Nagel so ziemlich auf den Kopf getroffen. Zwar bestand ihre Aufgabe der Herrin des Sees zufolge in erster Linie darin, Merlin zu retten, aber um dieses Ziel zu erreichen, musste sie zuerst Arthur helfen. »Dich retten?«, fragte sie zaghaft, obwohl sie vor Aufregung kaum an sich halten konnte.
»Ja, siehst du nicht, wie viel du schon jetzt für mich getan hast? Ich war so damit beschäftigt, die Ritter der Tafelrunde zusammenzubringen und die Zukunft von Camelot, von ganz Britannien, zu planen, dass ich überhaupt nicht gemerkt habe, wie schlecht es um meine Ehe steht. Aber gerade als der entsetzliche Gestank von Verrat unerträglich zu werden drohte, bist du gekommen. Das Schicksal hat eingegriffen und dich zu mir geschickt.«
Isabel lachte.
Nicht das Schicksal hat mich zu dir geschickt, sondern Viviane.
»Ich bin kein Geschenk, Arthur.«
»Für mich schon.«
Darauf wusste sie keine Antwort. »Wie weit ist es noch bis zur Hütte?«, fragte sie, um von ihrer Verlegenheit abzulenken.
»Komtess Isabel, mir scheint, als hätte ich soeben etwas erreicht, was ich die ganze Zeit für unmöglich gehalten habe. Ich habe dich sprachlos gemacht.«
Sie suchte fieberhaft nach irgendeiner witzigen, klugen oder auch dummen Erwiderung, ganz egal. Aber Arthur hatte recht. Ihr fehlten wirklich die Worte.
Ein Geschenk? Niemand hatte sie je als Geschenk angesehen. Für die meisten Männer war sie eher ein Fluch.
»Komm, Isabel, die Hütte liegt gleich hinter dieser Kurve.«
Sie hatten die Wegbiegung fast erreicht, als Arthur sie plötzlich am Arm zurückhielt und den Finger auf die Lippen legte. Einen Moment konnte Isabel ihn nur verwirrt anstarren, was vielleicht auch damit zusammenhing, dass sein süßes Geständnis sie völlig aus der Fassung gebracht hatte.
Doch dann hörte sie es: Ein Rascheln irgendwo vor ihnen. In einer einzigen flüssigen Bewegung zog Arthur einen Pfeil aus dem Köcher, den er über der Schulter trug, und spannte seinen Bogen. »Bleib hier«, flüsterte er ihr zu.
Lautlos wie ein Panther auf der Jagd schlich er vorwärts.
Isabels Herz hämmerte so wild, dass sie dachte, es müsste jeden Moment aus ihrer Brust springen. Ihre Angst um Arthur raubte ihr fast den Atem. Sie umklammerte ihren Kettenanhänger und überlegte fieberhaft, ob jetzt der richtige Zeitpunkt war, seine Macht einzusetzen.
Nein, Isabel, jetzt noch nicht. Setze ihn erst ein, wenn du brauchst sein Licht.
Wow, jetzt griff Viv aber wirklich ganz tief in die Reimkiste.
Keine Sorge, Arthur wird dich mit Sicherheit retten, darauf kannst du deinen süßen Hintern verwetten.
Arthur ging hinter einer großen Eiche in Deckung und spähte dann vorsichtig um den Stamm herum, den Bogen immer noch gespannt.
Jeder Muskel in seinem Körper war gestrafft, zum Kampf bereit, und Isabel bekam einen ersten Eindruck davon, wie es sein musste, diesen Mann in die Schlacht stürmen zu sehen.
Dann ließ er plötzlich den Bogen sinken und steckte den Pfeil in den Köcher zurück.
»Lance!«, rief er. »Ich bin es, Arthur.«
»Mein Herr«, antwortete Lancelot. »Ich habe Euch nicht kommen hören.«
Arthur wandte sich um und bedeutete Isabel, ihm zu folgen. »Ich bin mit Komtess Isabel hier, wir wollten nach den …«, begann er zu erklären, verstummte dann aber abrupt. Als Isabel zu ihm trat, erkannte sie sofort, warum. Lancelot kniete im Gras vor einer hübschen Holzhütte, riss fieberhaft Pilze aus dem Boden und warf sie auf einen großen Haufen.
Die Hütte selbst zeigte deutlich Gwens Einfluss. An den Außenwänden hingen Blumenkästen mit farbenprächtigen Anemonen und Stiefmütterchen, winzigen Löwenmäulchen und Petunien, und die Wildblumen zu beiden Seiten der Hütte waren gut gepflegt. Ein leicht blumiger Duft stieg Isabel in die Nase, aber er wurde rasch vom herben Geruch des Waldes und
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