Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen
einfallsreich und hochgebildet. Sie erschaffen Welten voller starker, leidenschaftlicher Frauen und ehrenwerter, heldenhafter Männer. Von diesen Autorinnen könnten Sie bestimmt einiges darüber lernen, was einen echten Mann ausmacht.« Sie stand auf und hängte sich ihre Tasche über die Schulter. »Gute Nacht, Dr. Asher.« Er suchte offensichtlich nach Worten und machte Anstalten, ebenfalls aufzustehen. »Nein, bitte, bleiben Sie sitzen. Ich möchte Sie genau so in Erinnerung behalten – verwirrt und sprachlos. Der Gesichtsausdruck steht Ihnen viel besser als Ihr herablassendes Machogehabe.«
Mit einem bösartigen Grinsen drehte sie sich um und schlenderte aus dem dezent beleuchteten Raum.
Sie grinste immer noch, als sie das Restaurant verließ und sich auf den Nachhauseweg machte. Gott, es hatte wirklich gutgetan, ihm die Hölle heißzumachen und ihn dann einfach sitzenzulassen. Sie hatte noch nie zu der Art von Frauen gehört, die sich alles gefallen ließen; wenn es um Sexismus ging, war ihre Toleranzschwelle sehr niedrig. Und irgendwie war es doch klar gewesen, dass so etwas passieren würde. Zuerst hatte er richtig interessant und attraktiv gewirkt, aber wie die meisten Männer hatte er sich im Endeffekt als Enttäuschung herausgestellt.
Eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf flüsterte, dass kein Mann ihr wirklich nahekommen konnte, weil sie mit keinem von ihnen das Geheimnis geteilt hatte, das durch ihre Adern floss. Aber es war nur ein flüchtiger Gedanke, und sie erstickte die Wahrheit, die darin lag, schnell mit einem angetrunkenen Lachen und einer kleinen Pirouette im Scheinwerferlicht einer Straßenlaterne.
Noch nie zuvor hatte sie einen Mann einfach stehenlassen.
Es war ein aufregendes Gefühl!
Ihre Schritte wurden langsamer. In letzter Zeit kam ihr immer öfter der Gedanke, dass sie nicht für langfristige Beziehungen gemacht war. Vielleicht war das Desaster heute Abend das endgültige Zeichen, das sie brauchte, um sich mit ihrem Single-Dasein abzufinden. Sie war anders , und von Tag zu Tag wurde ihr klarer, dass es für sie keinen »richtigen« Mann gab. Er existierte einfach nicht. Erstaunlicherweise machte sie der Gedanke nicht traurig oder einsam. Stattdessen fühlte sie sich sehr weise, als hätte sie eine Erkenntnis gewonnen, für die ihre Freundinnen noch nicht reif genug waren. Sie spürte eine überwältigende Erleichterung.
Mikki kam an einem angesagten Pub namens McGill’s vorbei und überlegte sich kurz, ob sie auf einen Drink hineingehen sollte, aber als die Tür aufging und Musik und laute Stimmen an ihr Ohr drangen, entschied sie sich dagegen. Sie hatte wahrscheinlich sowieso schon genug getrunken – nicht dass dagegen etwas einzuwenden wäre. Sie fuhr ja nicht Auto – sie flog! Ein fröhliches Lächeln auf den Lippen, atmete Mikki die frische Oktoberluft ein und schlenderte weiter.
Als sie das Geschäftsviertel verließ und sich dem Woodward Park und ihrem Apartment näherte, wichen die schicken Läden und Restaurants den imposanten Villen, die den Park umsäumten. Mikki liebte diesen Teil von Tulsa und wünschte sich immer, sie hätte in den zwanziger Jahren hier gewohnt. Sie wäre eines der modischsten Mädchen gewesen. Sie hätte sich die Haare kurz geschnitten, diese lockeren, perlenbesetzten Kleider getragen, die bei jeder Bewegung glitzerten, zu viel getrunken und jede Nacht durchgetanzt. Und tagsüber hätte sie sich für die Rechte der Frauen eingesetzt.
So wie ich es heute Abend getan habe, dachte sie glücklich. Nun ja, bis auf das Kleid, den Haarschnitt und das Tanzen … Unter der nächsten Straßenlaterne vollführte sie erneut eine kleine Pirouette und musste über sich selbst lachen. Vielleicht konnte sie das Tanzen doch dazuzählen. Spontan beschloss sie, morgen Abend wieder im Wild Fork zu essen, um sich von Blair und seiner Bande erzählen zu lassen, was nach ihrem Abgang passiert war.
An der Kreuzung, wo der Woodward Park begann, blieb Mikki stehen. Normalerweise überquerte sie hier die Straße, um zu ihrem Apartment zu gelangen, aber eigentlich hatte sie noch keine Lust, nach Hause zu gehen. Zögernd blickte sie in den Park, konnte aber keine seltsamen Schwaden in der Luft entdecken, die auf einen ihrer Anfälle hingedeutet hätten. Tatsächlich hatte sie die merkwürdige Veränderung, die sich durch ihre Träume in ihr Leben eingeschlichen hatte, fast vergessen.
»Noch ein Beweis, wie gut es mir tut, einen Mann abblitzen zu lassen.«
Und es sah
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