Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen
angewiesen hast, die Rosenmauer zu beleuchten, vor allem am Tor. Jetzt, wo wieder Männer kommen und gehen, musst du dich ganz besonders um das Tor kümmern.«
Mikki rieb sich die Stirn. »Daran hab ich gar nicht gedacht. Oh, ich Dummkopf. Wie hab ich mir denn vorgestellt, dass sie ins Reich kommen?«
»Es ist nicht schlecht, dass du wieder Männer zugelassen hast, darüber sind viele Frauen sehr glücklich. Ich habe es gehört – die ganze Nacht sind Namen geflüstert und Liebhaber in die Alte Welt eingeladen worden, wo sie begierig erwartet wurden.« Hekates Gesicht nahm einen sinnlichen Ausdruck an. »Noch heute Morgen werden die Liebhaber von den Frauen gerufen, und sie haben ihre Freude daran – meine Frauen, die schon seit langer Zeit als die schönsten und klügsten der Alten Welt verehrt werden. Männer hier zu haben, das bedeutet, dass wir neues Leben im Reich haben werden. Kleine Mädchen sind ein Segen, und ich freue mich schon auf die Geburten.«
»Aber Traumdiebe sind im Wald. Wir müssen vorsichtig sein, wenn das Tor jederzeit geöffnet und geschlossen werden kann.«
»Du bist die Empousa, Mikado. Du kannst Zeiten bestimmen, wann Männer hier ein und aus gehen dürfen.« Hekate musterte sie freundlich. »Es ist gut, dass du die Gefahren erkennst, die auf der anderen Seite der Rosenmauer lauern, aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Der Wächter ist stark genug, um das Reich zu beschützen. Verbinde seine Wachsamkeit mit deiner Rosenpflege, und alles wird gut sein im Reich der Rose.«
Mikki verbot sich jede Reaktion, verdrängte alle Gedanken und nickte respektvoll.
»Großartig. Nun, ich bin eigentlich gekommen, um dir zu erzählen, dass ich einiges zu erledigen habe, was mich weit weg von meinem Reich führt. Du darfst dir also keine Sorgen machen, wenn ich für« – sie zuckte mit ihrer wohlgerundeten, weißen Schulter – »für eine Weile nicht zu Besuch komme. Innerhalb des Reichs stehen meine Kräfte dir immer zur Verfügung, solltest du sie brauchen. Ich fühle, dass du dich mit deutlich mehr Selbstvertrauen auf deine Instinkte verlässt, und ich zolle deiner Weisheit großes Lob. Lass dich weiter von deiner Intuition leiten. Wenn dein Blut, dein Herz und dein Geist dir etwas sagen, dann glaube ihnen. Und denk daran, Empousa, ich weiß es sehr zu schätzen, was du für die Rosen getan hast, aber es sind nicht so sehr deine Maßnahmen, die ihre Heilung in Gang gesetzt haben. Vor allem deine Anwesenheit und das Blutband, das dich mit ihnen verbindet, sorgen dafür, dass sie gedeihen. Sei klug, Empousa, die Verantwortung für die Träume der Menschheit ruht auf deinen Schultern …« Hekate hob die Hand und verschwand in einem Nebelglitzern.
30
Mikki war erleichtert, dass Hekate für eine Weile weg war. Natürlich musste sie der Göttin irgendwann von ihrer Beziehung zu Asterius erzählen. Das war viel besser, als wenn Hekate ihre Gedanken las oder es auf irgendeine andere Weise herausfand – schon allein die Vorstellung war unerträglich. Sie würde es Hekate erzählen, aber nicht in nächster Zeit. Es lag nicht daran, dass sie sich geschämt hätte, Asterius zu lieben, und sie hatte auch keine Angst vor Hekate – obwohl sie wirklich einschüchternd sein konnte. Nein, der Grund, weshalb Mikki niemandem von Asterius erzählte, war, dass sie für sich allein und ungestört die Geheimnisse ihrer jungen Liebe entdecken wollte. Selbst wenn sie sich in Tulsa in einen Mann verliebt hätte, wäre es für Mikki wichtig gewesen, Zeit zu zweit zu verbringen, um sich an die Liebe zu gewöhnen, ehe sie ihren Liebsten überall herumzeigte und ihr Leben zur allgemeinen Begutachtung freigab. Sie war ein privater Mensch, und je mehr ihr etwas am Herzen lag, desto privater wurde sie. Asterius lag ihr sehr am Herzen.
Wenn Hekate von dort zurückkehrte, wohin sie unterwegs war, würde Mikki sich mit ihr über Asterius unterhalten. Dann würde sie sich mit der Reaktion der Göttin befassen, wie immer diese ausfiele. Bis dahin würde sie die Zeit nutzen, die ihnen gewährt war, und die Tatsache genießen, dass sie sich endlich verliebt hatte.
Zufrieden mit ihrem Schlachtplan, stand Mikki auf und inspizierte die umliegenden Beete und Brunnen, um sicherzugehen, dass sie die richtige Richtung eingeschlagen hatte. Hekates Bemerkungen über das Rosentor und das Kommen und Gehen der Männer flößten ihr Sorge ein, und sie würde sich darum kümmern, unabhängig von dem, was die Göttin ihr geraten
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