Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen
niemals versagen«, sagte sie.
»Nein. Das kann ich nicht.«
Er hörte sich unglaublich müde an, und sie hoffte, dass es für ihn keinen Grund geben würde, noch einmal gegen die Traumdiebe zu kämpfen, bevor er sich ausgeruht hatte und – »Oh, Gott! Lass mich runter! Du musst zurückgehen und nachschauen, ob die Rosenmauer in Ordnung ist und dass nichts von diesen Kreaturen im Reich geblieben ist.«
»Das Reich ist sicher. Der Nordwind hat die letzten Überreste ihrer Bosheit tief in den Wald geblasen.«
»Aber solltest du nicht lieber noch einmal überprüfen, dass auch wirklich alles gut ist?«
»Es ist alles gut, Mikado. Wenn man sich den Traumdieben gestellt und sie besiegt hat, dann greifen sie so schnell nicht wieder an. Wenn sie wissen, dass sie als das erkannt werden, was sie sind, dann ist ihre Macht, Leben zu vergiften, drastisch geschwächt. Deshalb müssen sie sich jetzt zurückziehen, ihre Wunden lecken und sich eine neue Attacke ausdenken.«
»Ich weiß noch, dass Hass zu mir gesagt hat, er ist nie erledigt.«
»Das stimmt. Wir müssen immer auf der Hut vor ihm sein.«
Plötzlich fiel ihr etwas ein, was sie einmal gelesen hatte, und sie sprach die Worte leise aus: »Das besiegte Gute ist stärker als das siegreiche Böse.« Sie legte die Hand an seine Wange. »Du kämpfst auf der Seite des Guten.«
»Und ich werde nicht zulassen, dass das Böse siegt.«
»Ich lasse mir von den Traumdieben nicht mein Leben vergiften, sie werden mich nicht besiegen.« Sie ließ den Kopf wieder an seine Schulter sinken und fügte hinzu: »Wie hast du mich vor dem Tod gerettet?«
»Ich habe von Chronos eine Gunst erfleht«, antwortete er leise.
Mit einem Ruck hob sie den Kopf. »Von deinem Vater?«
Er nickte.
»Du hast mit deinem Vater gesprochen?«
»Ja. Nur kurz.«
»Wie lange ist es her, dass du das letzte Mal mit ihm gesprochen hast?«, fragte sie und wunderte sich über den seltsamen, hölzernen Ausdruck auf seinem Gesicht.
»Ich habe überhaupt noch nie zuvor mit ihm gesprochen.«
Nachdenklich musterte sie ihn und war schrecklich wütend auf den arroganten Titanen, der so ungeniert einen Sohn gezeugt und dann ausgemustert hatte, und sie wünschte, sie könnte den jahrhundertealten Schmerz und die jahrhundertalte Einsamkeit in Asterius auslöschen. Weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, küsste sie ihn zärtlich auf die Wange.
»Danke, dass du mir das Leben gerettet hast«, sagte sie schlicht.
Jetzt wurde sein Gesicht wieder weich, und er lächelte. »Ich habe mich lediglich revanchiert, Empousa. Vergiss nicht, du hast mich ebenfalls ins Leben zurückgeholt.«
»Stimmt.« Sie kniff ihn in die Wange. »Und so mag ich dich lieber.«
»Weil du es leid bist, selbst zu laufen, und es genießt, dich von deinem Biest herumtragen zu lassen?«
Mikki lachte. »Nun, die Mythologie berichtet, dass der Minotaurus halb Stier war, aber ich glaube nicht, dass Stiere gute Lasttiere sind. Gerüchten zufolge sind sie dafür nicht zahm genug.«
»In diesem Fall muss ich den Gerüchten recht geben«, sagte er und gab ihr einen schnellen, festen Kuss, der in einem Knurren endete.
Als sie Asterius’ Höhle erreichten, war Mikki es tatsächlich leid, getragen zu werden, obwohl sich der Höhlenboden unter ihren Füßen ein wenig wackelig anfühlte, als Asterius sie absetzte. Vor allem, als sie feststellte, dass ihr Chiton in Fetzen an ihr herabhing und mit Blut verklebt war.
Sie stöhnte. »Wenn ich dieses Zeug nicht bald abwasche, wird mir wieder schlecht.« Sie blickte zu Asterius auf. »Vielleicht musst du mich zu den Quellen hinauftragen.«
Sofort nahm er sie wieder auf den Arm, aber statt die Höhle zu verlassen, marschierte er in sein Schlafzimmer.
»Okay, mir ist klar, dass mein Kopf derzeit nicht richtig funktioniert, aber ich glaube, du gehst in die falsche Richtung. Nicht dass ich nicht von dir in dein Schlafzimmer getragen werden möchte, aber es wäre mir lieber, wenn ich mich erst von dieser Sauerei befreien könnte.«
»Wir vergessen immer wieder den Rundgang durch meine Höhle.«
»Wir vergessen ihn nicht, wir werden nur dauernd abgelenkt«, erwiderte sie.
»Dann erlaube mir, dir den Rest meiner Höhle ohne Ablenkung zu zeigen.« Er trug sie durch sein Schlafzimmer zu einer Tür in einer Ecke, die Mikki noch gar nicht aufgefallen war. Sie öffnete sich auf einen mit Fackeln erleuchteten Tunnel, an dessen Ende sich eine weitere Tür befand. Zu Mikkis Überraschung sah man durch sie
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