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Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Titel: Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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Nyala beschlich, und sie begann sich immer mehr vor dem Augenblick zu fürchten, da sich dieses leise Grauen in nacktes Entsetzen wandeln würde, in die grausige Gewissheit des unfassbar Bösen.
    Langsam durchritten die Caer-Krieger den Zeitgürtel, der Gianton umgab. Wie viele Tausendschaften der schrecklichen Caer-Krieger mochten hier lagern?
    Eine Gestalt stellte sich unvermittelt dem Trupp in den Weg. Nyala erschrak. Ein Priester der Caer, ein Novize. Hinter ihm tauchten andere Novizen auf. Einen Augenblick lang verharrten beide Gruppen. Keines der Pferde schnaubte oder stampfte.
    Mit einer herrischen Geste bedeutete der Anführer des Reitertrupps den beiden Gefangenen, von den Pferden zu steigen. Nyala gehorchte sofort.
    Harte Fäuste trieben sie unnachsichtig vorwärts, harte Fäuste nahmen sie mit sicherem Griff in Empfang. Kein Wort wurde gesprochen, aber zwischen den Zelten fegte heulend der Wind. Der Weg wurde fortgesetzt.
    Offenbar hatten die Krieger der Caer nicht das Recht, die eigentliche Titanenstadt zu betreten. Was das im einzelnen bedeutete, wagte Nyala sich gar nicht erst auszumalen. Welches Schicksal erwartete jene, die hierher verschleppt wurden? Gab es für einen solchen Unglücklichen überhaupt noch die Möglichkeit, diesen Ort des Schreckens jemals zu verlassen? War es nicht bereits ein Todesurteil, überhaupt hierhin geführt zu werden? Oder wurden die Opfer zu Sklaven des Bösen gemacht?
    Nyala sah, wie sich Coerl O'Marn leicht krümmte. Was das bei diesem eisenharten Mann bedeutete, konnte sich jeder ausrechnen, der ihn kannte. Leistete der Ritter dem Dämon Widerstand, der durch den Dämonenkuss von ihm Besitz ergriffen hatte? Nyala wusste es nicht, aber sie fürchtete sich sehr davor, das Schicksal des Ritters zu teilen.
    Kalt fasste der Wind nach Nyala, verfing sich in ihren Kleidern und streifte ihre Haut mit eisigem Hauch.
    Eine düstere Welt nahm die beiden auf. Nirgendwo brannte eine Fackel, dennoch war es nicht dunkel. Ein seltsames Zwielicht herrschte, eine beklemmende Dämmerung, angesiedelt zwischen Nacht und Schatten, das die Konturen verschwimmen und unscharf werden ließ.
    Der Anführer des kleinen Zuges blieb stehen.
    Auch in diesem kurzen Augenblick der Ruhe konnten Nyalas Augen nichts von Bedeutung erfassen. Gianton schien mit Augen nicht erfassbar zu sein, überall nur Schemen, huschende Gestalten, aus dem Grau herauswandernd, im tristen Grau wieder verschwindend, lautlos dies alles.
    »Schafft ihn fort!« gebot der Novize.
    Zwei seiner Untergebenen packten Coerl O'Marn bei den Armen.
    »Lasst ihn los!« rief Nyala. »Wir gehören zusammen.«
    »Fort mit ihm!« bestimmte der Anführer. Seine Stimme wurde von einem gespenstischen Echo begleitet.
    Verzweiflung bemächtigte sich der Herzogstochter. Sie musste an sich halten, um nicht laut zu schreien, als sie zusah, wie Coerl O'Marn weggeführt wurde. Schon nach einigen wenigen Schritten war der Hüne im Dämmerlicht verschwunden.
    Nyala bedachte den Anführer der Caer-Priesteranwärter mit einer Reihe von Schimpfnamen, um die sich der Caer aber nicht kümmerte.
    »Schweig!« herrschte er Nyala schließlich an. »Bereite dich auf ein Zusammentreffen mit Drudin vor.«
    Eisiger Schrecken schoss Nyala durch die Glieder. »Ich will zu meinem Vater!« rief sie. »Nicht zu Drudin.«
    Grauen schüttelte sie. War sie bestimmt für den Dämonenkuss, der sie für alle Zeiten zu einem hilflosen Werkzeug des Schattenreiches machte?
    »Du wirst deinen Vater sehen können, Weib«, sagte der Caer kalt. »Später.«
    »Wann später?« fragte Nyala.
    »Wenn die Zeit dafür gekommen ist«, sagte der Caer.
    Von irgendwoher durchschnitt ein Schrei die Luft, der Nyala bis ins Mark erschütterte, dann folgte ein zweiter Laut unerträglicher Qual.
    »Was ist das?« fragte Nyala entsetzt. »Was klingt so?«
    »Du wirst es erfahren«, sagte der Caer.
    Er schritt voran. Das Geräusch seiner Schritte war nicht zu hören; auch die anderen Caer-Novizen bewegten sich fast ohne Geräusch. So war das beständige Klirren genau zu hören. Es klang nach schweren Ketten, nach eisernem Martergerät. Darein mischte sich auch helles Tönen; wie Glockenspiel klang es oder wie das Schlagen von Triangeln.
    Nyala wagte kaum zu atmen vor Grauen.
    Die Luft war erfüllt mit einem Geruch pestilenzialischer Süße, berauschend und ekelerregend in einem. Qual und Schmerz verriet dieser Geruch, Elend und größte Not. Es schien die Ausdünstung des Leidens zu sein, der Odem

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