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Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Titel: Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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worden und dann meist in den Reihen der Zuschauer, wo sie den Mägden dreist nachstellten.
    »Holt die Gaukler!« rief Graf Corian. »Wir wollen uns aufheitern!«
    »Bravo!« schrien einige der Zecher. »Lasst sie herein!«
    Die Ruhigsten am Tisch waren einmal mehr die Karsh. Walunga und Parodo, beide noch recht jung, dennoch schon Häuptlinge, die immerhin eine volle Tausendschaft auf die Beine stellen konnten. Die beiden Burschen trugen große Bärenfelle, deren Schädel ihnen zugleich als Helm dienten und ihren Rang unter den Karsh herausstrichen. Sehr schweigsam und zurückhaltend verfolgten die beiden Abgesandten der Karsh-Länder die Szenen in der Burg des Grafen Corian. Die Sitten und Gebräuche am Hof schienen ihnen nicht sonderlich zu behagen.
    »Gefällt es dem Abgesandten des Herzogs von Nugamor in meiner Burg?« erkundigte sich Graf Corian bei Jamis.
    Der Gesandte hob lächelnd den Becher aus getriebenem Gold. »Vorzüglich«, sagte er und tat dem Grafen Bescheid. »Das Publikum ist bester Stimmung, ich übrigens auch.«
    »Das wird die Verbindung der beiden Herzogtümer sicherlich fördern«, meinte Corian.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit den Spaßmachern und Gauklern zu, die nun damit begannen, die Tischrunde mit derben Spaßen zu erfreuen.
    Graf Corian hatte es an nichts fehlen lassen. Es gab frisches Bier und jungen Wein, den man nur auf ein Drittel zu verdünnen brauchte, um ihn trinken zu können. Es gab Braten; sie drehten sich an bronzenen Spießen über dem Feuer, umschwärmt von einer Schar eifriger Köche, die ihr Bestes gaben, das Fleisch weder anbrennen noch austrocknen zu lassen.
    Jamis von Dhuannin wusste nicht recht, ob er tatsächlich zufrieden sein sollte. Ein wenig unwohl fühlte er sich in der Runde.
    Ein Teil der Versammlung war in seinen Augen Geschmeiß und Gesindel, Schlagetots ohne Herz und Hirn, gerade recht, wenn es ums Schädelspalten ging, hoffnungslos unbrauchbar, wenn das kunstvolle Gespinst der Diplomatie entworfen werden sollte. Und Jamis war Diplomat, Verhandlungskünstler von hohen Graden, listenreich und geschmeidig, nie um eine Ausrede verlegen, auch nie um eine kleine Bestechung, und der Wall, den ein goldbeladener Esel vielleicht nicht erklomm, konnte mitunter durch einen geschickt geführten Dolchstich ebenso wirksam entfernt werden.
    Jamis von Dhuannin, er zählte knappe fünfunddreißig Sommer, und sein Haar war rot wie eine Feuersbrunst, kämpfte im Dienst seines Herzogs Horvand um das Überleben seiner Provinz. Längst standen die Caer-Horden an der Yarl-Linie, von dort war es nicht mehr weit bis nach Nugamor.
    Jamis nutzte die Darbietungen der Vaganten dazu, seine Kollegen weiter zu beäugen. Der Feuerspucker war vorzüglich, musste er zugeben. Er schien keinerlei Angst zu kennen, auch nicht um das Gebälk der Halle. Mehrere Fuß lang waren die blauen Flammen, die er seinem Mund entströmen ließ.
    Jamis griff in den Beutel. Er holte ein Goldstück hervor. »Heda, Bursche!« rief er.
    Der Feuerspucker wandte sich um. »Wie heißt du, Mann der Flammen?«
    »Man nennt mich Pomeron«, sagte der Feuerspucker mit dem gebotenen Respekt. »Dieses Weib ist Zarah, und sie versteht sich auf mancherlei Künste. Soll sie dir aus der Hand lesen?«
    Jamis lächelte. »Sie soll deine Zukunft aus dieser Hand erfahren«, sagte er laut.
    Die Frau kam näher, ein wenig furchtsam, wie es schien. Ein rascher Seitenblick verriet, dass sie offenbar sehr schlechte Erfahrungen mit einem der Gäste gemacht hatte - nur wen sie von den Drillingsbrüdern meinte, ließ sich aus dem scheuen Blick nicht erahnen.
    Jamis hielt der Frau die Rechte entgegen.
    »Du musst sie öffnen«, bat das Weib. Sie gefiel Jamis, aber er achtete seinen Auftrag höher, daher hielt er sich zurück. Er lächelte. »Lies aus der verschlossenen Hand«, sagte er. »Wie wird die Zukunft deines Gefährten sein?«
    Über das Gesicht der Frau flog ein Lächeln. »Golden!« sagte sie laut.
    Jamis lachte und gab die Münze frei. Zarah fing sie geschickt auf und ließ sie irgendwo an ihrem Körper verschwinden.
    »Du gehst verschwenderisch mit deinem Gold um, Jamis«, sagte Corian freundlich.
    »Warum nicht, Graf«, gab Jamis kalt zurück. »Das wenige, was wir haben, warum sollen wir es nicht auf diese Art verschwenden? Nur ein paar Wochen, ohne dass wir uns geeinigt haben, und dieses Weib wird nicht nur die Münze gegen den gierigen Finger eines Caer verteidigen müssen.«
    »Gut gesprochen, Jamis«, gellte Graf Codgins

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