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Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Titel: Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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nichts dagegen, dass Mythor verschwand, sobald die Hinrichtung vollzogen war. Hastig kehrte er in sein Quartier zurück. Er übergab sich, und er würgte noch, als er Burunas starkes Parfüm hinter sich roch.
    Der Kontrast zwischen dem Geruch des Grauens, den er gerade noch geatmet hatte, und der süßen Verlockung von Burunas Duftwasser drehte dem Sohn des Kometen erneut den Magen um.
    »Es war schrecklich, nicht wahr?« sagte Buruna.
    Mythor nickte. Er war fahl. »Ist es gutgegangen?« fragte er, sobald er wieder ein wenig Luft bekommen hatte.
    Buruna nickte. »Komm mit!« sagte sie.
    Die beiden sahen sich vorsichtig um, als sie über den Hof schritten. Niemand war zu sehen. Das Volk genoss die Zügellosigkeit des großen Festes nach der Hinrichtung, und die hohen Herren saßen derweil in der Halle bei Wein und Braten und berieten den Feldzugsplan.
    Eine schmale Pforte wurde von innen geöffnet, sobald Buruna dagegen geklopft hatte. Dahinter erschien Lamir von der Lerchenkehle.
    »Hat jemand etwas bemerkt?« fragte Lamir.
    »Niemand«, sagte Mythor. »Es war dennoch grässlich.«
    Die Pforte wurde geschlossen. Eine sehr schmale Treppe führte in die Tiefe. Sie endete in einem kleinen Gewölbe. Hier wurden Gewürze für die Küche gestapelt, darunter Kostbarkeiten aus fernen Ländern, Muskat und Pfeffer; in einem sorgsam verschlossenen Gefäß war sogar Safran zu finden.
    »Fass mit an!« sagte Lamir.
    Mit vereinten Kräften schoben sie ein besonders schwer erscheinendes Gestell zur Seite. Dahinter wurde ein Loch sichtbar, eine Öffnung zu einer noch schmaleren Treppe. Man konnte sie nur benutzen, wenn man sich flach an die Wand presste .
    Lamir ging voran, dann folgte Mythor. Buruna betätigte dann den kleinen Hebel, der über kunstvoll gefertigte Fallgewichte die Geheimtür wieder verschloss .
    Am Ende des Geheimgangs warteten zwei Männer auf Mythor: Sadagar und Thonensen.
    Mythor nahm den Sterndeuter in die Arme. »Ich danke dir«, sagte er. »Ich weiß nicht, was ich ohne deine Hilfe gemacht hätte.«
    »Wie ist es gelaufen?« fragte Sadagar neugierig.
    »Ich habe furchtbare Angst ausgestanden«, sagte Mythor. »Es sah manchmal so aus, als werde er einfach vom Karren fallen und das Geheimnis enthüllen. Sag mir, Thonensen, wie hast du das gemacht?«
    Thonensens ernstes Gesicht wurde abweisend. »Es gibt Geheimnisse, die ein Magier für sich behalten muss«, sagte er abwehrend. »Nicht einmal dir kann ich sie anvertrauen. Sie rühren an letzten Dingen und sind sehr gefährlich. Ich sage nur eines, Mythor: Auch ich habe große Angst gehabt, nicht vor Graf Corians Wut, wenn der den Schwindel durchschaut hätte, sondern vor den Mächten, die ich um Hilfe gebeten habe und die sich jeder wirklichen Kontrolle entziehen.«
    Es war fast dunkel in dem Raum. Nur eine kleine Öllampe spendete Licht. Die Menschen schwiegen. Ungeheuerlich war es, was sich zugetragen hatte.
    Mit geheimnisvollen Praktiken, durch Anwendung zauberischer Tränke hatte es der Sterndeuter vermocht, den zweiten Gefangenen in Graf Corians Kerker, der in der letzten Nacht gestorben war, wieder so zu einem gespenstischen Leben zu erwecken, dass man ihn in der Vermummung für Nottr gehalten hatte.
    »Er hat nichts davon gespürt?« fragte Mythor.
    »Ein Toter kann nichts spüren«, sagte Thonensen.
    »Aber er hat sich bewegt. Ich habe ganz deutlich gesehen, wie er die Füße bewegt hat, wie er den Kopf hin und her bewegte.«
    »Diese Bewegungen kamen von außen, Freund, nicht von innen. Es war kein Leben in dem Mann, du kannst beruhigt sein, du hast nicht einen anderen das erleiden lassen, was du Nottr ersparen wolltest.«
    »Es war abscheulich«, murmelte Mythor. »Gleichgültig, ob ein Toter dort verbrannt worden ist oder nicht, es war ein grauenvoller Anblick, und das Schlimmste daran war das Geheul der Menge, der das widerliche Schauspiel nicht lange genug dauerte.«
    »Es sind Menschen«, sagte Thonensen begütigend. »Sie sind schwach und voller Fehler, und die Lust am Leid des Nächsten ist einer dieser Fehler. Nun, jetzt weißt du, dass es nicht allein auf die Caer ankommt. Das Böse ist auch ohne sie in der Welt.«
    »Beim Kleinen Nadomir!« sagte Sadagar. »Was machen wir nun mit unserem lorvanischen Freund?«
    »Wo ist er?« fragte Mythor.
    »Wir haben ihn aus der Burg geschafft«, sagte Lamir von der Lerchenkehle. »Thonensen kennt eine Höhle, gut versteckt und ganz in der Nähe. Dort haben wir für Nottr ein bequemes Lager

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