Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone
Krieger hinterdrein.
»Einer«, murmelte Jamis.
In diesem Augenblick erklangen Hörnerstöße. »Noch ein Gast«, sagte Jamis. Er spähte hinunter auf den Hof. »Lasst uns sehen, wer kommt.«
*
»Du wirst sehen, Mythor, hier lässt es sich prächtig leben«, sagte der Reiter zur Rechten Mythors. »Der Graf lässt es an nichts fehlen.«
Mythor lächelte verhalten.
Die Jagdgesellschaft näherte sich der Burg Anbur. Corian und einige der Edlen aus der Gesellschaft waren schon vorausgeeilt. Es waren bereits so viele Gäste auf der Burg eingetroffen, dass Graf Corian ohne Verzug seine Pflichten als Gastgeber wahrzunehmen hatte.
Mythor sah kurz über die Schulter. Horus zog hoch über dem Waldrand seine Kreise, bewegte dann die Schwingen und entfernte sich langsam. Mythor wusste aber, dass er den Schneefalken bald wieder an seiner Seite haben würde. Hark, der Bitterwolf, hatte sich ebenfalls in die Deckung des Anburischen Waldes zurückgezogen.
»Du wirst in der Burg viele Freunde finden«, sagte Mythors Gefährte. Der Mann war etwas kurz geraten, ritt schlecht und schwatzte entsetzlich viel. Immerhin schien er recht gut über die Verhältnisse in der Burg Bescheid zu wissen.
Prüfend musterte Mythor die Feste. Burg Anbur war eine Trutzburg, wehrhaft und waffenstarrend. Der geschulte Blick erfasste bald die kunstvolle Anlage der Schanzwerke und Mauern. Umgeben von einem breiten Graben, lag sie auf einer Felsanhöhe, bereit, jeden Sturmlauf auf ihre Mauern mit Blut und Schweiß zurückzuschlagen. Es würden sich im Ernstfall etliche Caer die Zähne an dieser Befestigung ausbeißen.
Pandors Huf schlug hart auf das Holz der Zugbrücke, die von einer Zehntschaft von Speerträgern beschirmt wurde. Flüchtig musterte Mythor die Männer. Sie waren gut ausgerüstet, sauber und machten einen zuversichtlichen Eindruck. Wenig später war der Burghof erreicht.
Sattelknechte eilten herbei, um den Herren der Jagdgesellschaft die Pferde abzunehmen. Andere kümmerten sich um die Hatzhunde. Die Falkner sonderten sich rasch ab, um ihre wertvollen Beizvögel nicht im allgemeinen Trubel nervös werden zu lassen.
»Ein Trunk zum Willkommen«, sagte eine Schankmagd und reichte Mythor einen hölzernen Pokal voll würzigen Weines. Mythor sah nach oben. Auf der Brüstung waren etliche der hohen Herren erschienen, um das Schauspiel zu sehen, das die heimkehrende Jagdgesellschaft bot.
Mythor sah den Grafen Corian und streckte ihm den Pokal entgegen, dann leerte er ihn mit einem Zug.
»Darf ich das Tier…?«
»Weg da!« sagte Mythor scharf. Der Pferdeknecht wich zurück. »Mein Tier versorge ich selbst.«
Im Hintergrund schleppten die Knechte die Strecke in die Küche. Es war reiche Beute gemacht worden, vor allem Niederwild, aber auch ein paar Schwarzkittel hatten die Begegnung mit den Jägern büßen müssen.
Über eine lange Freitreppe stieg Graf Corian mit seinem Gefolge hinab in den Burghof. »Willkommen auf Burg Anbur«, entbot der Graf seinen Gästen den Gruß. »Mein Marschall wird euch die Kammern zuweisen. Wenn die Herren sich einquartiert haben, bitte ich sie in den großen Saal, zu prüfen, was Mundschenk und Truchseß geleistet haben.«
»Hoch Graf Corian!« klang es aus den Reihen der Jagdgesellschaft.
Mythor bemerkte wohl die scheelen Augen, mit denen sein Reittier gemustert und beäugt wurde. Ein Stallknecht, der sich gegen Mythors Rat zu nahe heranwagte, konnte sich nur mit einem Sprung vor dem Huftritt des Einhorns in Sicherheit bringen. Dass er dabei in der Jauchegrube landete, brachte die ganze Gesellschaft zum Lachen.
Mythor erkannte auf der Freitreppe auch den Mann wieder, den er unter dem Pferd hervorgezogen hatte, das vom Mammutkeiler angegriffen worden war. Mythor zeigte mit einer leisen Bewegung des Kopfes an, dass er den Mann wiedererkannt hatte. Gapolo ze Chianez dankte mit der gleichen Geste.
Unmittelbar neben dem Salamiter stand ein schlanker Mann mit roten Haaren. Ihm entging nicht der vertraute Gruß, sowenig, wie Mythor entging, dass der Rothaarige die Bewegung gesehen hatte.
»Die Herren mögen mir folgen«, sagte der Marschall, ein geckenhaft gekleideter Fettwanst.
Sein Blick blieb an Mythor hängen. »Für ihn habe ich keine Unterkunft«, sagte er so laut, dass jeder zweite Umstehende ihn hören konnte.
Mythor lächelte sanft. »Ich liebe die Gesellschaft meines Reittiers«, sagte er freundlich. »Ich ziehe sie der Gesellschaft vieler Menschen vor.«
Die Ohrfeige saß. Der Marschall sah
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