Mythor - 024 - Zweikampf der Zauberer
nach Mythors Helm gegriffen und setzte ihn auf.
»Nicht!« rief Mythor. »Buruna, setz ihn nicht auf!«
Zu spät erklang der Warnruf, und hätte sie ihn gehört, hätte sie ihn vermutlich nicht befolgt. Sie senkte den Helm auf ihren Kopf.
»Aaahhh...!« Burunas Schrei gellte durch die Kammer. Die Frau riss die Arme in die Höhe, brach in die Knie. Das Gesicht verzerrt, gezeichnet von Schmerz und Grauen.
Mythor kam auf die Beine. Er eilte auf Buruna zu, wollte ihr helfen. Er kam nicht dazu.
Eine Titanenfaust schien Burunas Körper auf den Boden zu schmettern. Dann schnellte sie mit gleicher, unglaublicher Kraft wieder hoch. Ihre Glieder verdrehten sich, als bestünden sie aus Wachs, der ganze Körper war verdreht und verkrampft.
Mythor, der nach Buruna greifen wollte, bekam von ihr einen fürchterlichen Fußtritt in die Magengrube und flog gegen eine Mauer, wo er nach Luft schnappend stehenblieb. Die Frau tobte und schrie, und sie entwickelte ungeheure Kräfte. Nebenan begann Pandor nervös zu scharren.
Mit einem Hieb ihrer zierlichen Faust öffnete Buruna die Kammertür. Krachend barst das Holz, Splitter flogen durch die Luft. Ein Fußtritt ließ die nächste Tür aus den Angeln fliegen. Buruna entwickelte titanische Kräfte.
»Buruna!« schrie Mythor.
Es war früher Morgen. Auf den Plätzen und Höfen der Burg Anbur ging das Gesinde der Arbeit nach. Das Frühstück für etliche hochgestellte Herren musste bereitet werden.
Durch diese Schar bewegte sich Buruna in einem taumelnden Tanz sinnloser Kraftentfaltung. Hinter ihr lief Mythor, der versuchen wollte, das Schlimmste zu verhindern.
Ihm war es ein Rätsel, warum Buruna auf den Helm so eigenartig reagierte. In jedem Fall aber musste er ihn ihr schnellstens abnehmen, bevor sie größeren Schaden davontrug oder anrichtete.
Ein Küchenjunge riss entgeistert die Augen auf, als er Buruna auf sich zu taumeln sah. Die Frau hatte keinen Fetzen Stoff am Leib, und Mythor, der ihr nachsetzte, war ebenfalls nicht dazu gekommen, sich zu bekleiden. Die Situation war nicht nur in höchstem Maß gefährlich, sie drohte auch sehr peinlich zu werden.
Ein Mann pfiff Buruna nach und bekam von ihr eine Ohrfeige verabreicht, die ihm fast den Kopf abriss. Besinnungslos brach der Mann zusammen.
Dann blieb Buruna endlich stehen. Mit letzter Kraft fuhren ihre Hände zum Helm.
»Herunter mit dem Ding!« schrie Mythor.
Dann war es geschafft, der Helm kollerte auf den Boden. Doch das Problem war damit noch nicht gelöst.
Buruna rannte weiter. Und sie stürmte zu Mythors Entsetzen genau jene Freitreppe hinauf, die in den großen Bankettsaal führte. Dort konnte sich um diese Zeit des Tages eine Versammlung von Herzögen und Diplomaten versammelt haben, vorausgesetzt, die Herren waren früh aufgestanden.
Buruna hielt an, als sei sie gegen eine Wand gelaufen. Auf dem obersten Absatz der Treppe war ein Mann erschienen und hatte gebieterisch die Hand erhoben.
»Vassander!« stieß Mythor hervor. Seine Lage war wenig beneidenswert. Da stand er auf der großen Freitreppe, die zum Bankettsaal führte, ohne einen Faden am Leibe zu tragen, und hinter einer gleichfalls nackten Buruna herrennend, die in diesem Augenblick in Vassanders Armen langsam zusammensackte.
»Ich habe schon viel erlebt«, sagte der Erzmagier mit schneidender Schärfe, »aber so etwas ist unerhört.«
»Es ist nicht meine Schuld«, versuchte sich Mythor zu verteidigen.
Vassander wölbte voller Hohn die Brauen. »Etwa die Schuld des armen Weibes?« fragte er. Hinter ihm drängte sich allmählich die ganze Festversammlung zusammen und begaffte Mythor. Mit dem Helm der Gerechten in der Hand bot er einen höchst seltsamen Anblick.
»Ich.«, begann Mythor.
»Sie hat den Helm getragen, deswegen«, warf jemand aus den Reihen des Gesindes ein, der offenbar den ganzen Vorgang hatte verfolgen können.
Vassanders Gesicht nahm eine abweisende Härte an.
»Nicht nur, dass du Ehre und Ansehen deines Gastgebers verhöhnst mit diesem Betragen«, sagte Vassander, »es sieht auch noch so aus, als habest du dir dieses arme Weib durch Mittel Schwarzer Magie zu Willen gemacht.«
Mythor riss die Augen auf. Das war der Gipfel der Dreistigkeit, aber Vassander hatte noch mehr zu bieten.
»Und deinen Rat sollen wir hören, wenn es darum geht, den Tag und den Ort der großen Schlacht zu bestimmen? Den Rat eines Mannes, der haltlos hinter den Röcken herjagt, der sich mit Schwarzer Magie beschäftigt und Zaubermittel verwendet, um
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