Mythor - 024 - Zweikampf der Zauberer
Glücksritter. Ryson de Freyn will sich rächen, desgleichen Codgins missratene Brut. Die sittsamen Karsh hat er sich heute morgen vergrault, auch wenn es nicht seine Schuld war. Vassander ist sein erklärter Todfeind.«
»Du hast dich selbst vergessen«, sagte Gapolo nachdrücklich.
Jamis' Gesicht zeigte keinerlei Gefühlsregung. »Ich habe hier keine Freundschaften zu pflegen«, sagte er kalt. »Ich muss die Interessen meines Herzogs wahren, und auf unserem Land stehen mordend die Banden der Caer.«
»Dennoch.«
»Keineswegs«, sagte Jamis kalt. »Diplomatie ist eine Sache des Hirns, nicht des Herzens. Aber sage deinem Freund, er solle auf der Hut sein. Ich sah da einige beieinander stehen, die nicht zusammengehören, wenn ein Mann seines Lebens sicher sein will.«
»Wen meinst du?«
»De Freyn und Codgins Söhne«, sagte Jamis. »Warne Mythor vor ihnen!«
Er ließ Gapolo ze Chianez stehen und nahm sich einen Pokal vom nächstbesten Tisch. Er nippte an dem Getränk und schlenderte scheinbar gelangweilt durch den Raum.
»Jamis von Dhuannin!« rief jemand.
»Ryson de Freyn«, sagte Jamis und lächelte verbindlich. »Auf das Wohl eines Mannes, der seinen Weg gehen wird. Mögen seine Feinde fallen und verderben.«
De Freyn, der den Trinkspruch auf sich bezog, lächelte geschmeichelt. »Was hältst du von diesem Mythor?« fragte er den Gesandten des Herzogs von Nugamor.
»Ein befremdlicher Bursche«, antwortete Jamis. »Wahrscheinlich ist er etlichen hier ein Dorn im Auge.«
»Das kann man wohl sagen«, bemerkte Callec. »Hast du ihn kämpfen sehen?«
Jamis schüttelte den Kopf. »Ich habe nur gehört«, sagte er freundlich, »dass er eine verflucht gute Klinge schlägt. Für manchen seiner Feinde wird es ratsam sein, seinen Rücken zum Ziel zu nehmen.«
Ryson de Freyn grinste boshaft. »Was sagst du dazu?« wollte er wissen. »Wir spielen mit dem Gedanken, diesen Kerl unschädlich zu machen.«
»Er bringt sehr viel Unberechenbarkeit in das Spiel«, stimmte Jamis zu.
»Wir werden dieses Spiel beenden«, sagte Necor. »Noch...«
Ryson de Freyn gebot ihm mit einer herrischen Geste zu schweigen. Jamis überlegte kurz, ob das Manöver abgesprochen sein konnte, kam dann aber zu der Einsicht, dass für ein solches Kunststück der Verstand der Codgin-Sprösslinge nicht ausreichte.
»Was wird aus unserem Aufmarsch werden?« fragte Ryson de Freyn, um das Gespräch auf ein anderes Thema zu bringen. »Werden sich die Truppen des Herzogs von Nugamor dem gemeinsamen Oberbefehlshaber unterstellen?«
Jamis lächelte verbindlich. »Selbstverständlich«, sagte er. »Wer immer den Oberbefehl haben wird, er wird auch unsere Truppen in die Schlacht führen. an der Spitze natürlich.«
Damit waren etliche Kandidaten für den Oberbefehl ausgeschieden. Ryson de Freyn bemerkte die Spitze sehr wohl.
Hinter den Kulissen der Freundlichkeit wurde auf Burg Anbur erbittert gekämpft. Es ging dabei weniger um die Abwehr der Bedrohung durch die Caer, es ging vielmehr um das Problem, was nach der Schlacht geschehen mochte.
Anders als für Jamis von Dhuannin schien für die meisten Teilnehmer der Versammlung eines von vornherein festzustehen: Das vereinigte Heer würde die Caer vernichtend aufs Haupt schlagen. Jamis war sich da nicht so sicher; er kannte die Caer-Krieger aus eigenem Erleben viel zu gut.
Nach der Schlacht musste es sich dann entscheiden, wer in den beteiligten Ländern, Herzogtümern und Stammesgebieten herrschen sollte. Stellte man beispielsweise Graf Corian und den Herzog von Nugamor an die Spitze des Heeres, so bestand für Graf Codgin berechtigte Aussicht, dass beide schon beim ersten Ansturm der Caer fielen. Gelang es dem verschlagenen Quartett obendrein, die Krieger dieser beiden Herren in die vordersten Reihen zu platzieren, gab es in Anbur und Nugamor keine Verbände mehr, die sich den Soldaten Codgins hätten entgegen stellen können. Jamis war sich darüber klar, dass fast jeder in der Versammlung mit solchen Gedanken spielte. Es würde darauf ankommen, sie alle gegeneinander auszuspielen - ein Kunststück, das sich Jamis mit etwas Glück durchaus zutraute.
Ryson de Freyn und die Codgin-Söhne nahm er dabei nicht sehr wichtig. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, von den Fähigkeiten eines Mannes seine Eitelkeit abzuziehen. Was blieb, ließ sich verwerten. Im Falle dieser vier blieb nach Abzug der Selbstgefälligkeit so gut wie nichts übrig. Umso höher veranschlagte Jamis den Wert des Mannes
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