Mythor - 024 - Zweikampf der Zauberer
sich ein hilfloses Weib gefügig zu machen?«
Mythor ballte die Hände. Die Rede verfehlte ihre Wirkung auf die Versammlung nicht.
»Man darf das nicht so eng sehen«, sagte Graf Corian in dem verzweifelten Bemühen, Mythor zu Hilfe zu kommen.
Vassander bedachte ihn mit einem verweisenden Blick. »Begreife, Graf, was sich da deinen Augen darbietet. Sag mir, Mythor, ist dieser Helm in deiner Hand verhext?«
»Selbstverständlich nicht«, antwortete Mythor.
»Gebt ihm etwas anzuziehen!« rief jemand aus der Menge. »Wir werden uns noch sprechen«, sagte Vassander. »Ich werde mich derweilen um dieses arme Weib kümmern.«
Mythor war keineswegs damit einverstanden, dass sich ausgerechnet der Erzmagier um Buruna kümmerte, denn in Mythors Augen konnte das, was Vassander »sich kümmern« nannte, nur etwas Schädliches für Buruna bedeuten.
Er sah aber ein, dass er in dieser mehr als peinlichen Situation nichts unternehmen konnte. Er verkniff sich daher jede Bemerkung und zog sich zurück.
Das ließ sich wesentlich einfacher planen als ausführen, denn inzwischen war das Gesinde aus allen Winkeln herbeigestürzt, den nackten Mann auf dem Burghof zu bestaunen, der in der Hand einen seltsam anzusehenden Helm trug.
Mythor machte ein möglichst gleichgültiges Gesicht, als er in sein Quartier zurückkehrte, und das fiel ihm umso schwerer, als etliche in der Menge mit anzüglichen Bemerkungen keineswegs sparten. Es war alles in allem eine verfeinerte Form von Spießrutenlaufen, was Mythor zugemutet wurde, aber er brachte auch das hinter sich.
In seiner Kammer angekommen, zog er sich als erstes an. Damit war dem Pöbel der Gesprächsstoff wenigstens fürs erste entwunden. Dass sich der Vorfall wochenlang halten würde, stand für Mythor fest. Er rechnete insgeheim bereits damit, an jedem beliebigen Ort Tainnias oder Ugaliens künftig darauf angesprochen zu werden.
Jemand klopfte an die Tür von Mythors Kammer.
»Tritt ein!« rief Mythor, während er ein Hemd überstreifte.
Ein junger Mann trat ein. Mythor hatte ihn schon einmal gesehen. Es war Pomeron, der Feuerspucker. Der junge Mann lächelte. »Ich hoffe, nicht zu stören«, sagte er freundlich. »Sadagar schickt mich zu dir.«
Mythor zog fragend die Brauen in die Höhe.
»Wir kennen uns«, sagte der Gaukler. »Fahrendes Volk kennt einander und hilft einander. Wir kennen Sadagar, er kennt uns. Er ist unser Freund, und so werden wir dir helfen.«
Mythor bedeutete Pomeron mit einer Handbewegung, sich zu setzen. »Was gibt es?« fragte er.
»Du musst dich vorsehen«, murmelte Pomeron. »Du hast dir viele Feinde gemacht in der letzten Stunde.«
»Feinde? Deswegen?«
Pomeron grinste. »Nicht, dass die Herren prüde wären, beileibe nicht. Du brauchst nur Zarah zu fragen. Jeder dieser edlen Herren hat ihr schon schmutzige Anträge ins Ohr geflüstert. Ein Glück, dass sie Wahrsagerin ist und den Burschen jeweils das Übelste vom Üblen verheißen hat, wenn man sie behelligte. Nein, sie zielen nicht auf diesen Vorfall, weil sie moralische Ansichten hätten. Sie haben Angst, mein Freund.«
»Vor mir?«
»Vor der Macht, die du mit dir trägst. Vor dem Einhorn und dem Helm, vor dem Schneefalken und dem Bitterwolf und vor allem natürlich des Schwertes wegen.«
Mythor griff nach Alton. Das Gläserne Schwert hatte er sich unter Einsatz des Lebens in Xanadas Lichtburg erkämpft.
»Jeder hier weiß, was für ein Schwert das ist, und manch einer von den Herren - Ryson de Freyn allen voran - hat nahe Verwandte eingebüßt, die versucht haben, diese Waffe zu gewinnen. Du hast kein Heer, hast kein Land, kein Lehen, aber dir gehört das Schwert. Niemand weiß genau, wer oder was du bist, und das macht die Leute unruhig.«
Mythor nickte betroffen. »Ich weiß ja nicht einmal selbst, wer ich bin«, sagte er.
Pomeron zuckte mit den Achseln. »Wen kümmert's?« fragte er. »Mich nicht, die Freunde auch nicht. Wenn du Hilfe brauchst, lass es uns wissen.«
Zu den Kleidungsstücken, die Graf Corian Mythor zur Verfügung gestellt hatte, gehörte auch eine nicht mager gefütterte Geldkatze. Mythor nahm ein paar Münzen heraus und warf sie Pomeron zu.
»Nicht als Bezahlung«, sagte er. »Als Anzahlung für spätere Tage, wenn ich euch wirklich brauche.«
Pomeron grinste. »Und sei auf der Hut«, sagte er. »Besonders vor zweien musst du dich in acht nehmen!«
»Ich vermute, Ryson de Freyn.«
»Er will dir ans Leben, seines Ahnen wegen.«
»Und der zweite?«
»Jamis von
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