Mythor - 044 - Piraten der Wüste
diesem Werk stecken. Vielleicht konnte man mit Hilfe dieser Karte zwischen den Warzen manövrieren…
Er zerrte an den Tauen. »Prinzessin, du könntest die Karte herholen!« schrie er Shezad zu.
Sie rümpfte die Nase. »Wer bin ich denn?« rief sie zurück. »Ich habe es nicht nötig, Dienstbotengänge zu…«
»Du tust es, oder wir alle sind verloren!« donnerte Mythor.
Shezad zog unwillkürlich den Kopf ein und machte sich dann wirklich daran, die Karte zu holen. Mythor rief ihr zu, wo sie sie finden konnte.
Das Großsegel war unten.
»Jetzt das nächste!« schrie Mythor. Er warf einen Blick nach vorn. Vor ihnen, nur unwesentlich backbord versetzt, erhob sich eine weitere Warze, während der Segler die beiden anderen gerade genau in der Mitte passierte.
»Leicht steuerbord halten«, wies Mythor die beiden Piraten an, die das Schiff auszubalancieren hatten. Er selbst sprang zu dem Mast, mit dessen Segel er schließlich weiter lenken wollte, und begann es zu richten. Die Tashans Ehre legte sich in eine sanfte Kurve.
Sadagar und No-Ango übten ihre Kräfte und Geschicklichkeit am dritten Segel. Noch war keine Verlangsamung der Geschwindigkeit zu bemerken, dafür begann sich Ashorro wieder zu regen. Mythor bemerkte es mit unwilligem Stirnrunzeln. Der Bursche lag direkt vor Jassams Kajüte, aus der Shezad jetzt mit der zusammengerollten Karte wieder hervorkam. Doch Ashorro war noch zu benommen, irgendwelche Dinge bewusst wahrzunehmen. Mythor musste sich um dieses Problem kümmern, sobald er eine Hand frei hatte. Denn Ashorro würde sich nicht einschüchtern lassen wie die beiden anderen Piraten. Immerhin hatte er es geschafft, in die Führungsspitze unter Tashan vorzudringen.
Shezad zog die große Karte auseinander und hielt sie so, dass die Warze des Haghalon und der Rest der Warzenkolonie deutlich zu sehen waren. Mythor brauchte nicht lange, um sich zu orientieren.
Er erschrak. Der Kurs, den sie eingeschlagen hatten, war eine Todesfalle. Er wurde von drei dicht beieinanderliegenden Warzen versperrt, an denen auch das langsamer werdende Schiff nicht mehr vorbeikommen würde. Er hätte in die andere Richtung ausweichen müssen.
Die Tashans Ehre war jetzt weit genug, dass er die Warzen in der Ferne erkennen konnte. Die Karte stimmte. Es gab nur noch eine Chance. Sie mussten hart backbord lenken und versuchen, noch vor der Warze, der sie hatten ausweichen wollen, durchzukommen. Aber es würde sehr, sehr hart werden.
Mythor schrie seine Befehle. Das Balancegewicht wurde zur anderen Seite geschwenkt, die Tashans Ehre kippte über, aber sie kippte nicht um.
Mythor presste die Lippen zusammen. Das zweite Segel war jetzt auch unten, aber die Tashans Ehre wurde nicht langsamer. Der Wind hatte zugenommen und kam genau in das dritte Segel, das sich bis zum Zerreißen blähte.
»Wir müssen es schaffen«, murmelte Mythor mit zu schmalen Schlitzen verengten Augen. In seinem bronzenen Gesicht schienen sie zu leuchten. Sadagar und No-Ango kamen heran. No-Ango gab ein bellendes Lachen von sich. So ähnlich, dachte Mythor, würde wohl auch Nottr in dieser Lage lachen.
Der Rafher deutete auf das Balancegewicht. »Wenn wir es nicht schaffen«, sagte er, »müssen wir den Kahn umschmeißen. Dann steht er auf jeden Fall.«
»Und wir kommen nicht mehr heraus«, murmelte Sadagar. Ihm fiel plötzlich der Schatten wieder auf, und als könne er die Gedanken des Steinmanns lesen, dachte auch Mythor daran. Haghalon, dessen Geist hier umgehen sollte…
»Wir schaffen es«, sagte der Sohn des Kometen.
Aber es sah nicht so aus. Rasend schnell kam die Warze näher, und die Tashans Ehre schien trotz des Kurswechselversuchs direkt darauf zuzurasen. Sie war zu schnell für eine enge Kurve.
In die Stacheln des schwarzen Gebildes kam Bewegung. Es war, als reckten sie sich dem Kampfsegler gierig entgegen…
*
Unwillkürlich trieb Hrobon sein Orhako an, stoppte es aber nach ein paar Dutzend Mannslängen wieder. Er konnte ja doch nicht mehr verhindern, dass die Tashans Ehre zwischen den Warzen verschwand. Und wenn er es als einzelner verfolgte, hatte er dort in der Kolonie keine Chance. Das mächtige Schiff konnte ihn spielend in eine Warze drängen, und Hrobon hatte inzwischen genug über die Stachelgebilde gehört, um sich einen schöneren Tod zu wünschen.
Es war sicherer, mit einer Handvoll Vogelreitern die Warzenkolonie zu umreiten. Irgendwo würde der Wüstensegler wieder herauskommen müssen, die Piraten konnten sich nicht für
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