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Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Titel: Mythor - 044 - Piraten der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner K. Giesa
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Gesicht auf der harten Salzfläche. Hrobon konnte nicht sehen, ob sich jetzt dort etwas veränderte; er legte auch keinen gesteigerten Wert darauf, es zu erfahren. Ihm reichte es, dass er selbst nicht dem Unheimlichen zum Opfer gefallen war. Wer auch immer Drudins Dämon Cherzoon sein mochte und welche Macht er besaß – er hatte einen neugewonnenen Diener wieder verloren. Hrobon kletterte wieder in den Sattel und streichelte Kusswinds Halsgefieder. Der Vogel gab zufriedene Laute von sich.
    In der Zwischenzeit hatte das Getümmel sich nicht nennenswert verändert. Die Anzahl der noch kämpfenden Schiffe war weiter zusammengeschrumpft, aber auch die Vogelreiter hatten Verluste hinnehmen müssen. Denn je schneller die Segler mit dem Wind fahren konnten, umso leichter fiel es ihnen, Vogelreiter zu rammen. Einem in voller Fahrt heranrasenden Segler konnte auch ein Diromo nichts mehr entgegensetzen. Die Laufvögel hatten nur noch dann eine Chance, wenn der Segler wendete oder gegen den Wind zu kreuzen hatte. Dann aber griffen sie gleich zu einem Dutzend an, und wehe der Mannschaft eines Piratenschiffs, das so erwischt wurde.
    Hrobon sah sich nach der Tashans Ehre um. Nicht allein, weil sein Feind Mythor sich darauf befand, sondern auch der Prinzessin wegen. Das Piratenschiff durfte auf keinen Fall verschwinden.
    Plötzlich sah er den Wüstensegler. Es war unverkennbar das Flaggschiff der Piraten. Es war erstens das größte und besaß zum anderen nur einen Ausleger. Zwei der großen Segel waren gehisst, das dritte fiel soeben. Aber das allein hätte Hrobon kaum entsetzen können. Die Tashans Ehre raste mit kaum verminderter Fahrt zwischen die schwarzen Stachelgebilde…
    *
    »Wir sind keine Mörder!« sagte Mythor fest, während Sadagar und No-Ango die noch besinnungslosen Piraten fesselten und die beiden ungefesselten Gefangenen an die Lenkung des Salzseglers gingen. »Wenn diese Männer den Tod verdient haben, werden die Richter in Horai dies in ihrer unerfindlichen Weisheit sicherlich bestimmen. Wir werden sie jedenfalls nicht töten, zumindest nicht, solange sie nicht selbst die Waffe gegen uns erheben.«
    Prinzessin Shezad schluckte. Sie sah zu den beiden anderen Männern hinüber und fand in ihren Gesichtern bestätigt, was Mythor gesprochen hatte. Achselzuckend lehnte sie sich an eine Aufbauwand.
    Plötzlich schrie einer der beiden Piraten am Balancierarm auf. »Die Warzen!« kreischte er voller Entsetzen.
    Mythor fuhr herum. Jetzt erst erkannte er, welchen Kurs das Piratenschiff verfolgte. Er führte genau zwischen zwei Warzen hindurch in die Schwarzstachlerkolonie hinein. Hier am Rand standen die Warzen noch weit auseinander, aber je tiefer das Schiff eindringen würde, desto gefährlicher wurde es, bis sie schließlich so dicht beieinanderstanden, dass es kein Zurück mehr gab.
    »Segel runter!« schrie Mythor und sprang selbst zum Hauptmast.
    »Bist du verrückt?« schrie die Prinzessin. Doch Mythor wusste, was er tat. Sie konnten nicht mehr ausweichen. Bei der vorherrschenden Geschwindigkeit war der Wendekreis des Piratenschiffs zu groß. Der Wüstensegler würde entweder backbord oder steuerbord in eine Warze knallen und zerplatzen wie eine Eierschale.
    Abbremsen ging auch nicht. Ein Schiff wie die Tashans Ehre war zum Fahren gebaut worden, nicht zum Bremsen. Die einzige Möglichkeit, es schnell zum Stehen zu bringen, war, sämtliche Segel so gegeneinanderzustellen, dass sie sich gegenseitig den Wind nahmen und das Schiff zum Stehen brachten. Aber dazu waren viermal so viele Männer nötig, als sich noch beweglich an Deck befanden, außerdem ein Mann, der etwas von der Sache verstand und die Aktion überwachte. Es gab nur die Möglichkeit, die großen Segel fallen zu lassen und dann mit einem kleinen oder halb gehissten Segel vorsichtig und langsam zwischen den äußeren Warzen zu manövrieren. Der Anhalteweg würde auch nicht sonderlich länger sein als mit bremsenden Segeln, wenn man es geschickt anstellte. Mythor wusste auch, dass der Segler nicht völlig zum Stillstand kommen durfte. Sie mussten wieder hinaus auf den Salzspiegel.
    Sadagar und No-Ango ließen von ihrer Arbeit ab und halfen Mythor, das größte Segel zu reffen. »Auf Kurs bleiben!« schrie Mythor den beiden Piraten zu.
    Er schlug sich vor die Stirn. In der Kajüte Jassams befand sich eine Karte. Er entsann sich, dass sie groß genug gewesen war, auch die Warzenkolonien in ihren Einzelheiten zu zeigen. Eine jahrelange Kleinarbeit musste in

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