Mythor - 044 - Piraten der Wüste
furchtbarer Wucht kam Kusswinds Schnabel herunter.
Das Unterdeck des Wüstenseglers war in zwei Hälften geteilt. Der rückwärtige Teil diente mit Hilfe niedriger Verschläge der Beuteaufnahme, und in der Vorderpartie waren die Mannschaftsquartiere. Das bedeutete, dass es keine Trennwände gab, sondern nur abstützende Balken, um die Decksplanken nicht durchbrechen zu lassen, und das Mannschaftsquartier bestand aus einem durchgehenden Raum im Bugteil des Seglers, in dem jeweils zwei Hängematten übereinander aufgehängt waren. Dank des niedrigen Raumes wurde es dabei natürlich ziemlich eng.
Mythor musste den Kopf einziehen, als er das Unterdeck betrat. Direkt hinter ihm kam Sadagar, der etwas weniger Schwierigkeiten hatte.
Die insgesamt drei Piraten, die mit der Prinzessin unter Deck verschwunden waren, hatten wohl am Kampflärm erkannt, dass ihre Karten immer schlechter wurden. Einer hatte die Prinzessin gepackt, hielt sie wie einen Schild vor sich und hatte ihr ein Messer an den Hals gesetzt. »Bleib stehen«, warnte er. »Oder sie stirbt.«
Mythor gehorchte verbissen. Seine Schwerthand senkte sich. In den Augen des Piraten erkannte er, dass dieser nicht bluffte. Die Prinzessin befand sich tatsächlich in Todesgefahr.
Die beiden anderen Piraten hielten Krummschwerter in den Händen und schoben sich jetzt näher heran. »Wirf das Ding weg«, forderte einer von ihnen Mythor auf. »Du weißt, dass du keine Chance hast!«
Langsam schüttelte der Sohn des Kometen den Kopf. Es musste eine Möglichkeit geben…
Sekunden später war die Möglichkeit da.
Die Tashans Ehre rumpelte über etwas hinweg. Vielleicht hatte der Ausleger ein Wrack berührt, vielleicht eine kleine Bodenunebenheit oder… was immer es auch war, das Piratenschiff ruckte heftig und legte sich für Augenblicke schräg. Die Männer taumelten. Der Pirat, der die Prinzessin festhielt, stolperte sogar. Mit Shezad ging er zu Boden und fiel halb über sie.
Mythor konnte den Ruck mit den Knien abfedern. Hinter ihm stand Sadagar, hielt sich mit der Linken an einem Stützbalken fest und schleuderte zielsicher sein Messer. Der Pirat, der Shezad bedroht hatte, kam nie mehr wieder auf die Beine.
Als die Tashans Ehre in ihre Normallage zurückschaukelte, schnellte Mythor sich vorwärts. Sein Schwert wirbelte die Klinge eines der überraschten Piraten zur Seite, dann befand Mythor sich bereits hinter den beiden Männern. Und Sadagar hielt das nächste Messer wurfbereit. »Noch jemand?« fragte er. »Fallen lassen, Freunde. Bis ihr bei mir seid, hat jeder ein Messer im Leib!«
Die Entfernung war zu groß. Die beiden Piraten konnten sie nicht mehr schnell genug überwinden. Außerdem befand Mythor sich jetzt hinter ihnen…
Einer der beiden ließ sein Schwert fallen. Der andere zögerte noch etwas, bis Mythor ihn sanft mit der Schwertspitze antippte. Dann öffnete auch er die Hand.
»Wie ist das?« fragte Mythor. »Könnt ihr das Balancegewicht und die Segel bedienen?«
Die beiden Männer nickten stumm.
»Dann auf, nach oben!« befahl der Sohn des Kometen. »Aber Lasst euch nichts Dummes einfallen.«
Er selbst schob sein Schwert hinter den Gürtel, wie er es früher mit Alton getan hatte, und half der Prinzessin beim Aufstehen. Ihre Augen sahen ihn mit einem merkwürdigen Ausdruck an.
»Ich danke dir, Pirat«, sagte sie.
Mythor sah resignierend zu den Deckenbalken und verdrehte die Augen. »Du lernst es auch nie, Herrscherstochter. Lass uns nach oben gehen, da ist die Luft besser.«
»Und wohl auch pfeilhaltiger«, bemerkte Shezad trocken. Mythor schob sie mit sanftem Druck vor sich her. Oben angekommen, stellte er erfreut fest, dass auch No-Ango wieder auf den Beinen war. Sadagar war gerade dabei, einen der beiden Piraten den Rafher verbinden zu lassen.
»Wenn ihr damit fertig seid, an die Segel!« befahl Mythor. »Sadagar und No-Ango, ihr könnt die anderen Piraten fesseln.«
Shezad schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Es sind Piraten«, sagte sie. »Ihr solltet sie töten!«
Niemand achtete darauf, welchen Kurs die Tashans Ehre in diesem Augenblick hatte…
*
Hrobon bückte sich vorsichtig und nahm Tashan das kostbar verzierte Krummschwert wieder aus der Hand, dann reckte er sich hoch und schob es in den Sattelschuh zurück. Kurz ging sein suchender Blick in die Runde, dann sah er, wo sein Dolch lag, und holte sich auch ihn zurück. So etwas wie Erleichterung begann sich in ihm auszubreiten.
Tashan war tot.
Er lag mit dem gläsernen
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