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Mythor - 049 - Der Drachensee

Mythor - 049 - Der Drachensee

Titel: Mythor - 049 - Der Drachensee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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gewünschte Salz nicht, dann verweigerte er ihm die Gastfreundschaft und bekam es vermutlich mit dem Stummen Großen Flüsterhand zu tun. Gab er Mythor aber Brot und Salz, dann war Mythor Gast der Drachentöter, und sie mussten ihn schützen und beschirmen, auch wenn er loszog, um seine Freunde zu befreien.
    »Nimm«, sagte Tjubal.
    Mythor griff nach dem kleinen Zinnfass, das grobkörniges Salz enthielt.
    »Ich brauche nur ein paar Leute, ich will einstweilen nur nachsehen«, sagte er. »Mehr nicht.«
    »Genügen zehn Mann?«
    »Mehr als genug.«
    »Und wann willst du aufbrechen?«
    »Sobald mein Freund hier erwacht ist«, sagte Mythor und wies auf Hrobon.
    *
    Sehr leise bewegte sich das Boot über das stille Wasser. Es schien völlig schwarz zu sein, kein Windhauch kräuselte die Oberfläche. Das Geräusch, mit dem die Drachentöter ihre Stakstangen im Wasser versenkten, war kaum zu hören.
    »Es ist nicht mehr sehr weit«, sagte Tjubal.
    Der Kahn, besetzt mit zehn von Tjubals Männern, mit Mythor, Hrobon und Tjubal selbst, war seit geraumer Zeit unterwegs.
    Hrobon war sehr schweigsam, nicht nur der Lage wegen, sondern weil er auch noch unter den Nachwirkungen des Schlummertrunks litt, den er zu sich genommen hatte.
    Deutlich war für jeden im Boot zu erkennen, dass man sich dem Gebiet des Drachensees näherte, der von den Drachenanbetern besiedelt worden war. Ihre Grenzmarkierungen waren eindeutig – immer wieder glitt das Boot aus dunklem Holz an Pfählen vorbei, deren Spitzen Menschenschädel trugen. Die Vorstellung, dass Sadagars Kopf bald ebenfalls auf einer solchen Stange den Näherkommenden entgegenblecken würde, schuf innere Qual. Mythor fühlte sich für Sadagars Schicksal verantwortlich, und es zeigte sich immer deutlicher, dass dieses Schicksal grauenvoll sein würde, wenn es Mythor nicht gelang, rechtzeitig zu Hilfe zu kommen.
    »Wie hausen die Drachenanbeter?« fragte Mythor sehr leise.
    Tjubal sah ihn ernst an, Mythor erkannte, dass der Hüne eine Gänsehaut hatte; selbst den abgebrühten Drachentötern war dieser Platz unheimlich.
    »In einem Dämonenstandbild«, sagte er halblaut. »So heißt es jedenfalls, denn es ist keiner jemals von dort zurückgekehrt. Ein Drachenanbeter, den wir gefangengenommen haben, hat uns das gesagt. Im Zentrum der früheren Stadt Erham muss ein gewaltiges Götzenbild gestanden haben – in seinem Innern leben jetzt die Priester der Drachenanbeter und ihre Leute.«
    »Und wie weit…?«
    »Wir sind bald am Ziel.«
    Tjubal sah sich scheu um. Die Lage der Drachentöter war alles andere als leicht. Entweder verhielten sie sich still, dann waren sie eine leichte Beute für die überall lauernden Drachen. Oder sie wehrten die geflügelten Bestien mit den Drachenschwirren ab, dann verrieten sie den Drachenanbetern ihren Standort. So oder so, die Männer hatten deutlich sichtbar das Gefühl, ihre Köpfe auf einen Richtblock zu legen – und mit jedem Augenblick wuchs die Gefahr.
    Noch hatte sich keiner der Drachen gezeigt. Vielleicht schliefen sie, vielleicht vermutete auch keiner, dass sich die Drachentöter so weit auf das Gebiet ihrer Todfeinde wagen würden.
    »Haltet ein«, flüsterte Tjubal.
    Die Staker hörten auf, ihre Stangen zu bewegen. Lähmende Stille legte sich über die Szenerie.
    »Hört ihr?«
    Mythor presste die Lippen aufeinander.
    Voraus, dort, wo der Tempel der Drachenanbeter zu suchen war, erklang ein Laut. Es war der Schrei eines Menschen in höchster Todesnot.
    *
    »Lass mich los, du Schandkreatur!« schrie Sadagar. »Der kleine Nadomir wird dich in den Pfuhlen des Feuers schmoren lassen für diese Frechheit! Loslassen, sage ich!«
    Der Drache reagierte nicht auf Sadagars Schreien. Hilflos wand sich Sadagar in den Krallen des riesigen Tieres. Die Ausdünstung des Tieres verschlug dem Steinmann fast den Atem.
    Wenn er den Blick wandte, konnte er No-Ango sehen, auch er war in den Krallen eines Drachen, wenn auch nicht zappelnd. Entweder war er ohne Besinnung, oder er hatte die Hoffnung fahrenlassen, sich den Pranken entwinden und die Freiheit zurückgewinnen zu können.
    Sehnsüchtig sah Sadagar hinab auf die glatte Oberfläche des Drachensees. Dorthin abzustürzen, in der Kälte des Wassers den Tod zu finden… Steinmann Sadagar hatte die peinigende Ahnung, dass er dieses Schicksal herbeiwünschen würde, bald schon.
    Unbeirrbar flogen die Drachen ihren Weg, flach über dem Wasser. Trotz der Nebelschwaden schienen sie genauestens zu wissen, wohin sie sich

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