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Mythor - 049 - Der Drachensee

Mythor - 049 - Der Drachensee

Titel: Mythor - 049 - Der Drachensee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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paar Augenblicke, und als er die Lösung hatte, stand der Sprecher bereits vor ihm.
    Coerl O’Marn, Drudins Todesreiter! Er sah die Gestalt auf sich zukommen, und ihn ergriff die alles durchdringende Furcht, die fast jeden befiel, der einen der Todesreiter zu Gesicht bekam.
    »Bei Nadomir!« stammelte Sadagar.
    »Steinmann Sadagar«, sagte Coerl O’Marn. Sein Anblick erschütterte Sadagar bis ins Mark. Er wusste jetzt, mit wem er es zu tun hatte. Es waren Drudins Todesreiter, die den Drachenanbetern geboten und damit wahrscheinlich auch den Bestien, die draußen im Nebel auf neue Opfer lauerten.
    Sadagar war dem schlimmsten und erbarmungslosesten Feind in die Hände gefallen, der sich nur vorstellen ließ.
    »Du wirst uns Mythor zuführen«, sagte O’Marn kalt.
    »Wir wollten ihn eigentlich den Drachen zum Fraß opfern, wie wir es immer tun«, sagte der Oberpriester. »Wir ketten sie an den Zähnen des Drachenhauptes an, und dort holen sich die Drachen dann ihren Fraß. Es ist Sitte so bei uns.«
    »Ich weiß«, sagte Coerl O’Marn. Sadagar schaffte es nicht, den Blick von dem grauenerregenden Gesicht des Todesreiters zu nehmen! Dieses gläserne Gesicht barg in sich alles Grauen, das Sadagar sich nur ausdenken konnte.
    »Ihr könnt mit diesen beiden verfahren, wie ihr wollt«, sagte Coerl O’Marn. »Wir werden den Drachen entsprechend unserem Willen gebieten.«
    »Erbarmen!« schrie Sadagar. »Erinnere dich doch, haben wir nicht manchen Humpen zusammen geleert? Du kannst doch nicht…«
    O’Marn kümmerte sich nicht um Sadagars Wimmern. Er schritt davon. Auch der zweite Todesreiter zog sich zurück. Übrig blieben die Zauberpriester und der dritte von Drudins Todesboten, Herzog Krude, der vormals Elvinon geboten hatte. Wie lange lag das zurück, wieviel war seither geschehen, und wie wenig gab es jetzt noch zu erleben – das war der Gedanke, der Sadagar durchblitzte.
    Steinmann Sadagar streckte flehentlich die gebundenen Hände dem Todesreiter entgegen, aber Herzog Krude achtete seiner nicht. Er machte eine herrische Geste.
    »Gnade!« schrie Sadagar. »Lass uns töten, meinetwegen, aber nicht jetzt und nicht so!«
    Er wollte nicht viel, nur ein winziges Mauseloch, durch das er vielleicht entkommen konnte. Eine Stunde, mehr nicht, das genügte vielleicht, das gab Zeit, sich etwas auszudenken, Listen zu ersinnen.
    »Weg mit ihm!«
    Wieder griffen die Fischschuppenhände nach Sadagar.
    Sie lösten die Stricke, mit denen er gebunden war. Gab das die letzte Chance?
    Er machte einen Satz, aber er stolperte sofort über ein ausgestrecktes Bein und flog der Länge nach auf den Boden. Er wusste, dass er nun verloren war. Willenlos ließ er zu, dass man ihn wieder auf die Beine stellte und wegdrängte.
    Der Weg war kurz. Er führte zu jener Reihe weißschimmernder Säulen, die von weitem aussahen wie die Zähne des Dämonenkopfes. Erschüttert sah Sadagar die braunen Flecken auf dem Weiß, die bleichen Knochen auf den boshaft geschürzten Lippen des Kopfes, die schweren dunklen Ketten. Er zitterte am ganzen Leib, als man ihn packte und gegen eine der Säulen lehnte. Die Ketten klirrten, schwer legte sich das Metall auf Sadagars Körper. Unter sich erkannte er weißen Nebel, ab und zu schimmerte die glatte Oberfläche des Drachensees herauf. Aus dem Nebel ringsum ertönte das permanente Geräusch der Drachenschwirren, das gierige Krächzen der hungrigen Bestien.
    Sadagar wandte den Kopf. Er wollte sehen, was No-Ango in dieser Lage machte. Er, Sadagar, hatte wenigstens gelebt, aber der Rafher zählte kaum achtzehn Sommer.
    No-Ango stand wie gebannt. Er rührte sich nicht. Man löste ihm die Fesseln, und noch immer bewegte er kein Glied.
    Sadagar hörte etwas, wandte den Kopf.
    Er blickte genau in den gierig geöffneten Rachen eines Drachen, der gerade herabstieß, um sein Futter von den Lippen des Dämonenschädels aufzulesen.
    Sadagar schrie in höchster Todesnot, laut und gellend.
    *
    In No-Ango kam Leben.
    Der Rafher zwinkerte, als erwache er gerade erst. Er sah die grässlichen Masken der Dämonenpriester vor sich, etwas entfernt das gläserne Gesicht eines der drei Todesreiter des Drudin.
    Dann hörte No-Ango den Entsetzensschrei seines Gefährten, und nun gab es für den Rafher kein Halten mehr.
    Man hatte ihm, Spott oder Zufall, die Waffen belassen, und nun spannte No-Ango die Muskeln an. Der letzte Rest der Fesselung fiel, die Faust des jungen Mannes traf den vordersten der Drachenanbeter. Der Priester fiel, und

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