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Mythor - 049 - Der Drachensee

Mythor - 049 - Der Drachensee

Titel: Mythor - 049 - Der Drachensee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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mit ihrer lebenden Beute zu wenden hatten.
    Dann tauchte ein Gebilde aus dem Nebel auf. Ein Gesicht…
    Sadagar stieß einen heiseren Schrei des Entsetzens aus. Es war eine Dämonenfratze, die ihm entgegenbleckte, ein riesenhaftes Gebilde aus Stein. Schwarz wie der Tod selbst war dieser Stein, ein riesiges Auge strahlte in düsterem Rot. Die Lippen der Dämonengestalt waren zu einem Lächeln verzogen, das sich schrecklicher kaum ausmalen ließ. Es war die steingewordene Niedertracht und boshafte Vorfreude, ein Anblick, der Sadagar erschauern ließ.
    No-Ango rührte sich nicht. Vielleicht hatte er längst das Bewusstsein verloren, es wäre nicht verwunderlich gewesen bei diesem Anblick.
    Die Drachen schleppten ihre Beute höher. Oben auf dem steinernen Schädel gab es ein Loch, eine trichterförmige Öffnung, darunter loderte es in roter Glut.
    Sadagar schrie auf. Er spürte, wie er den Halt verlor, hinabstürzte in den glutroten Trichter, dem Tod entgegen. Hart schlug er auf der steinernen Schräge auf, dann ging der Fall als Rutschen weiter, dem Glühen entgegen. Sadagar schlug um sich, er versuchte mit der letzten Kraft der Todesangst, sich Halt zu verschaffen.
    Vergebens, er glitt hinab in die Tiefe, Schritt für Schritt, dann fiel er ein Stück und schlug hart auf. Bevor er noch dazu kam, einen weiteren Schrei auszustoßen, sah er gleichzeitig No-Ango neben sich aufschlagen – und ein halbes Dutzend Gestalten, die die beiden Gefangenen umringten.
    Es waren Schreckensgestalten, einem Alptraum entstiegen. Hochgewachsene, schlanke Menschen, deren Körper und Gesichter vermummt waren. Die Körper waren eingehüllt in Fetzen von Drachenhaut, die Gesichter verschwanden unter feingeschuppten weißen Masken, hergestellt wahrscheinlich aus dünn geschabten und dann miteinander verbundenen Knochenscheiben. Nur die Augenöffnungen waren frei, sie ließen den Blick auf kalte, unbarmherzige Augen frei, die Sadagar anstarrten. Auf den Köpfen trugen die Gestalten Helme, aus Knochen geschnitzt, und Sadagar beschlich die scheußliche Ahnung, dass es Menschen gewesen waren, die ihr Gebein zu diesem grausigen Schmuck hatten opfern müssen.
    »Ergreift ihn!«
    »Nadomir!« schrie Sadagar in höchster Not.
    Kalte Hände griffen nach ihm, rau von den fischschuppenartigen Handschuhen, die die Zauberpriester trugen. Sadagar fuhr lähmendes Entsetzen in die Glieder, als ihn diese Hände berührten und auf die Beine stellten. Er wagte sich nicht mehr zu wehren, ließ alles über sich ergehen. Nach kurzer Zeit war er an Händen und Füßen gebunden.
    Eine weitgedehnte Halle war das Ziel der Rutschpartie gewesen, ein Felsenraum, der von blakenden Fackeln notdürftig erhellt wurde. Sie hatten auch das rote Licht hervorgerufen, das Sadagar aus der Luft hatte sehen können. Im Hintergrund gab es zwei Öffnungen, die Sadagar unwillkürlich an das Augenpaar erinnerten, das ihm aus dem Nebel unheilverkündend entgegengestrahlt hatte.
    »Was wollt ihr von uns?« stieß Sadagar hervor. »Warum lasst ihr uns verschleppen?«
    »Schweig, Elender!«
    Der oberste der Zauberpriester machte eine herrische Geste. Die Männer mit den Knochenmasken griffen nach Sadagar und stießen ihn vor sich her. Dass Sadagar an den Beinen gefesselt war, bekümmerte sie nicht; es war seine Sache, dafür zu sorgen, dass er nicht strauchelte und sich die Knochen zerschlug. No-Ango war zu sich gekommen; er schwieg und bewegte sich mit Gleichgültigkeit.
    Eine Prozession des Schreckens bewegte sich durch die Räume des Drachentempels, und in jedem Winkel dieses grässlichen Baus lauerten Tod und Verderben. Man stolperte fast über Gebeine, an den Wänden waren bräunliche Flecken zu erkennen, die Spuren, die Fingernägel in die Wände gekratzt hatten – jedes Zeichen barg in sich eine Welt des Grauens und der Angst. Wie viele mochten diesen Gang schon entlanggeschritten sein, dem Tod oder Schlimmerem entgegen?
    Der Gang führte hinab in die Tiefe. Es war kalt, durch die Gänge strich die gleiche feuchte Kühle, die über dem ganzen See lag. Die Drachenpriester schienen sie nicht zu bemerken.
    Nach Sadagars Schätzung war die Ebene des Mundes erreicht, als die Zauberpriester anhielten. In dunkles Blau war der Raum gehüllt, es war kaum etwas zu erkennen.
    »Es sind nur zwei«, sagte die raue Stimme, die Sadagar bereits gehört hatte. »Die anderen beiden sind uns entwischt.«
    »Wir werden auch sie bekommen.«
    Sadagar stutzte. Diese Stimme kannte er doch! Er rätselte ein

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