Mythor - 050 - Die Mauern von Logghard
wurden Heerführer bevorzugt, die aus dem Mutterland Inshal stammten.
Aber Gamhed benötigte keine Bevorzugung. Er errang bei seinen Feldzügen, die ihn über Jahand und Nordalia bis in die Heymalländer führten, Sieg um Sieg und zeichnete sich nicht nur durch persönlichen Mut und Klugheit im Kampf aus, sondern auch durch Kameradschaft zu seinen Kriegern. Er unterdrückte einen Aufstand in Jahand, das schon immer ein Krisenherd gewesen war, sorgte in Nordalia, wo der Thronfolgestreit zu einer landesweiten Blutfehde auszuarten drohte für Ruhe und Ordnung und brachte das schier unmöglich Scheinende zustande, die in über dreihundert Provinzen aufgesplitterten Heymalländer stärker an das Shalladad zu binden.
Danach erfolgte seine Berufung nach Logghard, wo er seine größte Tat vollbrachte. Schon damals, vor 25 Jahren, setzten die Dunkelmächte viel daran, die Ewige Stadt zu vernichten und damit die stärkste Bastion der Lichtwelt von der Landkarte zu fegen. Die Lage schien hoffnungslos, doch Gamhed schaffte es mit seinem Heer am 225. Jahrestag der Belagerung, die dämonischen Scharen noch einmal in die Düsterzone zurückzuschlagen. Damals war er von Shallad Rhiad zum Oberbefehlshaber der Ewigen Stadt ernannt worden, und Hadamur wagte es nicht, ihn dieses Amtes zu entheben.
Es hätte ihm auch nichts genützt, denn Gamhed gehorchte nicht Hadamur, sondern er kämpfte für die Lichtwelt. Doch nun fragte er sich, ob er seinen Triumph von damals wiederholen konnte, wenn sich die Belagerung zum 250. Mal jährte. Fast zweifelte er daran, denn diesmal konnte er nicht auf die Unterstützung eines weisen Shallad hoffen. Hadamur hatte seine Heere nach Osten geschickt, um weitere Länder zu erobern. Ja, seit Rhiad war das Shalladad größer geworden, aber es begann innerlich zu zerfallen…
Rhiads sterbliche Hülle lag nun im letzten der Shallad-Gräber, die im Mittelpunkt von Logghard rund um das Grabmal des Lichtboten angeordnet waren und über denen die Lichtsäule strahlte. Aber Gamhed bezweifelte, dass der Geist des Lichtboten von Rhiad auf Hadamur übergegangen war. Hatte der Lichtbote die Welt endgültig verlassen?
Die Großen behaupteten, dass der Retter der Lichtwelt in Gestalt des Sohnes des Kometen in Logghard anwesend sei. Aber noch waren sie den Beweis schuldig geblieben, dass dies mehr als nur ein leeres Versprechen war. Bis auf einen kurzen und enttäuschenden Auftritt hatte der Sohn des Kometen noch nichts für die Loggharder getan.
Blieben noch die Magier, in die Gamhed große Hoffnungen setzte. Seid Vangard, der geheimnisvolle Süder, von dem niemand wusste, woher er stammte, zur Magiergilde gestoßen war, hatte diese einen gewaltigen Aufschwung erlebt. Es war Vangard gewesen, der vorgeschlagen hatte, die Chronik von Logghard zu Hilfe zu nehmen, gegenwärtige Situationen mit den Gegebenheiten der Vergangenheit zu vergleichen und so längst vergessene Methoden der Verteidigung erneut einzusetzen. Zur Überraschung der anderen Magier hatte sich herausgestellt, dass sich auch die Dunkelmächte in Wahl und Anwendung ihrer Mittel und Taktik wiederholten. Vangard wollte sogar wissen, dass die Attacken der Dämonen einem bestimmten Zyklus unterlagen, zu dem er den Schlüssel jedoch noch nicht gefunden hatte. Aber ob das genügte, um Logghard zu retten…?
Gamhed schreckte hoch, als Schritte durch den leeren Thronsaal hallten. Er hatte schon eine scharfe Zurechtweisung auf den Lippen, als eine Gruppe seiner Leibgarde mit drei Fremden vor den Thron trat. Doch dann fiel sein Blick auf einen der Fremden, und er war seltsam berührt.
Es war ein noch sehr junger Mann mit edlen Gesichtszügen und hellem Haar, das seiner sonst eher südländischen Erscheinung etwas Besonderes gab. Für einen Moment war ihm sogar, als sehe er in seinem Gesicht einen jüngeren Shallad Rhiad wieder. Aber diesen Gedanken schob er sofort wieder von sich, denn dies war wohl nur so zu erklären, dass die lebhafte Erinnerung an den früheren Shallad, der er nachgehangen hatte, ihm einen Streich spielte. »Was soll diese Störung?«
»Wir haben diese drei Männer aufgegriffen, als sie aus den unteren Bereichen zur Oberwelt vordrangen«, erklärte der Kommandant der Leibgarde. »Es war noch ein Mädchen bei ihnen, doch das ist in die Unterwelt entwischt. Die drei behaupten, mit dem Sohn des Kometen nach Logghard gekommen und von den Großen gefangengenommen worden zu sein. Angeblich halten sie den Sohn des Kometen immer noch
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