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Mythor - 050 - Die Mauern von Logghard

Mythor - 050 - Die Mauern von Logghard

Titel: Mythor - 050 - Die Mauern von Logghard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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und am heißesten umkämpft. Denn schon seit je berannten die Dunklen Mächte die Ewige Stadt im Osten mit verstärktem Einsatz. Der siebte und äußerste Wall bestand hier aus einer turmhohen, verstärkt gebauten Mauer, der noch zusätzlich zwei Reihen Palisaden vorgelagert waren.
    Wie oft schon hatte man an dieser Stelle die Wehren neu aufbauen müssen? Gamhed vermochte es nicht zu sagen.
    Und wieder formierten sich die Kräfte aus der Schattenzone im Osten zu einem neuen Angriff, um von hier aus einen Einfall in die Ewige Stadt zu versuchen. Noch vermochte niemand zu sagen, welcher Art die Bedrohung war, denn ein dunkler Ausläufer der Schwarzen Hand hatte sich über diesen Bezirk gelegt und hüllte ihn in beklemmende Düsternis.
    Oft war der »Ostfinger«, wie die Krieger diesen Auswuchs aus wallenden Nebeln nannten, so dicht, dass man keine zwei Schritte weit sehen konnte. Der dunkle Brodem machte das Atmen schwer und verzerrte den Nebenmann zu einer grotesken Gestalt. Man wurde auf Schritt und Tritt von Spukerscheinungen begleitet, und harmlose, alltägliche Geräusche vereinten und erhöhten sich zu einer Melodie des Unheimlichen.
    Gleich nach Gamheds Ankunft lichtete sich der Ostfinger etwas, so dass er von der Plattform des großen Wachturms bis zur ersten Palisade hinuntersehen konnte. Aber was dahinter lag, das verbargen die Nebel. Ein beständiges Knistern und Rascheln drang von dort an Gamheds Ohr, das mal leiser und dann wieder lauter wurde.
    »Was melden die Kundschafter?« erkundigte sich der Silberne bei Khanser, dem Kommandanten des Ostwalls, einem gedrungenen Loggharder unbestimmter Herkunft. Er war als kleiner Junge mit seinen Eltern in die Ewige Stadt gekommen, die gleich nach der Ankunft bei einem Angriff der Dunklen Mächte ihr Leben verloren hatten.
    »Keiner der Kundschafter ist zurückgekehrt«, antwortete Khanser. »Wir haben ihre Todesschreie gehört, ohne sehen zu können, was ihnen zugestoßen ist. Die ersten verloren wir schon vor zwei Tagen, als die Schwarze Hand den Ostfinger ausgeschickt hat. Es scheint, dass er eine Gewitterladung in sich trägt, denn immer wieder zucken Blitze auf und schlagen donnernd ein. Danach folgt ein Singen und Schwirren, als würde ein Heer von Bogenschützen einen Pfeilhagel abschießen. Diese Leuchterscheinungen und die Geräusche gingen auch jedesmal dem Tod unserer Kundschafter voraus.«
    »Was hast du sonst noch unternommen, Khanser?« fragte Gamhed.
    »Ich habe befohlen, die Schaufeln der Wurfmaschinen mit Pechkugeln zu laden«, antwortete Khanser. »Sie sollen entzündet und ins Feindgebiet geschleudert werden. Vielleicht bekommen wir auf diese Weise etwas zu sehen.«
    »Wie denn, wenn nicht einmal der Schein der Lichtsäule den Nebel zu durchdringen vermag«, sagte Gamhed. »Aber es ist einen Versuch wert. Worauf wartest du noch?«
    »Ich habe damit nur auf dich gewartet.« Gamhed gab ihm durch eine Handbewegung zu verstehen, dass er die Wurfmaschinen einsetzen sollte. Eine davon stand auf der Plattform des Turmes. Es handelte sich um ein schweres Katapult, dessen Zugseile von vier Mann gespannt werden mussten. Ausgelöst wurde die Schleuder, indem man einfach mit einem schweren Hammer den Haltepflock herausschlug.
    Die Vorarbeit war getan, die Pechkugel lag in der Schaufel der bis zum Äußersten gespannten Schleuder. Daneben stand wartend der Fackelträger. Khanser ließ den erhobenen Arm nun sinken. Der Fackelträger entzündete die Pechkugel, und gleichzeitig erklang ein dumpfer Hammerschlag. Der Pflock löste sich, die Schleuder schnellte nach vorne, und die Pechkugel zog ihre flammende Bahn durch den Nebel.
    Gamhed verfolgte ihren Flug. Doch nicht lange, denn plötzlich erlosch sie mitten in der Luft, als hätte der Atem eines Dämons ihr Feuer ausgeblasen.
    Aber nun wurden auch von anderen Wehrtürmen Flammenkugeln auf den Weg geschickt. Gamhed verfolgte sie mit ausdrucksloser Miene und stellte fest, dass die meisten ebenfalls erloschen. Aber einige trugen ihr Feuer bis weit hinein ins düstere Land, und man konnte sehen, wie sie beim Aufschlag auf dem Boden barsten und ihre Flammenzungen nach allen Richtungen auseinanderstoben. Wo die lodernden Geschosse einschlugen, da rissen die nebeligen Gebilde auf, so dass der Blick auf die nähere Umgebung frei wurde. Aber sofort, noch ehe irgend etwas zu erkennen war, schoben sich dunkel wallende Wände heran und erstickten das Feuer.
    »Zielt näher!« befahl Gamhed. »Damit wir sehen können, was

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