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Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Titel: Mythor - 054 - Vina, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. K. Giesa
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verzerrt, mit der sie an den Lenkhebeln zog.
    »Runter mit dem Ding…«
    Sie stellte die Flügel fast quer, weil sie in diesem Moment ein Fläche entdeckte, die für eine Notlandung geeignet erschien. Jetzt oder nie, oder der Zugvogel zerschellte am nächsten Felsen, weil er nicht wieder aufsteigen konnte.
    Gleichzeitig öffnete sich das Ventil in der Ballonspitze. Das letzte Gas entwich aus dem Ballon, der längst wie ein zusammenfallender Sack aussah.
    Dann setzte das Luftschiff hart auf. Irgendwo zersplitterte etwas mit lautem Knacken und Knistern. Die Gondel rutschte noch zwei oder drei Mannslängen weit über harten Boden. An einer Stelle riß die Bespannung auf.
    Dann trat Ruhe ein.
    Und die leere Ballonhülle senkte sich in majestätischer Langsamkeit auf die Gondel herunter und hüllte sie ein.
     
     
    4.
     
    »Die Regenbogenbrücke«, sagte Mythor. »Was ist das?«
    Die Nacht war vorüber, der neue Tag angebrochen, Mythor war früh erwacht, früher als Ramoa und Oniak, und hatte die Umgebung in näheren Augenschein genommen. Es war eine bizarre Landschaft. Der dunkelhaarige Krieger war auf einen etwa ein Dutzend Mannslängen hohen Felsen geklettert. Nicht weit von ihnen fiel eine Steilküste ab, gegen die das Meer anbrandete, und in der anderen Richtung begann noch in Sichtweite ein dichter Dschungel, über dem in der Morgenstunde schwache Dunstwolken lagen. In der Ferne hatte Mythor den rauchenden Gipfel eines Vulkans erkannt. Offenbar waren hier nahezu alle Landschaftsformen zugleich vertreten. Weiß schimmerten Gletscher von fern.
    Tiere gab es nicht, nur Pflanzen. Nicht einmal Insekten umschwirrten die Menschen. Vielleicht war die Pflanzenwelt so mörderisch, daß sie alle anderen Lebensformen ausgelöscht hatte.
    »Was weißt du von der Brücke?« stieß die Feuergöttin überrascht hervor. Sie hatte sich aufgesetzt und hockte jetzt mit untergeschlagenen Beinen am fast erloschenen Feuer, an einer gerösteten Frucht kauend, die vom Abendessen übriggeblieben war. Sie hatte zu einem Strauch gehört, dem es nichts mehr genützt hatte, sämtliche Nadeln, die er anstelle von Blättern besaß, wie mit einem Katapult auf Mythor abzuschießen. Zwei der Nadeln hatten seine Haut geritzt, aber zum Glück kein Gift hinterlassen. Danach hatte der Sohn des Kometen, den seine gelbe, braun gesprenkelte Fellkleidung geschützt hatte, die Früchte in Ruhe abernten können.
    »Du sprachst im Schlaf«, erklärte Mythor und biß in eine weitere Frucht. Oniak schlief noch. Er hatte viel Blut verloren und war schwach. Wenn man ihn nicht aufweckte, würde er vielleicht den ganzen Tag verschlafen. Doch sein Schlaf war unruhig. Es war, als würde er von Alpträumen geplagt.
    »Die Regenbogenbrücke«, wiederholte Ramoa leise. »Es ist noch nicht lange her, daß eine der Zaubermütter auf den Blutigen Zähnen einen Wall gegen die Dunkelmächte errichtete, so heißt es wenigstens in der Legende. Heute noch stehen die Ruinen der Bauwerke, und manche davon sind noch gut erhalten und besitzen sogar magische Kraft, um nach wie vor ihre Aufgabe zu erfüllen. Eines dieser Bauwerke ist sogar noch so gut erhalten, wie am ersten Tag. Man nennt es die Regenbogen-Bücke, und es verbindet die nördliche Hälfte des Zähne-Kiefers mit der südlichen.«
    Mythor hob die Hand.
    »Da stimmt etwas nicht«, sagte er. »Du sagst, es sei noch nicht lange her, und dann sprichst du von einer Legende und von Ruinen. So schnell verfallen keine Häuser!«
    Ramoa lächelte. »Hier schon«, erwiderte sie. »Auf den Blutigen Zähnen ist alles anders…«
    Mythor ließ die Hand wieder sinken und ballte sie zur Faust. »Und wo sind wir hier? Wo befinden sich diese Blutigen Zähne, auf denen wir uns aufzuhalten das Vergnügen haben?«
    Er sprang auf und sah dorthin, wo sich der dunkle Streifen über den Himmel zog. Immer wieder schoben sich Nebelschwaden dazwischen. »Ist dies die geheimnisvolle Südwelt, von der die Legenden reden?«
    »Südwelt?« wiederholte Ramoa. »Dies ist Vanga. Wovon sprichst du?«
    Er preßte die Lippen zusammen. Es war zu früh, preiszugeben, daß er nicht der wiedergeborene Held Honga war, sondern Mythor, der Sohn des Kometen. Irgendein Instinkt riet ihm, noch darüber zu schweigen. Wieder starrte er den dunklen Strich am Himmel an.
    Schattenzone…
    Die Goldene Galeere des Prinzen Nigomir, mit dem er in die Schattenzone vorgestoßen war… sie war zerschellt, auf den Meeresboden gesunken mitsamt dem Schwarzstein und dem Dämon

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