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Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Titel: Mythor - 054 - Vina, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. K. Giesa
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Geschwindigkeit davon.
    »Hilfe!« schrie der Beuteldrache und versuchte sich irgendwo festzuhalten. Doch es half ihm nichts. Mit ungestümer Geschwindigkeit wurde er auf eine jener großen, bunten Blumen zugerissen, die er gerade noch bewundert hatte. Von dieser Blume gingen Ranken aus, die sehr lang und sehr beweglich waren wie die Fangarme einer Meduse. Und von einer dieser Ranken war er gepackt worden und wurde jetzt auf die Blume zubefördert.
    Der übermannsgroße Blütenkelch öffnete sich. Gerrek wurde hochgefedert und verschwand kopfüber in der Blüte. Sein lauter Schrei wurde zu einem dumpfen Brummeln, als die Blüte sich über ihm wieder schloß, während die Ranke zurückpeitschte.
    Vina war im ersten Moment starr vor Schreck. Dann aber erkannte sie die Gefahr. Auch sie selbst konnte jeden Moment von einer der heimtückisch tastenden Ranken erfaßt werden.
    Sie entsann sich ihrer Magie und versuchte, diese einzusetzen. Sie murmelte die alten Worte und schrieb die magischen Zeichen in die Luft. Aber das reichte nicht, die fleischfressende Blume zu besiegen. Stärkerer Zauber und langwierigere Vorbereitungen waren vonnöten.
    Im Innern der Blüte kreischte der Beuteldrache wütend. Plötzlich entstand ein langer Riß in einem der roten Blätter, ein zweiter folgte, und dann arbeitete sich der Mandaler, nach allen Seiten um sich schlagend, wieder ins Freie. Er zog, kaum daß er bis zur Hüfte aus dem Pflanzenungeheuer hervorgekrochen war, das Kurzschwert und begann damit, die Blüte zu Salat zu verarbeiten. Dabei schimpfte er zornig vor sich hin und verwünschte die Heimtücke dieses Gewächses.
    »Ausnahmsweise hattest du recht«, gestand er seiner Herrin zu, als er leicht schwankend zurückkehrte. Die gefährlichen Ranken bewegten sich nicht mehr; sie waren mit der Blüte gestorben. Gerrek selbst sah recht abenteuerlich aus; er war sowohl von Blütenstaub als auch stellenweise von einem schleimigen Verdauungssaft bedeckt, und um seine Ohren hatte sich ein roter Streifen, von einem Blütenblatt abgeschält, geschlungen und verlieh dem Mandaler das Aussehen eines kleinen Mädchens, das sich eine Schleife ins Haar gebunden hatte. Der Anblick war grotesk.
    »Wasser!« verlangte der Beuteldrache. »Ich muß mich säubern.«
    Vina streckte den Arm aus und deutete auf eine sprudelnde Quelle, die sie ein paar Steinwürfe entfernt gesehen hatte. »Dort gibt es Wasser. Aber paß auf. Die Pflanzen sind durchwegs heimtückisch. Achte auch auf Fallen im Boden.«
    »Auf was muß man denn noch alles achten?« nörgelte Gerrek und schob das Kurzschwert wieder in die Scheide. »Ich werde mich beschweren«, verkündete er, während er davoneilte, was bei der Kürze seiner Beine erheiternd aussah. »Wenn es sein muß, sogar bei den Zaubermüttern selbst. Es ist eine bodenlose Gemeinheit, einen freundlichen Beuteldrachen einfach auffressen zu wollen…«
    Vina lächelte, aber ihr Lächeln dauerte nicht lange. Eine Menge Arbeit lag vor ihr und dem Mandaler, um den Ballon wieder dicht zu bekommen. In der Nähe der Quelle gab es Erdspalten, und Vina war sicher, daß sie dort Gas finden würde.
    Von der Quelle her ertönte ein heiserer Schrei. Gerrek hatte sich die Krallen verbrannt. Das Wasser, das aus dem Boden sprudelte, war heiß wie in unmittelbarer Nähe eines Vulkans.
     
     
    *
     
    Oniak hatten sie kaum wachbekommen können. Auch jetzt noch rieb er sich immer wieder die Augen, schwankte und konnte sich trotz des Gehstocks kaum auf den Beinen halten. Mythor sah es mit Besorgnis. Oniak war stark geschwächt, der Schlaf hatte ihm nicht geholfen.
    Wenn sie wenigstens ein Reittier besessen hätten, auf das man Oniak hätte setzen können.
    Leise verlangte Ramoa: »Laß uns ein paar Tage warten, Honga. Dann sieht es mit Oniaks Bein vielleicht besser aus, und wir…«
    Honga-Mythor schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht warten«, sagte er. »Ich habe eine Aufgabe, und ich muß wissen, wo ich mich befinde. Vielleicht verstehst du das nicht. Aber….«
    Ramoa schüttelte den Kopf. »Nein, das verstehe ich wirklich nicht. Deine Aufgabe, die dir die Tau stellten, hast du erfüllt, wenn auch anders, als ursprünglich geplant. Was willst du noch?«
    Wiederum antwortete er nicht. Forschend sah ihn das blasse Tau-Mädchen an, aber sie durchdrang sein maskenhaftes Mienenspiel nicht. Seine vagen Andeutungen ließen sie fieberhaft nachdenken.
    Oniak versuchte zu gehen. Zu aller Erstaunen klappte es mit einem Mal besser als zuvor, und es

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