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Mythor - 055 - Luftgeister greifen an

Mythor - 055 - Luftgeister greifen an

Titel: Mythor - 055 - Luftgeister greifen an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. K. Giesa
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waren nicht zu vergleichen mit den Häusern Therans oder den Palästen Sarphands, und wiederum anders hatte man die Städte in Tainnia gebaut – aber hier war noch wieder alles anders. Es gab keine Vergleichsmöglichkeiten.
    Bizarre Bauwerke wuchsen aus dem Boden, errichtet von der Magie der fremden Gestalt in ihrer leuchtenden Aura. Sie waren der völlige Gegensatz zu allem, was Mythor kannte – so anders, wie sich die Frau vom Mann unterscheidet!
    Warum erschrak er nicht selbst über diesen kühnen Gedanken?
    Aber stimmte er denn nicht doch? Wenn man es überhaupt wagen konnte, Bauwerke in Geschlechter aufzuteilen – dann waren diese Bauwerke, die hier auf den Inseln heranwuchsen, unverkennbar weiblich.
    Mythor nahm es zur Kenntnis und fragte sich auch in Gedanken immer noch nicht, wer die fremde Gestalt sein konnte.
    Dann hatten die schönen, warm und freundlich geformten weiblichen Bauwerke ihre Vollendung erfahren. Gerade noch rechtzeitig, denn immer näher kam die bedrohliche Front der Düsternis aus dem Norden, schwebte in gespenstischer Lautlosigkeit heran und überschattete das Meer.
    In sich barg die Düsternis das Böse, den Tod und die Vernichtung, das Grauen an sich.
    Und auf den Inseln manifestierte sich das Licht, die Helligkeit und die Kraft des Guten, Schönen und Reinen.
    Ein Wall, ein Bollwerk, ein Schutz gegen die Mächte des Bösen!
    Da prallten beide aufeinander!
    Da wollte die Wolke mit ihren Schatten den Wall des Lichtes fressen, einfach auslöschen!
    Da flammte es in der Tiefe auf, rasten gleißende Finger aus Licht schneller als Pfeile in die Höhe! Da brannte das Licht tiefe Furchen in die Schatten-Wolke!
    Etwas krümmte sich über dem Meer zusammen und schrie. Doch es waren Schreie, die niemals laut geworden waren und die Mythor nur im Farbenspiel der sich ständig bewegenden Bilder der Brücke sah.
    Jäh entstand ein heller Fleck in der Wolke, ein Fleck aus Licht, der sich rasend schnell vergrößerte und vom Licht aus der Insel-Tiefe ständig gespeist wurde. Und er brachte die Entscheidung!
    Über den Inseln flog die düstere Schatten-Wolke in einer Orgie aus Farben und Helligkeit auseinander! Wurde auseinandergerissen und zerstört, ausgelöscht wie ein Schatten, den jäh das grelle Licht der Sonne trifft!
    Und an der Steilküsten-Kante sank eine Gestalt, deren Aura noch heller erstrahlte als jemals zuvor, auf die Knie und verneigte sich vor der Macht des Lichtes, die die Entscheidung erzwungen hatte!
    Doch dann wurden die Bilder unscharf, verblaßten, und die Gestalt, die sich wieder erhoben hatte, kehrte in die Traumtiefen zurück, aus der sie gekommen war. Nur ein Eindruck der Unwirklichkeit und des Wünschens blieb zurück…
     
     
    *
     
    Ramoa hatte sich auf einem der Sitzmöbel der Gondel niedergelassen und verfolgte die Bewegungen Vinas, die das Luftschiff lenkte. Ramoa versuchte sich die Bedeutung der einzelnen Hebel einzuprägen, über welche die Hexe die Steuerflügel oben am Ballon bewegte. Aber zugleich begann sie zu ahnen, daß es lange dauern würde, bis sie allein vom Zusehen her die Bedienung beherrschen würde. Denn es ging nicht allein darum, die Steuerflügel über einen Zughebel in diese oder jene Stellung zu kippen, sondern es mußten auch Flughöhe, Geschwindigkeit und Windstärken in Betracht gezogen werden. Auch die Richtung, aus der der treibende Wind kam, spielte eine naturgemäß nicht geringe Rolle.
    War es schon schwer, ein Segelboot gegen den Wind kreuzen zu lassen, wurde es beim Luftschiff noch ungleich schwieriger, weil sich jede Lenkbewegung nicht allein nach rechts oder links, sondern auch nach oben und unten auswirken konnte. Ramoa begann die Hexe ob ihrer Geschicklichkeit zu bewundern. Vina lenkte den Zugvogel, als hätte sie ihr ganzes Leben lang nichts anderes getan.
    Das Luftschiff stieß förmlich in den Schwarm der Luftgeister hinein. Sie mußten auf den Zugvogel aufmerksam werden, wenn das Ablenkungsmanöver erfolgreich sein sollte.
    Und sie wurden aufmerksam!
    Als das Luftschiff zwischen drei dieser fliegenden Pilz-Ungeheuer hindurchglitt, begannen die ersten Medusen, ihm zu folgen. Eine hätte es fast geschafft, das Luftschiff zu rammen, weil sie jählings einen »Sprung« durchführte, der direkt auf den Zugvogel zuführte. Im letzten Augenblick konnte Vina den Zusammenstoß vermeiden, indem sie das Luftschiff etwas durchsacken ließ. Aber gleichzeitig erkannte sie, daß sie sich eine schwierige Arbeit vorgenommen hatte.
    Auf die Dauer,

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