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Mythor - 055 - Luftgeister greifen an

Mythor - 055 - Luftgeister greifen an

Titel: Mythor - 055 - Luftgeister greifen an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. K. Giesa
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Farbenspiel ihm zeigen?
    Da stand sie direkt vor ihm.
    Ja, es war tatsächlich eine »Sie«.
    Eine Frau, die Mythor ansah. Ansah mit Augen, die eine ganze Ewigkeit geschaut haben mochten. In ihren Augen glaubte er zu versinken.
    »Ich bin Zuma«, sagte sie.
     
     
    *
     
    Schaffen wir es?
    Ramoa hatte diese Frage nicht ausgesprochen, aber in ihren Augen konnte die Hexe Vina sie lesen. Knapp war ihr Nicken, das das Vertrauen zu ihren eigenen Steuerkünsten und der Schnelligkeit und Wendigkeit des Zugvogels ausdrückte.
    Noch brauchte Ramoa nicht helfend einzugreifen. Noch war die Gefahr nicht so groß geworden, daß zwei Hände und zwei Augen nicht mehr ausreichten, den Zugvogel zwischen angreifenden Medusen hindurchzubugsieren.
    Die Luftgeister waren etwas zurückgefallen. Aber noch war die Regenbogen-Brücke zu nah. Noch war sie mit dem bloßen Auge zu sehen, und was Vina und Ramoa sehen konnten, das konnten die Beherrscher der Medusen ebenfalls erkennen. Die Hexe hegte keinen Zweifel daran, daß die Medusen zu verhindern versuchen würden, daß das Luftschiff auf den Regenbogen niedersank. Nur, wenn eine weitere Verfolgung sie wieder zurückführen mußte, würden sie darauf verzichten und ohne einen Kampf weiterziehen.
    Denn als Bewohner der Schattenzone waren sie erklärter Feind der Hexe!
    »Du willst jemanden vor dem Angriff warnen«, warf Ramoa ein. »Schaffst du es, wenn wir nach dem Ablenkungsmanöver noch einmal umkehren?«
    Vina nickte.
    »Der Zugvogel ist sehr schnell«, sagte sie. »Schneller als die Medusen. Sie werden die Große Barriere angreifen, aber lange bevor sie sie erreichen, werden wir an ihnen vorbeiziehen und können die Verteidiger warnen. Denn die Medusen sind zu zahlreich. Es müssen Verstärkungen herangezogen werden. Durch ihre Masse könnten sie sonst durchbrechen.«
    Abermals nickte Ramoa.
    Vina verringerte die Geschwindigkeit durch geschicktes Bedienen der Steuerflügel. Die Medusen holten bald wieder auf. Vina beobachtete, wie ihre Tentakel bereits aus größerer Entfernung gierig peitschten und dadurch zum Teil die Vorwärtsbewegungen erheblich behinderten. Die Kreaturen, die sich in den Medusen eingenistet hatten und sie auf der Hexe unbekannte Weise nach ihrem Willen steuerten, schienen die fliegenden Pilze bereits zum Angriff zu reizen.
    Immer noch wurde die Verfolgung fortgesetzt. Nur ganz allmählich lenkte Vina das Luftschiff in einen weiten Bogen. Sie sah, daß auch der letzte Luftgeist die nähere Umgebung der Brücke verlassen hatte. Der gesamte Schwarm verfolgte den Zugvogel. Vielleicht nur, um zu verhindern, daß die Verteidiger in der Großen Barriere vor dem Angriff gewarnt wurden…
    Aber was auch immer die Schatten-Leute zu der Verfolgung bewog, es erfüllte seinen Zweck. Vina beabsichtigte, in weitem Bogen mit hoher Geschwindigkeit umzukehren, sobald die Medusen weit genug von der Brücke entfernt waren.
    Sie wollte und mußte Honga bergen, und nicht nur ihn – auch und vor allem Gerrek!
    Ob der Beuteldrache den Helden inzwischen gefunden hatte?
    Was sich zu dieser Zeit in der Brücke abspielte, konnte auch Vina nicht ahnen!
     
     
    *
     
    »Zuma«, flüsterte Mythor. »Wer bist du, Zuma?«
    Er riß sich aus dem Bann der weisen Augen. Vor ihm war die Gestalt stehengeblieben, und. es schien, als berührte sie den Boden überhaupt nicht, als schwebte sie frei in der Luft.
    Sie war uralt. Hundert Sommer? Hundertundfünfzig? Oder mehr? Schlohweiß war das Haar, das trotz ihres hohen Alters dicht und wallend bis weit über ihre Schultern herabfiel. Schmal das bronzene Gesicht mit der kantigen Nase und dem dünnlippigen Mund, aber ihre Augen strahlten Wärme und Güte aus. Und eine unendliche Weisheit und Lebenserfahrung, von der Mythor selbst nur träumen konnte.
    Wieder sprach sie, und Mythor spürte, daß sie abermals seine eigenen Gedanken benutzte, um sich ihm mitzuteilen. Konnte sie selbst nicht mehr sprechen? Warum nicht?
    Er dachte ihre Worte, die sie ihm einflößte. Und bildhaft und gestochen klar sah und hörte er das, was sie ihm mitteilen wollte, während wie undeutliche Schemen rings um sie her Gestalten irgendwelchen Tätigkeiten nachgingen.
    Warum konnte er sie plötzlich als Frauen erkennen, jene, die konturlos und undeutlich blieben?
    »Ich bin Zuma«, wiederholte die Uralte mit den weisen Augen. »Ich kenne dich nicht, Fremder, denn ich habe dich niemals kennenlernen können. Wer immer du auch sein magst – es ist dir gelungen, die Brücke zu

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