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Mythor - 055 - Luftgeister greifen an

Mythor - 055 - Luftgeister greifen an

Titel: Mythor - 055 - Luftgeister greifen an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. K. Giesa
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auf lange Strecken, war das Luftschiff schneller als die Medusen. Aber hier, in unmittelbarer Nähe des Schwarms, konnten die Medusen ihm durchaus gefährlich werden. Hätte Vina die sprunghafte Annäherung des jetzt wie steuerlos weitergleitenden fliegenden Pilzes nicht rechtzeitig bemerkt, hätte der Aufprall möglicherweise den gasgefüllten Ballon zerschmettert. Denn dieser Luftgeist war um ein Vielfaches größer als jener junge Bursche, der sich vor Tagen bei der Annäherung an die Inseln irrtümlich am Ballon festgesetzt und den der Beuteldrache feuerspeiend in die Flucht geschlagen hatte.
    Vina mußte versuchen, die große Wendigkeit des Luftschiffs auszuspielen. Sie konnte schnellere Kursänderungen vornehmen als die Luftgeister, die nach einem Sprung erst einmal wieder Luft einsaugen mußten, ehe sie erneut sprangen. Und ihr Gleiten konnten sie nur durch »Ruderschläge« ihrer Fangarme lenken, was sie nicht sonderlich beweglich machte.
    Ein hartes Lächeln umspielte Vinas Lippen, als sie plötzlich den Kopf drehte und Ramoa auffordernd ansah. »Komm zu mir, Feuergöttin. Ich will dir zeigen, wie man mit der Steuerung umgeht. Vielleicht kannst du mir bei schwierigen Kurswechseln helfen, wenn ich mehr als zwei Hände benötige, um schnell genug zu sein.«
    Ramoa erhob sich und trat neben die Hexe. Aufmerksamer als zuvor verfolgte sie jeden Handgriff der Hexe und die darauf folgende Bewegung des Luftschiffs.
    Vina lächelte noch immer. Fast alle Luftgeister folgten dem Zugvogel jetzt schon. Es sah so aus, als könnte es ihr gelingen, sie von der Regenbogen-Brücke fortzulocken…
     
     
    *
     
    Immer noch spielten die Farben des Regenbogens und bewegten sich, aber die Bilder waren verblaßt. Langsam bewegte Mythor sich weiter vorwärts. Er war in der Erwartung gekommen, hier Hinweise zu finden über die Welt, in der er gestrandet war, und Möglichkeiten, die Inselgruppe wieder zu verlassen. Denn wenn sich kein Mittel fand, würde er für alle Zeiten auf diesen mörderischen felsigen Drachenzähnen Gefangener sein.
    Von der Regenbogen-Brücke hatte er sich alles versprochen, und nur deshalb hatte er auch alles darangesetzt, sie zu erreichen. Nun war er hier.
    Aber durfte er sich enttäuscht zeigen?
    Vielleicht wußte er die Botschaft nicht richtig zu deuten, die ihm zuteil geworden war. Und war nicht eine Brücke aus farbigem Licht phantastischer als alles, das er jemals kennengelernt hatte? Der Verdacht, daß allein die Licht-Farben es waren, die die Brücke zusammenhielten, keimte in ihm auf und wurde mit jedem Schritt größer.
    Licht, das die Festigkeit von Stein besaß und dabei bunt schillerte!
    Er war ja noch längst nicht am anderen Ende der Brücke. Er war nicht einmal in der Mitte angelangt und wollte jetzt schon verzagen? Ein magisches Bauwerk, das so außergewöhnlich und phantastisch war, mußte noch weitere phantastische Überraschungen in sich bergen! Die Illusion des Kampfes von Licht und Finsternis über der Inselwelt konnte nicht alles sein.
    Es mußte noch mehr kommen!
    Schritt für Schritt ging er langsam weiter. Jetzt erst begann er sich zu fragen, wer jene Gestalt gewesen war, die er gesehen hatte. Lebte sie wirklich nicht mehr?
    Nein, sie konnte nicht mehr leben. Zu lange mußte das her sein, das ihm der Traum gezeigt hatte. Mythor schluckte. Zu gern hätte er dieses Wesen näher kennengelernt.
    Ein Traum… ein Wunsch… so hätte es sein können…
    Unwillkürlich blieb er stehen und sah sich um. Hatte nicht gerade jemand zu ihm gesprochen?
    Er war in den farbigen Lichtschleiern allein, die sich wieder rascher bewegen wollten. Aber das waren doch nicht seine eigenen Gedanken gewesen, die dort entstanden waren!
    … so hatte ich es mir erträumt, und wenn es zur Vollendung gereift wäre…
    Es waren nicht seine Gedanken!
    Ein anderer dachte mit Mythors Gehirn!
    Schneller bewegten sich die Farben und wurden abermals zu Bildern, aber diese verstand er nicht. Wieder benutzte jemand seine Gedanken, um ihm durch sie etwas mitzuteilen!
    Eine kalte Hand wollte nach seinem Herzen greifen und es zusammenpressen. Mythor holte tief Luft.
    … doch es kam ganz anders, mein Traum blieb ein Traum, und ich kann nur hoffen, daß Vangard mehr Erfolg hat…
    »Vangard!« schrie Mythor unwillkürlich, dem das fremde Denken unheimlich wurde, das von ihm Besitz nahm und ihn an Vangard erinnerte.
    » Vangard, der Süder! «
    Er schrie es überrascht. Das Rätsel um Vangard wollte noch unlösbarer werden –

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