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Mythor - 068 - Traumland der Ambe

Mythor - 068 - Traumland der Ambe

Titel: Mythor - 068 - Traumland der Ambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vlcek Ernst
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drüben ist Kalisses Haus, aber ihr stört sie im Augenblick besser nicht… Nanu? So schnell ging das? Ihr könnt jetzt zu ihr.«
    Aus dem von Jilko bezeichneten Haus traten zwei Sklaven. Sie wirkten erleichtert und eilten fluchtartig in verschiedene Richtungen davon.
    Kalisse erschien in der Tür und schickte ihnen eine Reihe von Flüchen nach. Sie trug nur ihr Untergewand, ihr Haarknoten war geöffnet, so daß ihr das Haar über die. Schultern fiel. Als sie Mythor und seine Freunde sah, winkte sie sie zu sich und verschwand im Haus.
    Mythor sah keinen Grund, die Einladung nicht anzunehmen. Gerreks Einwände brachte er mit einer Handbewegung zum Verstummen.
    Sie kamen in eine gemütlich eingerichtete Wohnstube. Nur die Waffen an den Wänden erinnerten daran, daß es die Unterkunft einer Amazone war.
    »Ich habe euch erwartet«, sagte Kalisse mürrisch und bot ihnen aus dem Lehnstuhl, in dem sie Platz genommen hatte, Platz am Tisch an. »Morgen, bei Sonnenaufgang, fliege ich euch im Ballon zur Ostküste. Man will euch hier nicht haben. Am liebsten würde ich mit euch die Insel verlassen. Ambe versteht es mit ihren Liebessendungen, einem das Leben zu verleiden. Man stumpft förmlich ab!«
    »Und das wohl in jeder Beziehung«, meinte Mythor spöttisch. »An der Erleichterung der beiden Sklaven, die dein Haus verließen, habe ich erkannt, daß du sie ungeschoren ließest.«
    Kalisse hatte sich die Eisenfaust abgeschnallt und sich am linken Armstummel gekratzt. Jetzt hieb sie die Eisenfaust mit solcher Wucht auf den Tisch, daß sie mit den Dornen in der Platte stecken blieb.
    »Seid froh, daß ihr von hier verschwinden könnt«, sagte sie zornig. »Unter Ambes Fittichen verlernt man alles, was das Leben lebenswert macht. Mich freut es nicht einmal mehr zu kämpfen, schon beim Anblick einer Klinge wird mir übel. Und der Anblick eines Mannes erweckt in mir höchstens Abscheu. Du kannst unbesorgt das Lager mit mir teilen, Honga. Oder soll ich Mythor sagen?«
    »Das überlasse ich dir.«
    »Je länger man Ambes Einfluß ausgesetzt ist, desto abgestumpfter wird man«, wiederholte Kalisse seufzend. »Seid froh, daß ihr von hier verschwinden dürft.«
    »Bevor wir Gavanque verlassen, müssen wir Ambe sprechen«, sagte Scida.
    »Ich weiß, ihr habt für sie eine dringende Botschaft«, sagte Kalisse und spielte mit ihrer Eisenfaust. »Aber Ambe will euch nicht. Oder sagen wir so, ihre Gärtnerinnen haben etwas gegen euch und wollen euch von ihr fernhalten.«
    »Warum?« fragte Mythor.
    »Von mir nicht!« Kalisse schwenkte ihre Eisenfaust. »Ich lasse mich nicht aushorchen. Ich mag euch seltsame Vögel zwar ganz gern – dich besonders, Honga -, aber ich diene der Ambe.«
    »Was ist mit ihr?« erkundigte sich Mythor. »Wir waren an der Puppenlaube und haben dort einiges über Ambes Vergangenheit erfahren. Ist sie vielleicht gar nicht mehr am Leben?«
    »Kann man das überhaupt Leben nennen?« sagte Kalisse versonnen. »Kein Kampf. Keine Saufgelage und keine Orgien. In Ambes Zaubergarten fließt nur Milch und Honig – kein Wein! Brrrr!«
    Kalisse schüttelte sich demonstrativ, und sie hieb wieder ihre Eisenfaust auf den Tisch.
    »Vielleicht kannst du mir doch eine Frage beantworten«, sagte Mythor. »Wie ist es eigentlich zum Krieg der Hexen gekommen? Von Ambes Puppe haben wir erfahren, daß nach dem Verschwinden der Zaubermutter Zuma Gaidel und Prysca zu einem Wettstreit um ihre Nachfolge antraten. Aber wie ging es weiter?«
    Kalisse sah Mythor entgeistert an.
    »Und diese Frage stellt ein Mann! «sagte sie. »Hör mal, mein Junge, wenn Ambes Puppe dir diese Auskünfte gibt, dann ist das nicht meine Sache. Aber von mir erfährst du nichts, nicht einmal soviel!« Sie schnippte mit dem Finger. »Und jetzt laßt mich in Ruhe. Ihr könnt in einem der Mannschaftsräume schlafen oder im Stall.«
    »Wir ziehen den Stall vor«, sagte Mythor und verließ den Raum.
    Ein Sklave führte sie zu einem langgestreckten Gebäude, das sich durch sein unansehnliches Äußeres von den anderen unterschied. Auf dem Weg dorthin fragte er Mythor:
    »Was bist du für ein Mann, daß du dich wie eine Adelige kleiden darfst?«
    »Er ist gar kein Mann«, sagte Scida voll Inbrunst. »Er ist ein sturer, verliebter Gockel.«
    Darüber mußte selbst Mythor lachen.
    »Und jetzt reicht euch die Hand zur Versöhnung«, warf Lankohr schnell ein, aber Scida hatte Mythor wieder abweisend den Rücken zugekehrt.
    Sie richteten sich in dem leeren Stall Lager aus

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