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Mythor - 068 - Traumland der Ambe

Mythor - 068 - Traumland der Ambe

Titel: Mythor - 068 - Traumland der Ambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vlcek Ernst
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solange erheben. Aber für die übrige Zeit würde ich um eine Augenbinde bitten.«
    Kalisse nahm ihren Helm ab und warf dem Beuteldrachen ihr Schweißtuch zu. Lankohr verband ihm damit die Augen.
    »Sind wir bald am Ziel?« erkundigte sich Gerrek kläglich.
    »Das hängt davon ab, welche Winde uns Ambes Wetterhexen schicken«, sagte Kalisse und warf Ballast ab. »Aber ich nehme an, daß sie sich ins Zeug legen werden, da sie euch rasch loswerden wollen.«
    »Weiß Ambe davon?« fragte Mythor. Als die Amazone nur die Schultern zuckte, stellte er die nächste Frage. »Was hat man mit uns vor, und will man uns nicht wenigstens anhören, bevor man uns der Insel verweist?«
    »Das wird sich entscheiden, wenn wir die Ostküste erreichen«, sagte Kalisse. »Vielleicht erwartet euch dort sogar Ambe.«
    Mythor glaubte nicht daran, aber er äußerte sich nicht. Er konnte sich nicht erklären, was der Grund für ihre Ausweisung war, aber er glaubte nicht, daß Ambe davon unterrichtet war. Was führten deren Hexen im Schilde? Planten sie einen Verrat?
    Mythor holte wieder Vinas Ring hervor, hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger und konzentrierte sich mit ganzer Gedankenkraft darauf. Plötzlich wurde der Ballon von einer heftigen Bö erfaßt und abgetrieben. Mythor verlor den Halt und wurde gegen die Gondelbrüstung geschleudert. Dabei wäre ihm beinahe der Ring entfallen. Er steckte ihn schnell in die Tasche zurück. Offenbar hatte er den Unmut irgendwelcher Hexen erregt, als er seinen Gedankenruf durch den Zauberring verstärken wollte. Aber wenn ihn jene Hexen gehört hatten, die ihm feindlich gesinnt waren, warum dann nicht auch Isgrin?
    »Wir stürzen ab!« schrie Gerrek verzweifelt. »Wir werden alle sterben.«
    »Es wird Zeit für dich«, sagte Kalisse und nahm Gerrek die Augenbinde ab. »Aber paß auf, daß du mit dem Flammenstrahl nicht die Ballonhülle triffst.«
    Gerrek kam schwankend auf die Beine und war bemüht, nicht über die Gondel hinauszublicken. Nachdem er sich mit einem langanhaltenden Feuerstoß seiner Pflicht entledigt hatte, machte er, daß er in seinen schützenden Winkel zurückkam und ließ sich von Lankohr die Augen verbinden. Dieser Vorgang wiederholte sich in regelmäßigen Abständen.
    Sie trieben in mäßigen Winden etwa zweihundert Körperlängen über den grünen Teppich von Ambes Zaubergarten dahin. Aus der Luft sah er wie eine unberührte Wildnis aus, aber Kalisse erklärte, daß sich unter dem Pflanzendach überall Hexenhaine befanden, in denen die Gärtnerinnen Lebensgemeinschaften mit den Zauberblumen eingingen. Nur einmal flogen sie über eine bebaute Lichtung hinweg.
    »Ein Fort«, sagte Kalisse fast verbittert, »in dem Amazonen mit sterbenden Kämpferherzen dahinsiechen.«
    Die Sonne war bereits hoch am Himmel, als sich die Landschaft unter ihnen veränderte. Die Pflanzen bildeten keinen lückenlosen Teppich mehr, sondern es zeigten sich immer mehr Kahlstellen, von denen seltsam geformte Einzelpflanzen hoch in den Himmel ragten.
    Auf Mythors Frage erklärte Kalisse:
    »Hier beginnt der Garten der Künste. Die hier lebenden Gärtnerinnen versuchen das Wachstum der Pflanzen so zu beeinflussen, daß daraus nach ihrem Willen geformte Gebilde werden. Es sind pflanzliche Standbilder, die Menschen, Tiere und Dämonen darstellen. Es sind närrische Spielereien gelangweilter Hexen!«
    Es fiel Mythor nicht schwer, die Pflanzengebilde als bildhauerische Werke zu erkennen, wie bizarr und skurril manche von ihnen auch geformt waren. Aber einige von ihnen konnte er sogar deuten.
    Links von ihnen erhob sich eine vierstämmige Ranke und vereinte sich zu einem gedrungenen, langgestreckten Körper mit Schwanz und Rüssel und nach oben gebogenen Stoßzähnen – ein Mammut. Dahinter wurde der hohe, kahle Stamm eines Baumes von einem Laubballen mit schlangenartigen Auswüchsen gekrönt – möglicherweise die Darstellung eines Landkraken, wie ihn Vone für die Fortbewegung ihres Trittorhains benutzt hatte.
    Dort erhoben sich zwölf schlanke Gebilde mit weiblichen Merkmalen, deren biegsame Stämme sich sanft im Wind wiegten und so den Eindruck majestätischen Dahinschreitens erweckten. Von den in allen Farben des Regenbogens erblühenden Ästen hingen lange Fäden, die sich schleierartig miteinander verwoben und in denen sich das Sonnenlicht ebenfalls in den Regenbogenfarben brach. Waren das die zwölf Zaubermütter von Vanga?
    Sie flogen über einen Blumenstern mit zwölf Zacken dahin. Der Hexenstern,

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