Mythor - 070 - Abenteuer in Erron
im Kampf ein Auge eingebüßt und eine kaum verheilte blutrote Narbe quer über die rechte Gesichtsseite zurückbehalten. Und neben diesem Schreckensgesicht sah Luxon die Klinge eines Messers blitzen.
Das Gesicht verschwand, und wieder hörte Luxon den Wutschrei des Barbaren. Offenbar hatte ein anderer mit einem Fußtritt dafür gesorgt, daß der Einäugige Luxon nicht einfach erstechen durfte.
Ein weiteres Lorvanergesicht tauchte vor Luxons Blick auf. Diesem Barbaren fehlten etliche Zähne, und das machte das ohnehin schreckerregende Lächeln des Lorvaners noch scheußlicher.
»Chutt!« stieß der Lorvaner hervor. Seine dunklen Augen musterten Luxon. »Chutt Mann. Chutt tot.«
Die Sprache dieser Barbaren hatte ihre Eigentümlichkeiten. Luxon verstand nur soviel, daß man ihn aus irgendwelchen Gründen für einen guten Mann hielt – ob ihm das zum Vorteil gereichte, mußte sich erst noch erweisen.
Der Lorvaner schnitt die Binde entzwei, die den gräßlichen Knebel in Luxons Mund hielt, Luxon spuckte dem Barbaren den Fetzen entgegen, ein fettgetränktes, stinkendes Etwas.
»Wer seid ihr?« fragte Luxon. »Und was wollt ihr…«
»Chutt mann, chutt fanchen, chutt tot.«
Luxon verstand kein Wort. Daß dies als Drohung gemeint war, entnahm er dem grimmigen Tonfall des Barbaren.
Kräftige Fäuste packten Luxon und stellten ihn auf die Beine. Was er zu sehen bekam, erfüllte ihn mit tiefstem Schrecken.
Er und seine Ays waren in den Händen eines wüsten Haufens von wilden Barbaren, die miteinander im Wettkampf zu sein schienen, wer die Krone der Häßlichkeit davontragen konnte.
Zwei von Luxons Gefährten hatten den Ausflug bereits mit dem Leben bezahlt. Luxon konnte ihre Leichen am Rand des Platzes liegen sehen.
Der Lorvaner neben Luxon zögerte nicht, Luxon über das Spiel aufzuklären, das hier gespielt wurde.
»Fanchen!« sagte er in der rauhen Barbarensprache. »Gutt!«
Luxon fand das Spiel gar nicht gut.
Es war Abend, auf dem Platz brannten zwei Feuer in beträchtlichem Abstand, dazwischen lagen gefesselt am Boden die Gefangenen der Barbaren. Die Gesichter der Lorvaner wurden vor dem düsteren Glutlicht des Feuers zu Fratzen des Grauens – Luxon konnte sich leicht vorstellen, daß dieser Haufen den Kriegern Errons arg zu schaffen gemacht hatte.
Einer der Lorvaner bückte sich. Ein Messer blitzte im Feuerschein, und einen Herzschlag später konnte Luxon seine Beine wieder bewegen. Es schmerzte, als das Blut in die Muskeln zurückfloß.
»Hilf uns!« schrie einer der Ays, der gefesselt am Boden lag und von dort aus Luxon erspäht hatte. »Sie wollen uns umbringen!«
Der Lorvaner neben Luxon sah ihm ins Gesicht. Er grinste verständnisvoll.
»Du Häuptling von Haufen?« fragte er mit einem schauerlichen Akzent.
Luxon lächelte verzerrt.
Der Tolpatsch von Ay hatte ihm einiges eingebrockt, das nur schwer auszulöffeln war – jetzt wußten die Barbaren, woran sie mit Luxon waren, und vermutlich würden sie ihn ganz besonders ehrenhaft behandeln. Unter den gegenwärtigen Umständen hieß das höchstwahrscheinlich, daß sie für Luxon einen möglichst langsamen Tod anstreben würden.
Der Lorvaner stieß Luxon vorwärts.
Luxon taumelte in den Kreis. Die Lorvaner umher stießen ein wüstes Geheul aus. Man mußte es meilenweit hören können, aber vermutlich würde sich nachts kein Bewohner des Landes in die Nähe der Barbaren wagen. Hilfe stand nicht zu erwarten.
Luxon sah sich hastig um.
Was konnte er tun?
Es war nicht viel. Weglaufen schien der beste Ratschlag zu sein. War er erst einmal im Dunkel der Nacht untergetaucht, hatte Luxon gar nicht einmal schlechte Aussichten, sich in Sicherheit zu bringen. Für die Gefährten bedeutete das den sicheren Tod, aber der schien ohnehin unvermeidbar.
Man hatte Luxons Arme auf dem Rücken zusammengebunden. Viel ließ sich in solcher Fesselung nicht veranstalten, das stand fest.
Es sah sehr düster aus für Luxon und seine Gefährten.
Helon lag auf dem Boden, ein Auge blutunterlaufen. Als er Luxon angrinste, sah der, daß Helon einige Zähne fehlten.
»Herkommen!«
Luxon sah sich nach dem Sprecher um.
Er entdeckte ihn am Rand des Feuers. Eine massige Gestalt, narbenbedeckt, ein Auge fehlte und das rechte Ohr. Der Barbar saß auf einem Ursschädel, an seinem Gürtel klapperten einige aufgefädelte Knochen.
Der Lorvaner machte eine herrische Geste. Luxon verstand und trat langsam näher.
Unmittelbar vor dem Lorvaner blieb Luxon stehen. Der Barbar
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