Mythor - 070 - Abenteuer in Erron
strapazenreichen Ausflugs war, daß der Hauptkoch dank seiner unglaublichen Fettleibigkeit in der Hauptstadt hatte zurückbleiben müssen. Secubo war fest entschlossen, diese günstige Gelegenheit zu nützen, seine Dienste ins rechte Licht zu rücken, also hatte er darum gebeten, die Königin begleiten zu dürfen.
Der Wunsch war ihm erfüllt worden, und so saß er jetzt mit einer Mannschaft von sieben unzuverlässigen und obendrein trunksüchtigen Tölpeln irgendwo im Land und rührte Eier schaumig.
Secubo steckte den Kopf aus dem Küchenzelt. In geraumer Entfernung sah er das Diromo mit der Sänfte der Königin davonschwanken, umsäumt von der Gruppe der Offiziere, die für die Sicherheit Berberis zu sorgen hatten.
»Tollpatsch, elendiger!« rief Secubo, kaum daß er sich wieder auf seine Arbeit geworfen hatte. »Die Zwiebeln sollen in Streifen geschnitten werden, nicht zu Brocken!«
»Na und, macht das einen Unterschied?« fragte der freche Lehrling. »Nachher sieht…«
Er taumelte zurück, weil Secubo ihm eine heftige Backpfeife versetzt hatte.
Secubo seufzte vernehmlich.
»Beim Kwayns«, jammerte er leise und wehleidig. »Womit habe ich das nur verdient?«
*
»Paß auf, daß du nicht herunterfällst«, rief einer, der nur deshalb so frech war, weil er wußte, daß Secubo sich nicht umdrehen würde. Secubo saß auf einem Diatron, mit dem Rücken zum Kopf des Tieres, und während er ritt, rührte er die geheimnisvolle Speise weiter, mit der er seinen Ruf als bester Koch des Shalladad unter Beweis zu stellen gedachte. Die Lehrbuben hatten natürlich ihren Spaß bei der Sache und ließen es an lästerlichen Reden auf Secubos Kosten nicht fehlen.
Secubo rührte verbissen. Er hatte seinen ganzen Stolz in diese Aufgabe gesetzt, und er wollte unter gar keinen Umständen eine Niederlage erleben.
In absehbarer Zeit mußte es dämmern, es war also höchste Zeit geworden, das Küchenzelt abzubrechen, die Gewürzkisten aufzuladen und hinter der Karawane herzureiten. Schließlich mußte Secubo auch den Vorwurf vermeiden, er habe seine Leute hungrig zu Bett gehen lassen – eine solche Panne hätte ihn völlig zerstört.
»Nun, kommt das Lager bald in Sicht?«
»Bis jetzt nicht, Secubo«, rief einer der Lehrlinge.
Die Speise bekam langsam die gewünschte Festigkeit. Wenn sie erst einmal erkaltet war… in Gedanken schwärmte Secubo schon jetzt davon. Und wenn sich seine Künste erst herumgesprochen hatten… vielleicht gar bis Hadam?
»Nicht so schnell!« rief Secubo. »Wir haben noch genug Zeit.«
Die Geräusche, die er zu hören bekam, waren eindeutig. Diese Lausebande vergriff sich an den Weinvorräten, während er nicht hinschauen und den Frechlingen auf die Finger klopfen konnte.
Einer der Lehrlinge, ein nichtsnutziger Bengel, der ständig Sumpfblauaugenkraut mit Dotterwurz verwechselte und damit schon allerlei Unheil angerichtet hatte, führte Secubos Diatron am Zügel.
Secubo merkte, daß der Schritt des Tieres langsamer wurde.
»Was gibt es?« fragte er unwillig.
»Irgend etwas stimmt nicht«, sagte der Lehrjunge. »Merkst du es nicht? Es riecht so seltsam!«
»Unfug«, rief Secubo aus, nachdem er prüfend die Luft durch die Nase gezogen hatte. Es roch nach seiner Eierspeise, nach Diatron und nach ungewaschenen und trunkenen Lehrlingen, nach mehr nicht.
»Ihr träumt, und das am hellichten Tag, schämt euch!«
Die Lehrlinge hörten nicht auf ihn, statt dessen trieben sie ihre Diatren zu größerer Eile an.
»He, was soll das?« schrie Secubo auf. »Seid ihr von Sinnen?«
Er mußte seine ganze Geschicklichkeit aufbieten, damit der Kessel mit der Eierspeise nicht von seinem Reittier kippte.
»Haltet ein!« schrie Secubo, außer sich vor Wut. Die ersten Tropfen der Speise schwappten über den Rand. »Ich werde euch prügeln, daß ihr wochenlang nicht gehen könnt! Haltet ein!«
Zwecklos, die Lümmel wurden nur frecher.
Dann aber glitt ein verklärtes Lächeln über Secubos Züge. Ein Geruch war in seine Nüstern gedrungen.
Ambrakraut.
Das kostbarste, edelste, unbezahlbarste aller Würzmittel, würdig, die Tafel eines Weltenherrschers zu krönen. Einmal nur in seinem Leben hatte Secubo diesen Geruch wahrgenommen. Ein uralter Koch hatte das Aroma einer Mahlzeit mit Ambrakraut in einer Flasche eingefangen und Secubo daran schnuppern lassen – seither war Secubo seiner Berufung gefolgt.
Dieses Aroma, dieser Duft…!
In diesen Augenblicken höchsten Genusses bewies Secubo, daß er tatsächlich
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