Mythor - 084 - Stadt der Amazonen

Titel: Mythor - 084 - Stadt der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.

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Feuer. Die Amazonen, die von dieser überraschenden Fähigkeit nichts geahnt hatten, ergriffen die Flucht.
    Gerrek stibitzte so ganz nebenbei einen Amazonenhelm, ließ ihn in seinem Bauchbeutel verschwinden und fühlte sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder so richtig rundum zufrieden.
    »Ha«, sprach er und klatschte sich nicht vorhandenen Staub von den Händen. »Das war’s! Ich - man beachte: Ich allein - schlug zehn Amazonen nieder und in die Flucht. Davon werden noch Generationen ehrfürchtig raunen!« Selbstgefällig sah er an sich herunter, dann blickte er Scida und Kalisse, die etwas zerrauft aussahen, mit triumphierenden Blicken an.
    »Wenn ihr mich nicht hättet«, sagte er zufrieden.
    »Wenn wir dich nicht hätten«, sagte Kalisse trocken, »wären wir weitaus weniger auffällig, und unser Gegner hätten es schwerer, uns zu finden!«
    Gerreks Unterkiefer klappte herab, und zum ersten Mal war der Beuteldrache, gerade noch auf den Wolken schwebend, sprachlos.

7.
    »Ihr seht nicht gerade siegreich aus«, sagte Nakido bissig. »Habt ihr euch etwa in der Arena ausgetobt?«
    Die Kriegerin, deren Helm fehlte - der sich jetzt in Gerreks Beutel befand - , schüttelte heftig den Kopf. Dennoch bemühte sie sich, eine ehrerbietige Antwort zu geben; immerhin war Nakido ihre Anführerin.
    »Nakido, du weißt, daß in der Arena von Spayol nur kämpfen darf, wer zur Gruppe einer Kamize gehört!«
    »Nun, vielleicht habt ihr eine Sondereinlage dargebracht«, knurrte Nakido. »Was ist geschehen? Eine Falle der Nareins?«
    »Mitnichten«, erwiderte die Kriegerin. Die zehn, die eine so empfindliche Niederlage erlitten hatten, gehörten zu Nakidos Gefolge, das aus fünfundzwanzig Amazonen bestand, die alle der Schule von Horsik entstammten.
    »Etwas kam über uns. Vielleicht Hexenwerk. Wir stellten zwei Amazonen und einen Tiermenschen, aber sie erwiesen sich uns als überlegen.«
    Nakidos Stirn verdüsterte sich. »Überlegen, soso«, murmelte sie. »Wozu, glaubt ihr, habt ihr die Schule von Burg Horsik besucht?« Sie verstummte überlegend, dann fuhr sie fort: »Welchen Grund hattet ihr, sie anzugehen? Hexenwerk? Wie das?«
    »Wir wissen es nicht.«
    Nakido ballte die Fäuste. »Wenn ich nicht wüßte, daß Skasy ebenso wie ich darauf verzichtet hat, Hexen mitzubringen… und wer waren eure Gegner?«
    »Wir sahen sie nie zuvor.«
    Nakido wandte sich abrupt um und stampfte davon. »Stümperinnen«, zischte sie und ließ reichlich ratlose Horsikkriegerinnen zurück.
*
    Dreihundert Schritte vor dem Tempel geschah es, daß Gerrek einen Juckreiz zwischen den Knitterohren verspürte, sich ausgiebig kratzte und dabei wieder einmal vergaß, daß er seit einiger Zeit keine normalmenschliche Finger mehr besaß, sondern recht lange und spitze Krallen an den Fingerkuppen. »Au!« schrie er verärgert auf und ging unwillkürlich etwas in die Knie. Prompt verhedderte er sich mit seinen kurzen Beinen und den im Schmerzreflex eingezogenen Schwanz und stürzte der Länge nach auf das Straßenpflaster.
    Kalisse öffnete den Mund zu einer spöttischen Bemerkung, schloß ihn aber sofort wieder. Dort, wo Augenblicke zuvor noch Gerreks Oberkörper gewesen war, zuckte ein Pfeil durch die Luft und schlug mit dumpfem Geräusch in die Tür eines zurückstehenden Hauses.
    Kalisse versetzte Scida einen Stoß und warf sich ihrerseits zu Boden. Zwei weitere Pfeile jagten durch die Luft. Sie verfehlten die Amazonen nur knapp.
    »Das gilt uns!« schrie Kalisse, rollte sich zur Seite und kam wieder auf die Beine. Zwischen zwei gedrungenen Häusern sah sie Schatten verschwinden und wußte, daß eine Verfolgung aussichtslos war. Aber sie hatte Amazonen erkannt.
    »Was ist denn jetzt wieder los?« maulte Gerrek und bemühte sich auf die umständlichste Weise, aufzustehen. Kalisse und Scida kamen schneller wieder auf die Beine.
    Sie sahen sich an.
    »Das setzt allem die Krone auf«, murmelte die alte Amazone. »Ein heimtückischer Mordanschlag! Jemand jagt uns! Man will verhindern, daß wir den Eaden-Tempel betreten!«
    Kalisse nickte und sah ungerührt zu, wie Gerrek sich abmühte, seine Gliedmaßen wieder zu ordnen. »Das kann nur einen Grund haben. Mythor«, sie sprach gedämpft, »ist wirklich in den Traumpalast gebracht worden, und man will verhindern, daß wir zu ihm gelangen. Vielleicht haben sie etwas mit ihm vor, das wir stören könnten.«
    »Keine Amazone gibt sich zu solcher Heimtücke her wie zu diesem hinterhältigen Überfall«, brummte