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Mythor - 087 - Der Hexenhain

Mythor - 087 - Der Hexenhain

Titel: Mythor - 087 - Der Hexenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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wieder meinen Namen aussprechen. Aber dann flog ihr Kopf beiseite. Ihr Körper fiel an mir herab, zerriß das Spinnennetz und landete zu meinen Füßen.
    Ich schloß die Augen. Als ich sie wieder öffnete, war Vilge aus meinem Blickfeld verschwunden.
    Dafür sah ich Tertish im Schein des um sich greifenden Feuers. Sie schwang ihr Schwert gegen die von allen Seiten angreifenden Spinnen. Sie zertrat sie und schleuderte sie mit wütenden Fußtritten beiseite. Dabei stieß sie unaufhörlich Laute des Zornes und der Wut aus. Auf diese Weise kämpfte sie sich bis zu mir durch.
    Mit einigen Schwertstreichen zerhieb sie die Fäden, an denen meine Arme zur Decke gestreckt worden waren. Als ich, dieser Stütze beraubt, in mich zusammenfiel, fing sie mich mit dem Waffenarm auf. Dann drehte sie sich herum und lehnte sich mit dem Körper gegen mich, um mich am Umfallen zu hindern und ihr Schwert freizubekommen. Ich hörte, wie es singend die Luft durchschnitt und mit dumpfen Lauten in die Körper der Spinnen einschlug.
    »Scheußliches Getier!« schimpfte sie dabei.
    Dann ergriff sie mich wieder, legte mir den Arm unter die Achsel und zog mich so zum Ausgang. Die Flammen hatten sich weiter ausgebreitet und griffen bereits nach Vilge. Von irgendwo starrten mich ihre grünen Augen aus ihrem wächsernen, im Tode verzerrten Gesicht an. Dann hatten wir die Grotte hinter uns gelassen.
    Tertish ließ mich auf den Steinboden fallen und tötete einige Spinnen, die uns ins andere Gewölbe gefolgt waren.
    Nun erst kehrte die Ruhe zurück. Ich konnte mich immer noch kaum bewegen, weil Teile meines Körpers in Spinnwebenfesseln lagen.
    Tertish befreite mich davon.
    »Du warst standhaft, Mythor«, sagte sie anerkennend. »Es wäre gewiß leichter gewesen, den Verlockungen der Hexe zu erliegen.«
    Ich versuchte zu sprechen.
    »Warum… mußtest du sie…«
    »Sie hat den Tod verdient«, sagte Tertish knapp. »Und nun still. Sieh erst einmal zu, daß du zu Kräften kommst. Wir müssen es noch gegen die Truten aufnehmen.«
*
    Als ich mich erholt hatte, ging ich zu dem Tisch, auf dem der pyramidenförmige Kristall neben Caerylls zusammengerolltem Kartenwerk und dem Siegelring lag.
    Tertish war schneller als ich. Sie steckte den Ring und den Kristall ein und verstaute die Schriftrolle in ihrem Gürtel. Dazu meinte sie:
    »Das nehme ich an mich, damit du nichts damit anstellen kannst.«
    »Paß auf«, bat ich. »Das ist ein unersetzliches Dokument. Du solltest es besser mir zur Verwahrung geben, denn ich weiß seinen Wert richtig zu schätzen.«
    »Das schlage dir aus dem Kopf«, erklärte Tertish bestimmt. »Für einen Krieger kümmerst du dich für meinen Geschmack um zu viele Dinge, die dich nichts angehen.«
    »Vielleicht bin ich auch ein wenig ein Denker«, erwiderte ich.
    »Keine Haarspaltereien«, verlangte sie. »Fühlst du dich kräftig genug, um den Kampf gegen die Truten aufzunehmen?«
    Ich nickte.
    Wir verließen das Gewölbe und kamen über die Treppe hinauf in den Innenhof. Aber von den Truten war nichts zu sehen.
    »Sie sind ausgeflogen«, stellte Tertish fest und fügte hinzu: »Das war ihr Glück.«
    Wir verließen Vilges Hain durch ein Seitentor. Der Wald lag friedlich im ersten Schein des neuen Tages vor uns.
    »Wie sollen wir nach Burg Narein gelangen?« erkundigte ich mich.
    »Es findet sich schon eine Möglichkeit«, antwortete Tertish. »Wenn es sein muß, werden wir einen Ballon oder Reittier auch stehlen.«
    Wir gelangten ohne Zwischenfälle durch den Wald. Einmal vernahm ich das Geräusch von Flügelschlägen über uns. Aber ich fand nicht heraus, ob es von einem Vogel oder einer Trut stammte. Ich fragte mich, was nun aus Vilges Truten werden würde. Ob sie nach dem Tode der Hexe auf sich allein gestellt in deren Hain weiterleben würden?
    »Wie ist es dir gelungen, dich aus Vilges magischem Schlaf zu befreien?« erkundigte ich mich bei Tertish.
    »Sosona hat mir beigebracht, wie man sich vor solcher Beeinflussung schützen kann«, erklärte Tertish. »Es hängt damit zusammen, daß man seinen Geist wachhält und ihn beschäftigt. Ich brauche nur an Kila Halbherz zu denken, um meinen Willen zu behalten.« Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Vilge war keine gute Hexe.«
    Das war sie vermutlich wirklich nicht. Aber sie war eine Caeryll-Kundige, von der ich noch viel über diesen legendären Mann hätte erfahren können. Ich betrauerte ihren Tod, und ich machte im stillen Tertish Vorwürfe deswegen. Es wäre nicht nötig

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