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Mythor - 087 - Der Hexenhain

Mythor - 087 - Der Hexenhain

Titel: Mythor - 087 - Der Hexenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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mich auf die Suche nach den anderen Bausteinen des DRAGOMAE zu begeben. Aber zuerst gibt es für mich wichtigere Dinge zu erledigen. Und wenn ich mich dann an dieses Unternehmen wage, dann nur, um vom Machtrausch Besessenen wie dir zuvorzukommen.«
    »Ich dachte, du seist ein Mann wie Caeryll, aber du bist ein dummer Junge«, sagte sie abfällig. »Und doch, ich glaube, daß ich dich noch in die rechte Form bringen könnte. Paß auf!«
    Sie eilte zu dem Regal und holte eine der Schriftrollen hervor. Sie kam damit zum Tisch zurück und breitete sie aus.
    »Das ist Caerylls Weltkarte«, sagte sie. Aber sie hatte sie mit der Schriftseite nach oben ausgerollt. »Du willst nicht die Macht, du willst nicht herrschen. Nun gut. Aber du bist ein Forscher wie ich. Du willst mehr wissen, als daß die Sonne im Osten aufgeht und im Westen unter. Du willst hinter das Geheimnis der Sonne selbst kommen. Du lechzt nach Wissen. Ich kenne dich, Mythor, du wirst immer weiterforschen, bis zu deinem letzten Atemzug. Und je mehr du erfährst, desto mehr willst du wissen - und um so mächtiger wirst du. Und jetzt versuche, Caerylls Bericht zu lesen.«
    Ich starrte auf die Runen, ging sie Zeile um Zeile durch, doch blieben sie mir ein solches Rätsel wie schon beim erstenmal.
    »Ich kann die Zeichen nicht entziffern«, gestand ich.
    »Und jetzt versuche es mit dem Kristall«, verlangte sie.
    Ich griff zögernd nach der kristallenen Pyramide und wunderte mich ein wenig, daß sich keinerlei Wirkung zeigte, als ich sie hochhob und auf die Schriftrolle legte.
    »Blicke hindurch und suche den besten Blickwinkel - und dann lies!«
    Ich tat es. Zuerst erschien mir die Schrift durch den Kristall verschwommen. Dann, als ich mit dem Kopf langsam weiterwanderte, wurden die Zeichen wieder klarer und auf einmal gestochen scharf.
    CAERYLL…
    Das Wort sprang mich förmlich an. Ich zuckte erschrocken zurück.
    »Lies!« wiederholte Vilge. »Ich sehe, du kannst es.«
    Ich näherte mich mit den Augen wieder dem Kristall, schob ihn gleichzeitig an den Anfang des Berichts und suchte den besten Blickwinkel. Diesmal dauerte es etwas länger, bis mir die Schriftzeichen leserlich erschienen. Es raubte mir die Sprache, und ich mußte mich einige Male räuspern, um sie wiederzufinden.
    Und dann las ich:
    »ICH, CAERYLL, EINER VON DREI MEISTERN DES ORDENS DER ALPTRAUMRITTER, LEGE HIERMIT ZEUGNIS AB…«
    Die Zeichen verwischten sich wieder, als Vilges Hand plötzlich in meinem Gesichtskreis erschien und den Kristall wegnahm.
    »Das ist für den Anfang genug«, sagte sie barsch. »Ich wollte dir nur aufzeigen, welche Möglichkeiten dieser Zauberkristall bietet.«
    »Das war gar nicht nötig«, sagte ich, noch ein wenig benommen. Vilges Absicht war klar. Sie hatte mich einen Zipfel des Geheimnisses lüften lassen, um mich auf den Geschmack kommen zu lassen. Jetzt verlangte sie ihren Preis. Sie glaubte, geschickt zu taktieren, und unter anderen Umständen wäre ihr das vielleicht auch gelungen.
    Aber ich hatte ein Ziel: Fronja zu retten. Und solange ich atmete und sich die geringste Möglichkeit ergab, dieses Ziel zu erreichen, würde ich darauf hinarbeiten. Trotz der Zaem, und Burra und ihren Amazonen zum Trotz; Tertish, Gorma und Gudun waren meine Gegnerinnen, solange sie mir auf meinem Weg Hindernisse in den Weg legten.
    Und Vilge war keine echte Versuchung für mich.
    »Du bist ein Narr, Mythor«, sagte sie.
    »Mitnichten«, widersprach ich. »Du vergißt, daß ich im Besitz des vollständigen DRAGOMAE war. Ich habe seine Macht gekostet. Ich habe damit die Horden der Finsternis zurückgeschlagen und einen Dämon besiegt. Ich habe mit dem DRAGOMAE dem Guten zum Sieg verholfen. Das muß dir zeigen, daß zwischen uns unterschiedliche Auffassungen bestehen, wir haben verschiedene Vorstellungen von der Nutzung dieser Kräfte.«
    »So groß kann dieser Unterschied nicht sein, wenn es stimmt, daß du die Macht der Kristallmagie für den Kampf benutzt hast«, sagte sie. Die Besessenheit ritt sie, in ihren grünen Augen loderte ein wildes Feuer. Ein Blick in sie tat Abgründe vor mir auf… Aber dann straffte sie sich und wurde wieder ganz ruhig. Sie fuhr fort: »Auch ich will die Macht für das Gute verwenden. Nur will ich nicht mehr Dulderin und Geschlagene sein. Ich werde selbst Schläge austeilen. Als Göttliche, so mächtig wie Vanga und Gorgan zusammen - ich will mich mit allen Göttern messen können. Dies hat das DRAGOMAE zu bieten. Ich will es nicht für mich allein

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