Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 087 - Der Hexenhain

Mythor - 087 - Der Hexenhain

Titel: Mythor - 087 - Der Hexenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
Vom Netzwerk:
mich, die Welt schien zu wanken.
    Ich fiel gegen etwas Weiches und hörte Tertish sagen:
    »Wenn Vilge das getan hat, dann hole ich mir ihren Kopf.«
    Tertish legte den gesunden Arm um meine Körpermitte und zog mich fort. Um mich kreiste alles, der dunkle Turm entschwand meinen Blicken, und ich erkannte, daß Tertish mich den Weg zurückführte, den wir gekommen waren.
    Ich begann mich besser zu fühlen, wurde mir meines Körpers wieder bewußt und konnte mich allmählich auch wieder bewegen.
    »Danke…«
    Ich stützte mich an Tertishs Schulter ab und versuchte, auf den eigenen Beinen zu stehen. Anfangs war ich noch ein wenig unsicher, aber nach einigen Schritten war ich wieder fest auf den Beinen.
    »Es wäre besser, gar nicht in Vilges Hain zurückzukehren«, meinte Tertish.
    »Sie ist für meinen Zustand nicht verantwortlich«, sagte ich. »Es liegt an der Nähe des Hexenschlags - es kann nicht anders sein.«
    »Warum du?«
    Darauf wußte ich keine Antwort. Es gab eine mögliche Erklärung, aber die erschien mir als so unwahrscheinlich, daß ich sie nicht aussprach. Vilge hatte mir die Flause in den Kopf gesetzt, daß ich der wiedergeborene Caeryll sein könnte. Ich glaubte nicht daran, aber dennoch kam mir der Gedanke, daß Caeryll damals, beim Untergang von Singara, vom Hexenhammer gestreift worden sein und dadurch einen Schaden abbekommen haben könnte…
    Mein Verstand hatte sich bereits so geklärt, daß ich diese Überlegung als völlig absurd abtat.
    Über mir war das Rascheln mächtiger Schwingen.
    »He, Stink! Es ist Zeit zur Rückkehr. Pike hat für dich eine leckere Giftbrühe vorbereitet!« gellte die schrille Stimme einer Trut zu mir herab.
    »Was gäbe ich für Pfeil und Bogen«, sagte Tertish.
*
    Als wir mit Vilge am Hängetisch saßen und das von Pike vorbereitete Mahl einnahmen, unterhielten wir uns über belanglose Dinge. Ich vermied es, über den Vorfall am Hexenschlag zu sprechen, und Vilge stellte keine Fragen, weil sie zweifellos von ihren Truten über alles informiert worden war.
    Caeryll mußte schon seit vielen Jahrhunderten tot sein, es konnte keinerlei Verbindung zu mir geben, außer die, daß wir beide aus Gorgan stammten. Dennoch interessierte mich sein Schicksal. Ich hätte gerne erfahren, ob er auch Fronjas wegen nach Vanga gekommen war.
    Ein Mann wie Caeryll - keiner ward je wie er geboren!
    »Es hat ausgezeichnet geschmeckt«, sagte ich nach Beendigung des Males.
    »Trotz des Giftes, Stink?«
    Pike war fast lautlos auf dem Balken über dem Tisch aufgetaucht und begann damit, das Gedeck abzuräumen. Dabei entfiel ihr eine Schüssel, und sie wäre mir auf den Kopf gefallen, wenn ich nicht geistesgegenwärtig ausgewichen wäre.
    »Das tut mir gar nicht leid«, sagte die Trut dazu. »Es wäre natürlich etwas anderes, würdest du die Stink-Federn verbrennen.«
    Tertish zückte mit einer schnellen Bewegung ein Schwert und machte eine drohende Bewegung. Pike rannte kreischend über den Balken davon.
    »Wir reisen morgen ab«, sagte Tertish dann unvermittelt.
    »So rasch?« wunderte sich Vilge. »Im Ballon ist es nur eine Tagesreise nach Burg Narein, und Mythor und ich…«
    »Das kümmert mich nicht«, schnitt ihr Tertish das Wort ab. »Streng genommen ist Mythor mein Gefangener. Ich gewähre ihm ohnehin zu viele Freiheiten. Wir verlassen morgen deinen Hain, gleich nach Sonnenaufgang. Dies ist mein letztes Wort.«
    Tertish erhob sich und blieb abwartend stehen. Ich stand ebenfalls auf und blickte zu Vilge. Sie rührte sich nicht von ihrem Platz, und ich wunderte mich, daß sie Tertishs Entscheidung so ruhig hinnahm. Vermutlich dachte sie dasselbe auf mich bezogen. Darum sagte ich:
    »Ich werde mir vor der Abreise noch die Zeit nehmen, einige deiner Unterlagen durchzusehen. Tertish wird mir das nicht verwehren.«
    Vilges Mund umspielte ein leises Lächeln, aber sie sagte nichts.
    Ich wandte mich um und machte mich auf den Weg in den Schlafraum. Tertish folgte mir.
    »Du hast dich vorhin aufgespielt wie eine Sklavenhalterin«, warf ich ihr vor, als ich mich auf meinem Lager ausstreckte.
    »Und du scheinst zu vergessen, daß du Burra gehörst«, erwiderte sie.
    »Gut, daß du mich daran erinnerst. Ich dachte nämlich, zwischen uns gäbe es so etwas wie Freundschaft.«
    »Mein Freund ist der Tod«, sagte Tertish. »Ich werde dich gut bewachen, Mythor. Und ich werde dich nach Burg Narein zurückbringen.«
    Ich war hellwach, dennoch schlief ich kurz darauf ein und versank im Meer der

Weitere Kostenlose Bücher