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Mythor - 095 - Die Zaubermütter

Mythor - 095 - Die Zaubermütter

Titel: Mythor - 095 - Die Zaubermütter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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Vanga vernichtest?«
    Zahda schwieg sehr lange.
    Unbehagen breitete sich aus in der Runde der Zaubermütter von Vanga. Versammlungen dieser Art hatte es viele gegeben, aber in den geheimen Gesängen der Zaubermütter war nie zuvor ein so haßerfüllter grundsätzlicher Streit verzeichnet gewesen, wie er in diesen finsteren Augenblicken durchlebt wurde.
    »Dein Standpunkt, Zaem, ist mir verständlich, aber ich billige ihn nicht. Du kennst die Gründe selbst, aber du sprichst sie nicht aus. Dies ist ein Ort und eine Zeit, Entschlüsse zu fassen, nach reiflichem Ratschluß, kühlen Gemütes, eingedenk der Verantwortung, die wir alle zu tragen haben - deine Stimme aber ist erfüllt von aufgewühlter Leidenschaft. Heißes Gefühl ist ein schlechter Ratgeber in Zeiten wie dieser.«
    Zaem schwieg. Sie machte nur eine wegwerfende Geste.
    »Schlimmer noch werte ich, daß jetzt, da wir sprechen, deine Kriegerinnen in unseren Palästen hausen. Sind wir schon soweit, daß Zaubermütter einander bekriegen, selbst hier?
    Wie lange noch willst du, Zaem, mit maßloser Gewalt unseren Langmut erproben? Wie weit willst du dein Tun noch treiben? Welche Untat ist denkbar, die dir nicht einfiele, um dein verwerfliches Ziel zu erreichen? Und wer ist sicher vor deinen Anschlägen - nicht einmal Fronja selbst, nicht wir, die wir hier sitzen.«
    Zahda sprach halblaut, aber sie wurde sehr gut verstanden.
    »Haben wir überhaupt noch etwas zu entscheiden? Liegt die Freiheit des Willens noch bei uns? Oder tanzen wir nicht schon längst auf der Spitze eines Schwertes? Welche Wahl läßt du uns noch, Zaem?«
    Zahda konnte sehen, daß ihre Worte wirkten. Die unschlüssigen Zaubermütter schwankten wieder, und diesmal, so schien es, neigten sie sich Zahdas Ansicht zu. Die Zaubermutter beschloß, den verlorengegangenen Boden so schnell und umfassend zurückzuerobern, wie das nur möglich war.
    »Respektierst du noch, was hier beraten und beschlossen wird? Oder ist es so, daß wir nur noch gutheißen sollen, was du in der Einsamkeit deines haßerfüllten Herzens längst beschlossen hast?«
    »Unsinn«, begehrte Zaem auf. Sie gab sich noch lange nicht geschlagen - sie war eine Zaubermutter von hohem Rang; unter den anderen gab es wenige, die ihr gleichkamen.
    »Mit zaghaftem Zaudern beschwört ihr das Unheil über Vanga«, stieß Zaem hervor. »Leidenschaftlich mag meine Sprache wohl sein, denn ich will Vanga retten vor dem gräßlichen Dämon Fronjas, der uns alle aufs Schändlichste heimsuchen würde. Nicht Bedachtsamkeit ist es, was dich hindert, Zahda, sondern Schwäche - Furcht verschleiert dir den Blick, verstellt dir den Sinn. Die Not ist groß. Noch hat sie uns nicht überfallen, aber jeder Tag, der verstreicht, vergrößert sie - und wahrhaftig, ich denke nicht daran, durch Zaudern und Zaghaftigkeit, Wankelmut und Unschlüssigkeit Unheil über Vanga kommen zu lassen. Ich weiß mir deine Verachtung sicher, vielleicht gar deinen Haß - aber ich nehme es auf mich. Um Vangas willen, nicht aus schäbiger Machtgier und Eigennutz.
    Denn ich frage dich, Zahda, wie willst du Fronja retten?«
    »Es gibt Mittel dazu«, versetzte Zahda. »Auch du kennst sie, Zaem.«
    »Du meinst, daß jemand kommt und Fronja hilft?«
    »Der Sohn des Kometen«, sagte Zahda mit fester Stimme. »Er allein kann die Tochter des Kometen retten, er, der an sie glaubt, ihr sein Leben geweiht und gewidmet hat.«
    Zahda hätte sich sehr täuschen müssen, wenn nicht ein Anflug von boshaftem Spott in Zaems Stimme erkennbar gewesen wäre.
    »Such ihn, bring ihn her, zeig ihn uns! Ich glaube nicht an solche Männermärchen. Meine Heere marschieren, und sie werden die Befehle befolgen, die ich ihnen gab - sie werden Vanga retten, zur Not auch gegen den Willen gewisser Personen.«
    »Ich billige Zaems Ansicht«, sagte Zedra in diesem Augenblick. Zahdas Aussichten, diese Gesprächsschlacht zu gewinnen, wurden zusehends geringer. Das Unbehagen, das die Versammlung die ganze Zeit über begleitet hatte, war noch stärker geworden. Zahda konnte spüren, daß manch eine Zaubermutter am liebsten die Sache erledigt hätte, nur um wegzukommen aus diesem Zustand innerer Bedrückung. Es gab - so schien es wenigstens - zwischen beiden Fronten keinerlei Einverständnis. Schwarz oder Weiß - Grautöne, Zwischenstufen, Kompromisse schienen ausgeschlossen zu sein.
    Und das bei einer Entscheidung, wie sie schwerwiegender in diesen Räumen nie gefallen war.
    Zahda wußte, was sie zu tun hatte.
    Der Sohn

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