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Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Titel: Mythor - 104 - Inscribe die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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auf den Boden, und er erschrak. Über und über war der Waldboden mit Abdrücken übersät – mit den klar erkennbaren Stapfen von Wölfen. Es sah aus, als sei ein ganzes Rudel hier vorbeigekommen – und das, ohne Gaphyr anzugreifen?
    »Seltsamer Zufall«, murmelte Gaphyr.
    In der Nähe sprudelte ein klarer Quell. Gaphyr wusch sich dort und trank von dem kühlen Wasser, dann zog er sich in Ruhe an. Auf eine Morgenmahlzeit verzichtete er. Gaphyr brannte darauf, den Hain von Bulkher endlich zu erreichen.
    An die Richtung, die Gruulx ihm gewiesen hatte, konnte sich Gaphyr noch sehr gut erinnern. Er stapfte durch den Wald auf den Punkt am Horizont zu.
    Der Weg war mühsam und überaus beschwerlich.
    Fernab jeder menschlichen Siedlung lag dieser Wald, keines Menschen Hand hatte jemals die Bäume berührt. Sie lagen kreuz und quer, wie der Alterstod oder die Gewalt eines Wirbelwinds sie geworfen hatte, und moderten. Das Unterholz war dicht, durchsetzt von Dornen und einigen ätzenden Gewächsen.
    Bei jedem Schritt mußte Gaphyr aufpassen, daß er nicht in einen Fuchsbau trat oder sich in der Wohnung eines Dachses das Bein brach – dann hatte Gaphyr wenig Aussicht, die Sonne wechseln zu sehen. Es wimmelte vor Raubzeug in diesem Wald, Wölfe und Luchse suchten nach Beute, es gab Schlangen und angriffslustige braune Ratten.
    Vor allem aber Wölfe.
    Gaphyr konnte sie hören. Sie heulten in der Ferne.
    Seltsam, Wolfsgeheul am hellichten Tag? Gaphyr schwante nichts Gutes, als er die Laute hörte.
    Der Antwortruf klang aus der Nähe. Gaphyr hatte das üble Gefühl, als schliche eine ganze Meute hinter ihm her.
    Er achtete sorgfältig darauf, wie sich die Klänge des Rudels verhielten, während er sich seinen Weg durch den Urwald bahnte. Immer wieder mußte das Messer mit der langen Klinge eingesetzt werden, um Bahn zu schaffen.
    Die Wolfsgeräusche ergaben langsam einen Sinn – es hörte sich so an, als nähere sich ein ganzes Rudel im Halbkreis von hinten dem einsamen Wanderer.
    Irgend etwas stimmte daran nicht. Wölfe jagten anders, und es entsprach nicht wölfischem Wesen, einen Wanderer die ganze Nacht lang zu beschnuppern und ihn erst anzufallen, wenn er längst erwacht war. Im Schlaf hätten sie ihn reißen können, jetzt bei Tag hatten sie keine Chance.
    Sie konnten Gaphyr nur hinderlich werden.
    Gegen Wolfbiß war Gaphyr so gefeit wie gegen Blitzschlag und Steinregen. Er brauchte sich nur zu wünschen, sein Leib möge ehern werden – und keine Waffe konnte ihm dann auch nur die Haut ritzen. Allerdings ließ sich die Zeitspanne solcher Verwandlung nur schwer abschätzen – sie hing von der Stärke des Wunsches ab, und Gaphyr erfreute sich dieser Gabe noch nicht so lange, daß er die Wirkung genau hätte abschätzen können. Es war möglich, daß er tagelang als Säule im Walde stand, uninteressant für die Wölfe, aber auch nicht imstande, den Zustand zu ändern.
    Einstweilen war es noch nicht soweit.
    Gaphyr marschierte vier Stunden lang, dann hatte ein Kaninchen das Pech, in die Reichweite von Gaphyrs Messer zu hoppeln. Mit einem treffsicheren Wurf brachte der Eherne die Beute zur Strecke. Das Tier aus der Decke zu schlagen und auszuweiden kostete nicht viel Zeit. Rasch war auch ein Feuer entfacht, und kurze Zeit nach der Jagd drehte sich der noch warme Leib über dem knisternden Feuer.
    Gaphyr sammelte ein paar wilde Kräuter und Beeren, die er zu Mus zerdrückte; mit dem Brei rieb er das Kaninchenfleisch ein. Ein starker Geruch verbreitete sich im Wald.
    Unwillkürlich sah Gaphyr nach Gruulx. In jedem Augenblick erwartete er den Gespenstischen aus einem Dickicht hervortreten zu sehen, aber der weißhaarige Fremdling blieb verschwunden. Nur das Wolfsheulen schlich sich langsam näher an Gaphyr heran.
    »Sollen sie«, murmelte Gaphyr. Er stieß eine Verwünschung aus, weil er sich an dem heißen Braten die Lippen verbrannt hatte.
    Das Kaninchenfleisch tat Gaphyr gut, es schmeckte hervorragend, wärmte und sättigte zugleich. Das Feuer löschte Gaphyr sorgfältig aus, dann setzte er seinen Weg fort.
    Die Wölfe waren näher gekommen. Bald würde er die ersten sehen können.
    Ob der seltsame Mann Gruulx mit ihnen etwas zu tun hatte? Gaphyr wußte es nicht, interessierte sich aber auch nicht dafür – er war nur daran interessiert, den Weg zu finden, der ihn zu Thanathor brachte, dem Seelenschmied.
    Dennoch behielt Gaphyr das Schwert in der Hand, während er sich seinen Weg suchte.
    Nach einiger Zeit stieß er auf

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