Mythor - 104 - Inscribe die Löwin
teilen konnte.
»Sie hat viele Opfer gefordert, die tanzende Löwin«, murmelte er. »Und es waren sogar Pfader darunter…«
In diesem Augenblick gab es einen hell klingenden Schlag.
Unwillkürlich dachte Mythor an Luscuma, die je nach Lust und Laune die Stunden durch solchen Glockenschlag angezeigt hatte.
»Wenn du das noch einmal machst, setzt es Prügel«, war daraufhin zu hören. Mythor drehte sich um.
Hinter ihm, ein paar Schritte entfernt, standen zwei von Lexas Amazonen. Eine hatte ihren Helm in der Hand und deutete verärgert auf die Beule darin.
»Das war ich nicht«, versetzte die Gescholtene störrisch.
»Rede keinen Unsinn, ich kenne diese Spielchen«, sagte die gekränkte Amazone. »Du willst mich ärgern.«
In diesem Augenblick ging die angesprochene Frau in die Knie. Etwas kollerte auf den Boden – ein Stein, faustgroß.
»Was ist das nun schon wieder?« fragte Mythor.
»Sternenhagel«, sagte Robbin gelassen. »Das gibt es ab und zu.«
Die beiden Frauen hatten ihre Schilde ergriffen und hielten sie über ihre Köpfe. Das Aufprallgeräusch, das wenige Augenblicke später zu hören war, bewies, wie berechtigt diese Vorsichtsmaßnahme war.
»Wo kommt das her?« fragte Mythor. Hastig hatte er selbst seinen Schild gepackt. Gerade noch rechtzeitig, denn im nächsten Augenblick spürte er am harten Aufprall, daß er selbst getroffen worden war.
»Dämonen«, sagte Robbin und flüchtete sich unter Mythors Schild. »Man weiß nicht, ob er zufällig irgendwo herabregnet oder ob er bewußt von Dämonen ausgesandt wird. Sternenhagel hat schon manches Schiff zerspellt.«
In einem Punkt mußte Mythor den Pfader bewundern. Der Gleichmut und die unerschütterliche Ruhe, mit der Robbin die Katastrophen zu beschreiben pflegte, suchten ihresgleichen.
Der Sternenhagel verstärkte sich. Ein Teil der Besatzungsmitglieder suchte Schutz im Innern des Hausboots, der Rest versuchte mit den Schilden sich selber und die Phanus vor Schaden zu bewahren. Es dauerte nicht lange, bis es tatsächlich ein förmlicher Hagel war, der auf die Menschen herabprasselte. Überall waren Aufschlaggeräusche zu hören: knirschende Schläge, wenn die Steine auf das Holz der Phanus trafen, hallende Glockentöne, wenn das Gestein mit dem Erz der Schilde kollidierte.
»Wie lange wird das anhalten?« fragte Mythor. Ein Brocken traf ihn am Fuß, es tat übel weh.
»Weiß ich nicht«, mußte Robbin einmal mehr eingestehen.
Mythor murmelte eine Verwünschung. Das Treffgeräusch auf dem Boden der Phanus wurde langsam zu einer Art Knattern, und da Mythor nicht in die Höhe sehen durfte, konnte er sich nicht informieren, was mit der Takelage der Phanus geschah. Es hörte sich jedenfalls erschreckend an.
Doch ebenso rasch, wie der Hagelschlag gekommen war, hörte er auch wieder auf. Es wurde plötzlich sehr still an Bord der Phanus.
Vorsichtig nahm Mythor den Schild herab. Der Anblick, der sich ihm bot, war alles andere als geeignet, frohgemut gestimmt zu sein. Die Phanus hatte Schäden erlitten, überall waren Splitter zu sehen, der Boden war mit Geröll bedeckt, und einige Amazonen aus Lexas Gefolge waren von den Sternenbrocken arg angeschlagen worden. Blut war geflossen, und vielleicht hatte es auch den einen oder anderen gebrochenen Knochen gekostet.
Verluste hatte die Phanus nicht zu beklagen, und diese Nachricht allein war schon sehr viel wert.
»Gibt es hier eigentlich irgendwo einen friedlichen Fleck?« wollte Mythor wissen.
»Was nennst du friedlich?«
»Keine Shrouks, kein Sternhagel, keine Dämonen, keine Stürme – nur Frieden, Ruhe und Sicherheit.«
»In der Schattenzone? Ruhe und Sicherheit?«
Robbin zeigte ein Gesicht völliger Entgeisterung.
»Das gibt es hier nicht, jedenfalls nicht an den Orten, die ich kenne, und ich bin ein Pfader.«
»Was sagt das schon«, maulte Gerrek. Er betrachtete kummervoll seinen Schwanz, der allerlei abbekommen hatte.
»Wir Pfader…«, begann Robbin, machte dann aber eine abwehrende Handbewegung. »Was zanke ich mich überhaupt mit dir?«
Mythor versuchte das Gespräch auf eine andere Bahn zu lenken.
»Du kennst den Weg zu Inscribe?« »Ich werde ihn finden«, sagte Robbin zuversichtlich. Gerrek grinste verächtlich und widmete sich dann wieder der Pflege seines lädierten Leibes.
Mythor überlegte kurz.
Er winkte Lankohr, den Aasen, herbei.
»Weckt Mescal«, bestimmte der Mann von Gorgan. »Diese Sache geht auch ihn an.«
*
Der Geschaffene der Zahda schüttelte sich, als er
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