Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 109 - Der Götterbote

Mythor - 109 - Der Götterbote

Titel: Mythor - 109 - Der Götterbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
Vom Netzwerk:
seinen lohenden Atem in den Brunnen hinab. Noch lauter gellte der Schrei, und ein paar Augenblicke später schoß etwas aus dem Brunnen in die Höhe.
    Es war ein Wesen, wie es Mythor nie zuvor erblickt hatte – eine ungeheure Ansammlung von Muskeln, Krallen, Zähnen. Ein halbes Dutzend Arme, sechs Beine, mehr als zehn Augen – es schien, als sei dieses Wesen aus dem Fleisch etlicher anderer Kreaturen gleichsam zusammengeschmiedet worden.
    Ein widerlicher Aasgeruch verbreitete sich, als sich die Kreatur bewegte.
    Mythor zögerte keinen Augenblick. Er sprang nach vorn und ließ Altons Klinge auf den ungeschlachten Körper herabsausen.
    Der Hieb traf, und er entschied das Gefecht binnen eines Augenblicks. Zu Tode getroffen, sackte das Wesen zur Seite.
    Noch einmal baute sich blitzartig der Zaubergarten auf, das tückische Idyll.
    Dann schwand dieser Zauber in Windeseile dahin, nicht übergangslos wie gerade erst, sondern zögernd. Die Bäume und Büsche verschwanden, der Himmel löste sich auf.
    Nach ein paar Minuten war von dem ganzen Spuk nicht mehr vorhanden als eine düstere Fläche, bedeckt mit zerbröselnden Gebeinen und einer rasch verwesenden Fleischmasse.
    »So etwas Gräßliches habe ich noch nie erblickt«, sagte Robbin würgend. Der Verwesungsgeruch war kaum zu ertragen.
    Mythor machte sich einen eigenen Reim auf die Sache.
    Irgendeine Kreatur, wie immer sie auch zu Lebzeiten ausgesehen haben mochte, hatte sich in diesem Winkel der Schattenzone eingenistet und arglose Wanderer in eine tödliche Gefahr gelockt. Während die Körper der unglücklichen Opfer mit dem Leib der Kreatur verbunden wurden, mußten die Gebeine für dieses Scheusal umherstreifen und weitere Opfer in die Falle locken.
    Erst Mythors Schwertstreich hatte dieser Bedrohung ein Ende gemacht. Aufgebaut wohl auf die schwarzmagischen Fähigkeiten der Kreatur verfiel alles, was sie sich geschaffen hatte, im Augenblick ihres Todes. Zurück blieb nur das düstere Gebäude der Festung, in deren Hof die Menschen standen und zusahen, wie sich auch diese Mauern auflösten und vor ihren Augen verfielen.
    »Ein hübscher Vorgeschmack«, sagte Mythor und steckte Alton zurück in die Scheide.

4.
    Zeichen des Todes, wohin man sah. Ruinen, Wracks, Gebeine, und niemand vermochte zu sagen, wie lange diese Zeugnisse des Schreckens schon dort herumlagen, wo sie gefunden wurden. Möglich, daß sie sich angesammelt hatten in ewig langen Zeitläufen – möglich aber auch, daß sie erst ein paar Monde alt waren.
    Yoter war mit seinen Shrouks ein Stück vorausgeeilt, um den Weg freizukämpfen, falls nötig. Mythor hatte sich an die Spitze des zweiten Zuges gesetzt.
    Die Stimmung war gedrückt. Der Kampf in der Festung war zwar siegreich gewesen, aber er hatte niemandem genutzt – bestenfalls denen, die nach Mythor kamen und eine bösartige Todesfalle weniger auf ihrem Weg hinab vorfinden würden. Mythor selbst war seinem Ziel dadurch keinen Schritt nähergekommen, und das wußte jeder. Es zeichnete sich ab, daß Zahl und Heftigkeit der Kämpfe zunehmen würden – und daß im gleichen Maß der Fortschritt geringer werden würde, den Mythor mit seinen Getreuen erzielte.
    Carlumen lag in weiter, düsterer Ferne, und der Weg dorthin schien immer länger und mühseliger werden zu wollen – bei Mythors Freunden machte sich Verdruß breit. Noch glomm er unter der Oberfläche, aber die Zeit mußte kommen, in der die keimenden Zwistigkeiten offen ausbrechen würden. Ob es dann noch möglich war, die Mannschaft zusammenzuhalten, mußte sich erweisen. In Mythor stiegen die Zweifel.
    »Yoter scheint allerhand zu tun zu haben«, bemerkte Siebentag und deutete auf einen Kadaver am Wegesrand. Die Shrouks hatten die Bestie töten können – eine geballte Ansammlung von Muskeln und Hauern, die noch im Tod lebensgefährlich aussahen.
    »Überall Kampf«, murmelte Mythor.
    »So ist das Leben in der Schattenzone«, stellte Robbin fest. Der Pfader hielt sich stets in Mythors Nähe auf.
    Bei einer Wegbiegung konnte Mythor sehen, daß Yoters Streitmacht in einen Kampf verstrickt war. Eine Hundertschaft wilder Flügelwesen griff die Shrouks an.
    »Beeilt euch, wir müssen ihm zu Hilfe kommen!« rief Mythor.
    Er setzte sich in Trab. Unterwegs konnte er die Angreifer genauer betrachten – sie sahen aus wie jene Drachen, die er früher einmal gesehen hatte, auf dem Weg nach Logghard. Wie lange lag das nun zurück?
    Gerne hätte Mythor gewußt, was aus den Freunden dieser Tage

Weitere Kostenlose Bücher