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Mythor - 109 - Der Götterbote

Mythor - 109 - Der Götterbote

Titel: Mythor - 109 - Der Götterbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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wieder zu sammeln, und ein paar Nächte Schlaf ohne Todesgefahr taten auch der Seele gut – aber das Eingesperrtsein zerrte tagsüber an den Gemütern. Die Amazonen vertrugen diese sanfte Haft sehr schlecht, und Gerreks Mißmut wuchs von Stunde zu Stunde. Robbin hielt sich im Hintergrund, die beiden Aasen nutzten die Zeit, sich gründlich auszuruhen.
    Siebentag hielt sich meist an Mythors Seite. Zusammen erkundeten sie Moogeths Reich.
    Was sie zu sehen bekamen, reichte bereits am ersten Tag, um Mythor zu einer eindeutigen Entscheidung zu bringen.
    Moogeths Reich war nur auf Zwang und Unterdrückung aufgebaut. Daß es noch nicht zusammengebrochen war, lag an der kämpferischen Geschicklichkeit der Herrschenden und an der Tatsache, daß Moogeth in einem gewissen Grad für seine vielscheckige Völkerschar sorgte. Jedes Wesen hatte seinen Platz, seine zugewiesene Aufgabe. Die einen waren Jäger, die anderen stellten die Opfer.
    Der Vorteil für die Opfer in diesem System bestand darin, daß Moogeth der Gewalt und Grausamkeit Zügel angelegt hatte. Hatten die Unterdrückten ihren grauenvollen Tribut entrichtet, waren sie auf absehbare Zeit ungefährdet – und das hieß im stetigen Todesgebrause der Schattenzone einiges. Diejenigen aber, die das Unglückslos traf, wurden damit vertröstet, daß sie durch das Opfer ihres Lebens die Sicherheit der anderen gewährleisteten. Da niemand die Möglichkeit hatte, dieses verwirrende Netzwerk der Macht wirklich zu durchschauen, hielten die Geschundenen still und duckten sich.
    Es war eine Lebensgemeinschaft des Grauens, die Mythor vorfand. Anstatt sich aus dem Sog des Schreckens freizukämpfen, versuchten diese Völkerschaften – meist gering an Zahl –, lediglich den Tribut so gering wie möglich zu halten. Das Spiel vom Fressen oder Gefressen-Werden war keineswegs durchbrochen, es wurde nur mit geringstmöglichem Einsatz gespielt – der allerdings weit niedriger ausgefallen wäre, hätte es nicht Moogeth gegeben, der augenscheinlich keine Lust verspürte, sich an dem Spiel zu beteiligen. Von dem, was diese Lebensgemeinschaft an Wohlstand und Annehmlichkeit abwarf, kassierte Moogeth den größten Teil ab – den Opfern verblieben die Brosamen.
    Siebentag kannte das Angebot, das Moogeth gemacht hatte. Er sprach Mythor darauf an.
    »Ich werde ablehnen«, sagte der Gorganer sofort. »Auf den ersten Blick mag es verlockend erscheinen, denn für Moogeth ist dies wirklich ein Platz des Friedens und der Ruhe in der schreckerfüllten Schattenzone. Aber für die anderen ist es ein gräßliches Leben.«
    »Kann Macht dich nicht verlocken?«
    Mythor lächelte schwach.
    »Du willst über Dinge der Weisheit disputieren?« fragte er. »Ich will Carlumen finden und die Mittel und Möglichkeiten, die ich brauche, um mit vielen Freunden und Gefährten die Tage der Schreckensherrschaft zu beschneiden. Wenn dazu Macht vonnöten ist, werde ich sie anstreben und einsetzen – aber gewiß nicht, um Scharen von Unglücklichen auszuplündern und auszusaugen. Was Moogeth tut, ist schändlich.«
    Er hatte bei seinen Erkundungen eine ganze Reihe Moogeths kennengelernt – ein Dutzend stark voneinander verschiedener Lebewesen, die nur durch zwei Bänder miteinander verknüpft waren – eine allen gemeinsame Machtgier und die Fäden schwarzmagischer Praktiken, die sie dazu benutzten, ihre Untertanen zu schockieren und zu peinigen. Lieber wollte Mythor sein Leben einbüßen, als sich dieser Schar anzugleichen.
    »Wann willst du ihm sagen, daß du sein Spiel nicht mitspielen willst?«
    »Sobald wir zurückgekehrt sind und wir uns mit den Freunden ausgesprochen haben«, verkündete Mythor.
    Die Medusen, die den Moogeths – sie selbst sprachen von sich wie von einer Person – als Transportmittel dienten, brachten Mythor und Siebentag zurück zum Feuerpalast.
    Es war klar für Mythor, daß Moogeth diese Entscheidung nicht einfach hinnehmen würde. Kampf war wohl unausweichlich. Mit den Kriegern, die er im Feuerpalast gesehen hatte, hoffte Mythor fertig zu werden – wie aber überwand er die Sperre des lodernden Feuers, das den Palast umgab? Es wurde natürlich angelegt, aber durch magische Kunst zu gewaltiger Höhe und Geschlossenheit verstärkt. Vermutlich war Moogeth der Urheber des Zaubers – dann fiel die Lohe mit seinem Tod wohl in sich zusammen.
    Es gab viele Wenn und Aber in Mythors Überlegungen, Unwägbarkeiten, von denen jede einzelne das Leben kosten konnte, wenn sie sich als nachteilig

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