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Mythor - 119 - Das sterbende Land

Mythor - 119 - Das sterbende Land

Titel: Mythor - 119 - Das sterbende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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nicht schnellstens verschwindet.«
    »Ich glaube dir«, sagte Jercel, »und ich würde deinen Rat auch gerne befolgen. Aber die Yarlamen sind außerstande, die Yarls zum Weitermarschieren zu bewegen.«
    Der Troll nickte wissend.
    »Die Yarls spüren die kommende Gefahr. Wenn ihr sie nicht weitertreiben könnt, dann seid wenigstens froh, daß sie nicht dem Zauber der brennenden Bäume verfallen werden. Aber ihr müßt fliehen. Verlaßt eure Yarls und verkriecht euch in dunkle Höhlen…«
    »Niemals!« rief Tombul.
    Auch Jercel schüttelte den Kopf.
    »Yirzahoo ist unsere Heimat, wir sind mit unseren Yarls verwachsen. Nur auf ihren Rücken fühlen wir uns sicher und geborgen.«
    »Zu spät!« sagte der Troll bedauernd. »Die Blütezeit beginnt. Ich kann euch nur noch raten, euch zu verbarrikadieren.«
    Noch während des Sprechens drehte er sich um und eilte davon.
    Proscul sah, wie sich an den scheinbar verdorrten Ästen der kelchförmigen Bäume kleine Lichtpunkte bildeten. Es wurden ihrer immer mehr, und sie strahlten immer heller. Und all die wirtzigen Flackerlichter vereinigten sich zuerst zu vereinzelten Flammenzungen und dann zu ganzen Lohen. Jede Baumkrone bildete einen Flammenkelch. Der ganze Wald von Nowow brannte.
    Sie kehrten nach Yirzahoo zurück, und Jercel befahl seinem Stamm, die Unterkünfte aufzusuchen und sich gegen das zu erwartende Unheil zu schützen.
    Auch Proscul, von Furcht geschüttelt, hätte sich am liebsten in den hintersten Winkel seiner Hütte verkrochen. Aber Tombul zwang ihn, mit ihm den höchsten Wachtturm zu erklettern.
*
    Die Düsternis verblaßte im Widerschein der flammenden Bäume, die wie Riesenfackeln aus dem zernarbten Boden ragten. Proscul hatte noch nie so weit in die Ferne geblickt, und er hatte die Welt und ihre Schrecken noch nie so deutlich gesehen.
    Proscul wollte sich abwenden, aber Tombul hielt sein Antlitz dem Feuerschein entgegen. Er wollte die Augen schließen, aber Tombul verlangte:
    »Sieh hin, Proscul. Das Licht ist dein Element. Du bist ein Weißling und trägst als solcher das Stigma der Lichtwelt. Goolux sagte einst zu Rohno, unserem Stammvater, er solle die Flammenblüten der Bäume von Nowow schauen, auf daß sie ihm den Weg ins Lichte Land Heluma weisen. Und nun tun wir beide es an Rohnos Statt. Öffne dein Auge dem Licht, Proscul. Wirf die Fetische!«
    Proscul gehorchte. Er tastete wie blind nach den Beuteln an seinem Leibgurt und schüttete sie nacheinander über den Boden aus.
    »Ah – was siehst du?« rief Tombul verzückt.
    Proscul, froh darüber, den Blick endlich von der Lichtwolke abwenden zu können, senkte den Kopf und starrte auf die verschiedenen Fetische aus den beiden Beuteln. Zuerst sah er überhaupt nichts, er war noch geblendet. Allmählich erst konnte er die vielen verschiedenen Stäbchen, Krummlinge und Knötchen voneinander unterscheiden. Helle und dunkle Fetische hatten sich miteinander vermischt, und er konnte aus dem Durcheinander überhaupt kein Muster herauslesen.
    »Ah – ein Zeichen!« rief Tombul. »Die vielen geraden Linien haben sich zusammengefügt. Mißachte die Krummen! Auf die Geraden kommt es an. Da! Sieh! Hier ist eine Figur mit drei Ecken. Und da noch eine und noch eine! Es sind ihrer vier insgesamt – und sie weisen in eine Richtung. Folge mit den Augen der Richtung des Pfeiles!«
    Proscul gehorchte, doch sah er keinen Pfeil, sondern er blickte in die Richtung, in die Tombuls Hand wies. Er sah einen der brennenden Bäume, dessen Flammenkrone so hell strahlte, daß ihm die Augen von seinem Schein zu tränen begannen. Und auf einmal zuckte etwas wie ein Blitz auf und schlug in diesen Feuerbaum ein.
    »Goolux hat uns die Botschaft geschickt!« rief Tombul mit sich überschlagender Stimme. »Geh hin, Proscul und hole sie.«
    Proscul zitterte am ganzen Körper, er war krank vor Angst. Seine Finger krallten sich in den hölzernen Boden der Plattform. Von links erklang ein unheimliches Trompeten, wie es nur die riesenhaften Rüsseltiere in höchster Not ausstießen. Und dann tauchten die ersten von ihnen auf und rannten gegen die flammenden Bäume an.
    »Bring mir Goolux’ Botschaft!« verlangte Tombul. »Sei stark, Proscul, du bist ein Weißling, im Zeichen des Lichtes geboren. Nur du hast die Kraft, diese Prüfung zu bestehen. Steig in den Garten Nowow hinab und erklimme die Flammenkrone jenes Baumes, in dem Goolux die Botschaft hinterlegt hat.«
    Alles in Proscul sträubte sich dagegen. Und doch kletterte er vom Turm,

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