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Mythor - 119 - Das sterbende Land

Mythor - 119 - Das sterbende Land

Titel: Mythor - 119 - Das sterbende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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man.
    Der Mond dagegen war eine Vaterfigur, streng, aber gerecht. Auch seinen Vater hatte er nie gekannt. Man erzählte ihm später, daß dieser während seiner Geburt Yirzahoo verlassen hatte, wie es viele werdende Rohnen-Väter taten, um das Böse von ihrem Kind fernzuhalten, und von einer Bestie getötet worden sei, während der Knabe seinen ersten Lebensschrei tat. So tragisch der frühe Tod seiner Eltern war, so waren die Zeichen, unter denen er geschah, für Prosculs weiteren Lebensweg bestimmend.
    Als Weißling hatte er für seinen Stamm besondere Bedeutung, und es war von seiner Geburtsstunde an vorbestimmt, daß er zumindest ein Yarlame oder gar der Stammesführer zu werden hatte. Tombul erwählte ihn zu seinem Nachfolger.
    Und derselbe Tombul, der ihn seine Weisheit und seine Magie gelehrt hatte, wollte ihn im Garten Nowow vergiften.
    Was dich nicht tötet, das macht dich stark!
    Hohle Worte, eine Lüge – Proscul lag nun schon lange kränkelnd danieder. Aus den Gesprächen mit Jercel und aus seinen Berichten über das, was in dieser Zeit alles geschah, schloß Proscul, daß an die achtzehn Monde vergangen sein mußten, seit sie die brennenden Bäume von Nowow hinter sich gelassen hatten.
    Und nun kam der Tag… Tag! Wann würde dieses Wort für die Rohnen endlich jene Bedeutung bekommen, die es für die Bewohner der Lichtwelt hatte? Es kam also der Tag, da Proscul sich stark genug fühlte, Jercels Haus zu verlassen.
    Mit Hilfe von Ejoba hatte er schon Gehversuche unternommen. Aber noch nie war er aus dem Haus gegangen.
    Tombul hatte ihn noch einige Male aufgesucht und ihm jedesmal irgendwelche Zaubermittel hinterlassen, die Ejoba jedoch an sich nahm und wegwarf. Sie tat es mit den Worten: »Tombul ist ein böser alter Mann. Er verkündet zwar Goolux’ Willen, aber er handelt nur nach seinem eigenen. Er will Jercel stürzen, aber bevor ihm das gelingt, fresse ich ihn eher mit Haut und Haaren auf.«
    Und sie sagte dies in einer Weise, daß Proscul nicht daran zweifelte, daß sie dazu imstande wäre.
    Proscul wartete, bis weder Jercel noch Ejoba in der Nähe waren, um sich aus dem Haus zu stehlen. Er hatte mitbekommen, daß gewichtige Dinge im Gang waren und große Entscheidungen bevorstanden.
    Es war völlig still im Haus. Der Boden schwankte nicht, es knarrte nicht in den Balken, ein eindeutiges Zeichen dafür, daß die Yarls ruhten.
    Als Proscul ins Freie trat, erkannte er am Dämmerlicht, das über Yirzahoo lag, die vertraute Dämmerzone. Irgendwie war er froh darüber, nicht andere Bedingungen vorzufinden. Der Bezirk Damooha, der gleichbedeutend mit dem Yarl war, auf dem Jercel mit seinen engsten Vertrauten wohnte, lag verlassen da. Die Tore zu den anderen Yarls standen offen, die Wehren waren nicht besetzt.
    Schon von weitem vernahm Proscul Tombuls zeternde Stimme, mit der er Goolux pries und einen Lobgesang auf das Lichte Land Heluma anstimmte.
    Proscul mußte auch noch Hoodayir durchqueren, wo er nur auf ein paar spielende Kinder traf, bevor er in den Bezirk Hoomassa kam. Hier drängten sich fast alle der über vierhundert Rohnen, um Tombuls Verkündung zu lauschen. Im Garten Nowow hatte ihr Stamm noch um hundert Seelen mehr gezählt, und Yirzahoo hatte um fünf Bezirke mehr gehabt. Die fünf Yarls und die hundert Rohnen hatten ihr Leben bei den brennenden Bäumen gelassen.
    »Seit es den Stamm der Rohnen gibt, befindet er sich auf der Reise durch die ewige Dämmerung zum Tage«, rief Tombul. »Wir haben nur das eine Lebensziel, nämlich das Lichte Land Heluma zu erreichen. So hat es Goolux unserem Stammvater aufgetragen, und so hat es Rohno versprochen. Und wir, die wir Kinder von Rohno sind, haben dieses Versprechen einzulösen. Wir alle wissen es, der Gedanke ist in unserem Kopf verankert, der Wunsch sitzt tief in unserer Brust, daß das Leben in der Düsterzone ewiger Verdammnis gleichkommt und unsere Zukunft im Schein der Lichtwelt liegt, wo das Lichte Land Heluma auf uns wartet. Auch Jercel weiß das. Und doch verlangt er wider besseres Wissen, daß wir weiterhin in der Düsternis darben, statt im Licht zu leben.«
    Tombul sprach von der Plattform des Wachtturms, auf dem er einst Proscul im Schein der flammenden Bäume von Nowow baden und leiden ließ. Nun trat Jercel hervor, wartete, bis sich die Gemüter wieder beruhigten, die durch Tombuls Worte in Wallung geraten waren, und sagte dann:
    »Ich muß immer wieder an das verderbliche Feuer des Gartens Nowow denken, wenn vom Licht die Rede ist,

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