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Mythor - 119 - Das sterbende Land

Mythor - 119 - Das sterbende Land

Titel: Mythor - 119 - Das sterbende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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dich wie einen Sohn, und ich werde nicht zulassen, daß Tombuls Gifttrank dich umbringt. Du mußt mir nur vertrauen. Bitte, hasse mich nicht der Verfehlungen wegen, die ich einst begangen habe. Wenn wir eines Tages ins Licht treten, dann werden die Götter auch mich von meinen Sünden reinigen. Aber an dir will ich jetzt schon Gutes tun…«
    Ejobas Stimme schläferte ihn ein und entführte ihn in Träume über eine glorreiche Vergangenheit und eine schönere Zukunft.
    Er vertraute sich ihr an. Sie war ein guter Mensch in einer häßlichen und rauhen Schale. Es mochte so sein, daß sie es Jercel vergalt, weil er sie nicht zur Mutter gemacht hatte. Proscul aber schenkte sie alle Liebe, deren sie fähig war. *
    Einst stellten sich Rohno und seinem Stamm, der auf drei Yarls durch die Düsterzone zog, drei riesige Alben entgegen und verlangten von den Nomaden, daß sie ihnen dienten. Doch Rohno weigerte sich, dies zu tun, und als er erkannte, daß die Alben den Finstermächten gehorchten, da beschloß er, mit seinem Stamm eher in den Tod zu gehen, als sich dem Bösen zu verschreiben.
    Da erschien ihm der Lichtgott Goolux und belohnte ihn für seine Standhaftigkeit. Er zeigte Rohno, wie man mit Steinen Funken schlagen und so Feuer entzünden konnte, und wie man dieses Feuer nützen konnte, um die Alben in die Flucht zu schlagen. So kam es, daß Rohno die Barrikaden, mit denen die Alben Yirzahoo den Weg versperrten, in Brand setzte und gleichzeitig Scheiterhaufen entzündete, die er rings um das Lager der Alben errichtet hatte. Und während die Alben in diesem Kesselfeuer schmorten, zog Rohno mit den Seinen von dannen.
    Noch einmal erschien dem Stammesführer Goolux und lobte ihn erneut für seinen Mut und seine Standhaftigkeit, und er prophezeite ihm, daß er eines Tages das Lichte Land Heluma finden würde, in dem nicht ewige Düsternis herrschte, sondern wo das Licht des Tages jedes mal wieder über die Schwärze der Nacht triumphierte. Goolux gab Rohno noch viele andere Weisheiten mit auf den Lebensweg, die nach dem Tod des Stammvaters der Rohnen von einem Schamanen an den anderen weitergegeben wurden.
    Auch Proscul war von Tombul bereits in die Mysterien eingeweiht worden. Doch war der Schüler überzeugt, daß sein Lehrmeister einiges von dem alten Glauben veränderte und durch eigene Worte ersetzte.
    In jungen Jahren schon hatte man den Weißling in die alten Lehren eingeweiht. Noch bevor er zwischen Mann und Frau unterscheiden konnte, hatte er erfahren, daß der Körper der Frau regelmäßigen Gezeiten unterworfen war, die es ihr erlaubten zu kalendern. Ein solcher Abschnitt wurde Umlauf, aber auch Monat – und sogar Mond genannt. Zwölf solcher Abschnitte hießen Jahr, und jeder Abschnitt war in achtundzwanzig Tage unterteilt.
    Als Junge nahm Proscul diese Begriffe einfach hin, später, als die Zeichen den Weißling zu Tombuls Nachfolger bestimmten, erfuhr er von dem Schamanen, daß diese Bezeichnungen auf Goolux zurückzuführen und der Lichtwelt entlehnt waren. Durch Reisende, die es aus der Lichtwelt in die Düsterzone verschlug, wurde die Legende bestätigt.
    Proscul war achtzehn Jahre alt, als er erfuhr, daß in der Lichtwelt der Tag von Licht und Sonne bestimmt wurde, die Nacht dagegen von Dunkelheit und Mond, und daß ein Umlauf die Phasen des Mondes bezeichnete und ein Jahr von der Sonne abgelesen wurde. Durch dieses Verständnis verstärkte sich Prosculs Glaube an die alten Lehren und an Goolux’ Prophezeiungen. Und er war davon überzeugt, daß viel Weisheit in den Lehren steckte, die die Frau nicht nur als Arterhalterin priesen, sondern sie auch als Messerin der Zeit bestimmten.
    Doch dann verbot Tombul das Kalendern, indem er die Vision einer zunehmenden Frauenherrschaft heraufbeschwor und darauf verwies, daß man erst wieder kalendern dürfe, wenn Yirzahoo in die Lichtwelt einzog.
    Proscul wußte nicht mehr, wieviel Zeit seit damals vergangen war, denn er hielt sich an Tombuls Verbot. Aber er konnte es nicht unterlassen, die vergangenen Tage, Monde und Jahre zu schätzen. Und so schätzte er, daß er etwa 25 Jahre war, als Yirzahoo die flammenden Bäume von Nowow erreichte, und daß ungefähr vier Jahre zuvor das Kalendern abgeschafft worden war. Dieser Umsturz erfolgte zufällig zur gleichen Zeit, als sich Ejobas Wechsel von der Frau zu einer Alten vollzog. Und das Zusammentreffen dieser beiden Ereignisse führte zu bösen Gerüchten, die besagten, daß es sich um alles andere als einen Zufall

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