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Mythor - 119 - Das sterbende Land

Mythor - 119 - Das sterbende Land

Titel: Mythor - 119 - Das sterbende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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und machte sich diese Verhältnisse zunutze; er brauchte seinen Standort gar nicht zu verändern, um seine Stimme stets aus einer anderen Richtung erklingen zu lassen.
    »Dazu gehören immer zwei«, sagte Mythor, während er die Halle durchschritt, sich mal hierhin, dann wieder dorthin wandte, um die Verhältnisse zu erkunden. »Ich lasse mich zu nichts zwingen, Xatan. Aber vielleicht könnten wir uns irgendwie einigen! Man kann über alles reden. Nur, wie soll ich mit dir ins Gespräch kommen, wenn du dich mir nicht zeigst?«
    »Du wirst mich nie wieder zu Gesicht bekommen«, rief Xatan. »Aber ich werde immer um dich sein. Unsichtbar. Nur Stimme. Ich werde dich mit Nahrung versorgen, dir ein Lager herrichten. Dir wird es an nichts fehlen, aber wenn ich dich rufe, wirst du für mich da sein.«
    »Auf die Dauer wird dir das auch zu langweilig werden«, sagte Mythor, während er sich Schritt für Schritt durch die Halle vorarbeitete. Er erreichte eine der Wendeltreppen, die sich um eine Säule in die Höhe wand, und stieg sie hoch. »Wir könnten uns gemeinsam ein anderes, abwechslungsreicheres Spiel ausdenken.«
    Xatans Lachen kam vom Ausgang des Tempels, aber Mythor stieg die Wendeltreppe bis zur Galerie hinauf.
    »Ich wüßte schon noch ein paar Spiele, aber die würden dir noch weniger gefallen«, flüsterte die Stimme des Jungen, und es klang, als befände er sich dicht an Mythors Ohr.
    »Wer weiß«, sagte Mythor und stieg zum nächsten Laubengang hoch. »Mach deine Vorschläge.«
    Mythor wartete, aber es kam keine Antwort. Als längere Zeit Stille herrschte, wechselte er den Standort.
    »Hast du mich nicht gehört?« fragte Xatan ungehalten, und diesmal schien er aus Corchwiils Statue zu sprechen.
    »Doch«, log Mythor. »Ich bin am Überlegen.« Er kehrte zu der Stelle zurück, an der er Xatan aufgefordert hatte, seine Vorschläge zu machen, und fragte: »Hast du mir keine besseren Ideen anzubieten?«
    Wieder hörte er die Antwort nicht, obwohl Mythor überzeugt war, daß Xatan zu ihm sprach. Aber offenbar befand sich Mythor an einem toten Punkt, wohin der Schall nicht drang. Und dieser tote Punkt mußte genau unter Xatans Versteck sein.
    Mythor wartete nicht lange, sondern stürmte die Wendeltreppe hinauf zur nächsten Galerie, und von dort noch höher, bis hinauf unter die Decke. Dort stieß er beinahe mit Xatan zusammen, der Mythors Trick zu spät durchschaute und gerade aus einer kuppelartigen Nische stürzte. Mythor bekam ihn am Arm zu fassen. Xatan schnappte mit seinen Wolfszähnen nach ihm, kratzte und trat ihn.
    Aber bei aller Bösartigkeit war er doch noch ein Kind und kräftemäßig einem Mann nicht gewachsen. Mythor drückte ihn mit dem Rücken an sich und schob ihm Altons Klinge zwischen die Zähne.
    Das brach Xatans Widerstand. Er gab gurgelnde Laute von sich, verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war. Plötzlich tauchten von allen Seiten Wolf er auf.
    »Zurück, oder ich töte Xatan«, herrschte Mythor sie an. Sie hielten augenblicklich inne. Mythor fügte eindringlich hinzu: »Wenn mir auch nur eine von euch Kreaturen zu nahe kommt, muß Xatan sterben.«
    Er meinte es in diesem Augenblick ernst, aber er bezweifelte, ob er seine Drohung wahrmachen könnte, wenn es darauf ankam. Wie er schon festgestellt hatte, war Xatan noch ein Kind. Vielleicht besaß er bereits die Bösartigkeit eines Dämons, aber sein Spieltrieb überwog alles andere.
    Mythor war sich klar, daß mit Xatan eine große Gefahr für die Lichtwelt heranwuchs. Aber er war außerstande, ihm ein Leid zuzufügen. Er konnte sich nicht an einem Kind vergreifen!
    Mit Xatan als lebendem Schild kehrte er auf die Terrasse zurück, auf der er gelandet war. Es war nicht ganz leicht, den Jungen in Schach zu halten und gleichzeitig den Drachengleiter flugbereit zu machen. Aber er schaffte es.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Fliegende Stadt auf ihrer Kreisbahn wieder auftauchte. Die Wolf er, die ihn vom Portal aus belauerten, wurden immer unruhiger. Xatan, mit Alton zwischen den Zähnen, rührte sich dagegen nicht. Mythor hätte nicht wissen wollen, was in diesen Augenblicken in seinem Kopf vorging.
    Als Carlumen auf seiner Höhe war, stieß er den Jungen auf die Wölfischen zu, verstaute Alton blitzschnell in der Lederscheide und stürzte sich mit dem Drachen von der Terrasse. Zu spät merkte er, daß er zu tief sank und unter der Fliegenden Stadt hinwegzugleiten drohte. Mit letzter Kraft zog er den Drachen hoch und

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