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Mythor - 119 - Das sterbende Land

Mythor - 119 - Das sterbende Land

Titel: Mythor - 119 - Das sterbende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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eine Salve von Pfeilen. Der vorderste Stacheldrache, der die Spitze des Keiles gebildet hatte, trudelte ab; sechs gefiederte Schäfte ragten aus seinem Körper. Die nächste Salve holte zwei der Drachen aus der Luft. Die beiden verbliebenen Tiere wollten abdrehen. Eines davon wurde von den Speeren der Wälsenkrieger Merbon und Vast getroffen, das letzte wurde von den Pfeilen der Bogenschützen eingeholt.
    Ein Gekreische erhob sich, als aus allen Horsten Stacheldrachen stoben und die Luft mit ihren Dreiecksflügeln peitschten. Es waren an die hundert Drachen, die um die Türme der Finsterburg kreisten, Kapriolen schlugen, aufstiegen und hinabstürzten und immer wieder drohende Vorstöße in Richtung der unaufhaltsam heranschwebenden Fliegenden Stadt machten.
    »Vanga steh uns bei!« sagte Fronja entsetzt und preßte die Hände auf den Busen.
    Aber die Stacheldrachen griffen nicht an. Allmählich beruhigten sie sich wieder, ließen sich in ihre Nester nieder oder kreisten um die Finsterburg.
    »Dem Angriff dieses ganzen Schwarms wären wir nicht gewachsen gewesen«, sagte Mythor aufatmend. »Wem haben wir diese Gnade zu verdanken?«
    »Yhr gewiß nicht«, sagte Sadagar. »Diese Schlange hat uns auf diesen Kurs gebracht, weil sie hoffte, daß er uns in den Tod führt.«
    »Vielleicht hat Corchwiil Gefallen an Carlumen gefunden«, meinte Nadomir. »Und er will die Fliegende Stadt erobern, statt sie zu zerstören.«
    »Gehen wir nach oben«, beschloß Mythor. »Falls uns der Dämon eine Entermannschaft schickt, möchte ich bei ihrem Empfang dabei sein.«
    Gemeinsam stiegen sie zum Bugkastell hoch. Carlumen war bis auf fast fünfzig Schritt an die Finsterburg herangekommen und flog nun entlang des verwitterten, von krustenartigen Ablagerungen befallenen Gemäuers.
    Aus der Nähe waren deutlich die vielen Verteidigungseinrichtungen zu erkennen, die es Eroberern schwer machen sollten, ihre Absichten zu verwirklichen. Und es wurde immer deutlicher, wie uneinnehmbar diese Festung war.
    Bei allen Stegen, die die Türme miteinander verbanden, handelte es sich entweder um Zugbrücken verschiedenster Art oder um Wippbalken, die, wurden sie entsichert, bei Belastung nachgaben, Fallgitter vermochten die Zugänge zu sperren. Die Zinnenscharten waren durch Klappläden geschützt, dazwischen lagen Scharwachtürme mit Schießscharten. Hürden umliefen die Türme in verschiedenen Höhen und wiesen neben den Schießscharten zumeist auch noch Gußlochreihen auf. Dazwischen waren immer wieder Gußerker zu finden.
    Auf den Laufgängen, den Verbindungsbrücken und hinter den Zinnenöffnungen tauchten waffenstarrende Wolfsmänner auf. Manchmal folgten sie der Fliegenden Stadt auf ihrem Flug um die Burg ein Stück, dann verschwanden sie urplötzlich wieder. Sie machten drohende Gebärden, stießen furchteinflößende Läute aus und schlugen klirrend mit den Waffen um sich, wie in einem Schattenkampf. Doch wollten sie damit nur abschrecken, zu einem Angriff ließen sie sich dagegen nicht hinreißen.
    »Das könnte Corchwiil sein!« rief der Kleine Nadomir und deutete auf eine Zugbrücke, die das Hauptgebäude mit einem der Außentürme verband.
    Dort stand ein besonders großer und muskulöser Wolfsmann. Sein Oberkörper war nackt und völlig unbehaart. Um die Lenden hatte er einen eisenbeschlagenen Lederschurz geschlungen. Auch die stämmigen Beine waren haarlos – nur sein mächtiger Kopf war der eines Wolfes. Er hatte ein tiefschwarzes Hauptfell ohne Schecken.
    Er stand auf einen schweren Vierzack gestützt da, der ihn um eine halbe Körperlänge überragte und mit dem man ein Mammut hätte fällen können.
    Und an seiner Seite befand sich ein kleiner Junge von vielleicht neun Jahren.
    »Das ist der Junge, den ich am Xatan-Monument getroffen habe«, rief Mythor aus. Er ging näher ans Geländer und suchte den Blick des Jungen. Der erwiderte ihn, und das wölfische Grinsen um seinen Mund vertiefte sich.
    Als Carlumen den Außenturm hinter sich ließ und die Zugbrücke dahinter verschwand, tauchte der Junge plötzlich zwischen den Zinnen eines Laufgangs an einer Verbindungsmauer auf. Er lief neben Carlumen her und blickte immer wieder herüber.
    »Was will er nur von uns?« fragte Mythor. »Könnte sein, daß er Corchwiils Bann entfliehen möchte und sich von uns Fluchthilfe erwartet?«
    »Dieser Junge, Mythor«, sagte Nadomir, »ist Xatan. Das ist mir sofort klargeworden, als ich ihn sah. Ich verstehe jetzt auch die Bedeutung des magischen

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