Mythor - 129 - Fluch über Nykerien
Schattenzone üblichen Fäßchen wurden die beiden sich handelseinig.
»Haltet das Salz bereit, wir werden das Wasser heranschaffen«, versprach der Anführer der Plypen.
Die kleine Flotte zog ab.
»Ich traue diesen Wasserkraken nicht«, sagte Gerrek.
»Mag sein. Jetzt haben wir einiges zu tun – wenigstens diese Zisterne muß bis auf den letzten Tropfen geleert werden. Und zwar bald.«
»Ist das ein Vorwurf?« krakeelte Gerrek los. »Wieder einmal an mich? Bin ich wieder der Schuldige, wenn etwas nicht klappen will? Tue ich nicht genug? Arbeite ich nicht, bis mir der Atem versagt? Wahrhaftig, es wäre fast besser für mich, Sklave der Plypen zu sein als mit dir befreundet.«
Mythor ließ den Quengler gewähren; er wußte, was von Gerreks Beschwerden zu halten war, und ihm selbst war die leidige Schöpfarbeit auch längst zuwider. Sie mußte aber gemacht werden – und jeder hatte anzufassen.
Mythor und Gerrek tauschten mit Sadagar und Necron die Plätze. Die beiden Steinmänner hatten unten in der Zisterne geschöpft und waren froh, dieser dumpfen Tiefe entronnen zu sein.
Es war eine mühevolle Arbeit, die Eimer in die giftige Brühe zu tauchen und nach oben zu reichen; sie war schweißtreibend, nahm die Atemluft und brachte sich in einigen Stunden wahrscheinlich mit furchtbarem Muskelkater in Erinnerung.
»He, ihr Narren – nicht zurückschütten!« schrie Gerrek nach oben, als er von einem heftigen Guß getroffen wurde.
Im nächsten Augenblick hob sich der Boden unter Mythors Füßen. Rechts von ihm gellte Gerreks Entsetzensschrei, über ihm erklangen andere Schreckensrufe.
Mythor verlor den Halt und stürzte in die Zisterne. Das Wasser war noch schulterhoch, war also eigentlich für Mythor nicht gefährlich. Das heftige Tanzen des Bodens aber ließ das Wasser aufgischten, und Mythor bekam keinen Halt unter den Füßen.
»Schattenbeben!« schrie Gerrek.
Platschend landete er neben Mythor in der Neige der Zisterne. Mythor spürte, wie Angst ihn packte.
Von der Öffnung der Zisterne war in dieser Tiefe nichts zu sehen, und die Fackeln, die die Höhlung ausleuchteten, kippten eine nach der anderen aus den Halterungen, fielen ins Wasser und versanken zischend. Furchtbare Finsternis umfing die beiden. Über sich konnten sie die Angstrufe der anderen hören, dazwischen das nervenzermahlende Rumpeln und Poltern des Bodens.
Jeden Augenblick befürchtete Mythor, daß die Zisterne über seinem Kopf zusammenbrach.
Nichts dergleichen geschah, aber es kam immer mehr Wasser herabgerieselt.
»Wo kommt dieses Wasser her?« schnaubte Gerrek. Der Mandaler war nicht der beste Schwimmer und hatte große Mühe, nicht in den aufgepeitschten Wellen zu versinken.
»Halte dich an mir fest!« rief Mythor.
Das Rumpeln und Poltern wurde ein wenig leiser, aber jetzt schwoll das herabrinnende Wasser rasch vom Rinnsal zum Sturzbach an – für die beiden Schwimmer zeichnete sich ein nicht minder schrecklicher Tod ab, der durch Ertrinken.
Mythor fand einen Vorsprung an der Wand, an dem er sich festhalten konnte. Gerrek hatte sich mit der Rechten an Mythors Gürtel festgekrallt. Mochte er in dem Sturzregen kaum noch Luft bekommen – zum Zetern reichte der Atem aus.
Mythor tastete sich langsam vorwärts. Er wollte in der Dunkelheit das Seil finden, das in die Tiefe der Zisterne herabhing. Bange Minuten vergingen, dann hatte er das Tau gefunden.
Mythor hatte den Eindruck, als versinke Carlumen in einem riesigen Meer, so heftig stürzte das Wasser auf ihn herab. Es galt keine Zeit zu verlieren. Bevor die Zisterne völlig gefüllt war, mußten die beiden die Oberfläche von Carlumen erreicht haben.
»Streng dich an«, forderte Mythor den Mandaler auf.
»Was, glaubst du, tue ich? Mich ausruhen?« keifte Gerrek zurück.
Es war ein ungeheuer kräftezehrendes Unterfangen, gegen den Strom in die Höhe zu klettern – aber die beiden gewannen Meter um Meter. Schließlich erreichten sie jene Stelle, an der die Treppe begann, und von da an war der Aufstieg leichter.
An der Oberfläche stand alles unter Wasser, und Mythor sah auch sofort den Grund dafür – irgendwie war Carlumen unter einen gewaltigen Wasserfall geraten, der seine Fluten auf die Fliegende Stadt herabstürzen ließ. Wie mit Hämmern schlug das Wasser auf die Oberfläche ein – Mythor und Gerrek mußten sich sofort eine Deckung suchen, um nicht niedergerissen und fortgespült zu werden.
Den anderen war es nicht besser ergangen; auch sie hatten sich Deckungen
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